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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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küsste sie. Tommy riss sich los und rannte in den kleinen Garten hinaus. Mary klammerte sich an Dell. Als ihre kleinen Finger ihn schließlich losließen, setzte er sie behutsam ab. Sie lächelte ihn einen Augenblick lang an, dann folgte sie ihrem Bruder hinaus.
    Rosie legte ihre Hände auf Dells Schultern und sah zu ihm auf. Das dunkle Haar fiel ihr ins Gesicht. »Happy birthday, Robbie.« Sie küsste ihn auf den Mund, dann schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihn. Fest. Er erwiderte die Umarmung, roch ihre Haut. Wie Mandeln.
    Dell hob das Gesicht seiner Frau an und küsste sie wieder. »Ich liebe dich, Rosie.«
    Â»Ich liebe dich auch.« Ihr Blick tief und dunkel und aufgewühlt.
    Der Schrei eines Bussards holte Dell in die Gegenwart zurück, in der er auf einem Felsblock auf einem kleinen Hügel saß und zu dem gestreiften Zelt hinunterstarrte, das in der Hitze leicht flimmerte. Der Vogel kreiste träge über ihm, flog dann weiter, sein Schatten streifte über die rote Erde. Dell verspürte einen stechenden Schmerz im Herzen. Dann brachte er sich selbst an einen Ort jenseits des Schmerzes. In das Nichts.
    Schatten verfolgten einander auf dem Sand, und die Sonne sank dem Horizont entgegen. Laute Musik plärrte aus den Lautsprechern im Zelt. Wurde abrupt abgewürgt. Eine blecherne Männerstimme sagte: »Eins, zwei. Test. Test. Eins, zwei.«
    Dell nahm einen Schluck Wasser aus der Flasche. Es war warm, und das meiste spuckte er wieder in den Dreck. Er zog die Dose Cobra Schuhcreme aus der Tasche. Die schwarz-rote Dose mit der sich aufbäumenden Schlange drauf. Tauchte die Finger in die geschmolzene Schuhcreme und schmierte sie sich ins Gesicht. Die Innenseite des silbernen Deckels benutzte er als Spiegel, und er bedeckte alle entblößten Körperstellen. Schwärzte Arme und Hände. Dann beobachtete er, wie die Nacht das Tal strangulierte.
    Er hörte ein tiefes Grummeln, als ein Generator ansprang und das Zelt gelb zu leuchten begann. Minibus-Taxis trafen jetzt in Scharen ein und spuckten die arme Landbevölkerung aus, dort am Zelt, wo Lagerfeuer brannten. Ein Schwirren von aufgeregtem Geplapper lag in der Luft.
    Dicke Autos mit Nummernschildern aus anderen Gegenden hielten auf der Rückseite des Zeltes. Dell verfolgte mit dem billigen Fernglas, wie die Würdenträger auf den Plastikstühlen auf dem Podium Platz nahmen. Armani und Gucci begegneten Stammeskleidung. BMW -Schlüssel und Mobiltelefone baumelten von den Gürteln, die Überwürfe aus Tierfell zusammenhielten.
    Dell hörte Sirenen, und ein Fahrzeugkonvoi glitt mit Blaulicht aus der Nacht heran. Blitzlichter flammten auf, als der Minister, prächtig herausgeputzt mit Hyänenschwänzen und Leopardenfell, seine Hauptfrau, eine kräftige Frau mit einem riesigen weißen Maidenform- BH und einem turmhohen Kopfschmuck, in das Zelt führte. Jubel und Geheul erfüllte die Ebene.
    Dell überprüfte die Pistole. Er hatte an der Tankstelle zweimal geschossen. Sechs Schüsse blieben ihm noch. Genug für das, was er tun musste.

Kapitel 79
    Dell näherte sich dem Zelt, wobei er sich außerhalb der Reichweite der Lichter und des Feuers hielt. Die tiefe Stimme des Ministers, ein verstärktes Brüllen, wetterte auf Zulu in die Nacht. Er peitschte die Menge auf, die jetzt mit gereckten Fäusten tanzte und skandierte. Dell erinnerte sich an die politischen Kundgebungen, an denen er teilgenommen hatte, als er noch keine dreißig war. Als Reporter oder als Privatperson. Wobei man als Journalist unter Umständen genauso schnell verhaftet wurde wie ein schwarzer Jugendlicher, der einen Stein warf.
    Dell fand eine Stelle im Schatten. Er konnte an den gereckten Fäusten vorbei auf die Bühne sehen. Der Minister in seiner Stammeskleidung, in der ihm der Bauch über den Lendenschurz quoll, gestikulierte wild. Aus den Lautsprechern plärrte laut Musik. Ein Kriegsgesang der Zulu, unterlegt mit modernem Beat von der Straße. Die Menge sang mit, der Minister stimmte ein, stampfte mit den Füßen, tanzte den Toyi-toyi, die Faust gereckt.
    Er verließ das Podium und trat zum Publikum hinunter, wurde von der ekstatischen Menge komplett verschluckt. Dell sah immer wieder kurz die Leibwächter des Ministers, Männer in dunklen Anzügen, die sich ihren Weg durch das Treiben bahnten, dem schwitzenden Glatzkopf ihres Herrn folgend, der wie ein

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