Staubige Hölle
Hier ging es allein um Geld. Zondi kramte sein Portemonnaie aus der Tasche und nahm das Bargeld heraus. Ging zu der Frau hinüber, die wieder zu Boden gesunken war und die Wange auf das Holz des Sarges gepresst hatte.
Zondi hielt ihr das Geld hin. »Nimm das.«
Sie schniefte, überschlug den Wert der Scheine in seiner Hand. Befand ihn für unzulänglich. »Ich habe so viel für dieses Kind getan.«
Zondi hockte sich neben sie, drückte ihr das Geld in die Hand. »Nimm das und schweig, sonst werfe ich dich den Berg hinunter.«
Sie hörte auf zu jammern, fixierte ihn mit einem blutunterlaufenen Auge. Sah, dass er es ernst meinte. Das Geld war unter ihrem schwarzen Tuch verschwunden, und sie stand auf und beschränkte sich nun auf ein leiseres Jammern. Immer noch laut genug, um das Gemurmel des Predigers zu übertönen, aber nicht die Fehlzündung des Motors. Zondi drehte sich um und sah den Ford näherkommen, eine Staubfahne hinter sich herziehend.
***
Dell hielt den Ford neben einem schwarzen Pick-up, identisch mit dem, der seine Familie in den Tod geschickt hatte. Aber dieser hier trug das goldene Firmenzeichen des Leichenbestatters auf der Tür. Er stieg aus und kletterte den Berg hinauf zu der Stelle, wo er zwei Tage zuvor Zondi mit einer Schusswaffe bedroht hatte. Marschierte zwischen den Kreuzen auf die kleine Gruppe zu, die sich um den Sarg versammelt hatte.
Ein kahlköpfiger Zondi stand neben dem Leichenbestatter, teilnahmslos, die Hände gefaltet, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. Dell stellte sich ans Grab und starrte in die Erde hinab. Begriff, dass er auf etwas wartete, dass eine Stimme zu ihm sprach. Ihm den Sinn der letzten paar Tage erklärte. Aber er hörte nichts als das Murmeln des Predigers und das Wehklagen der mageren, in ein Tuch gehüllten Frau.
Der Prediger breitete die Arme aus und blickte zum Himmel hinauf. Stand einen Moment unbewegt und mit geschlossenen Augen da. Dann senkte er die Arme, öffnete die Augen und nickte dem Bestattungsunternehmer zu. Der fette Mann gab den vier Totengräbern ein Zeichen und verscheuchte einige Fliegen. Die Männer erhoben sich und traten heran, bückten sich nach den Seilen, die sich unter dem Sarg schlängelten. Sie zogen den Sarg auf das Loch zu und ächzten, als sie ihn langsam hinab lieÃen. Schweià strömte von ihren Gesichtern auf ihre zerrissene, schmutzige Kleidung.
Zondi trat vor, nahm eine Handvoll Sand und warf ihn auf den Sarg. Es klang wie prasselnder Regen. Er drehte sich um, entfernte sich vom Grab und machte sich auf den Weg den Berg hinunter. Dell schloss sich ihm an.
»Dann ist es jetzt vorbei?«, fragte Zondi.
»Ja.«
Dell blieb auf dem Weg stehen und beobachtete, wie sich unten auf der StraÃe eine Kolonne weiÃer Polizeifahrzeuge aus dem Staub schälte. »Ich glaube, die kommen meinetwegen«, sagte er. Zondi sah ihn an. »Man hat mich erkannt. In der Stadt. Einer der Pressetypen.«
»Bist du dafür bereit?«, fragte Zondi.
»Ja«, sagte Dell, »ich bin bereit.« Gab Zondi die Schlüssel des Fords und ging den Berg hinunter.
Die Fahrzeuge hielten an, Uniformierte sprangen heraus, gingen in Schussposition. Ein lautes Schnattern am Himmel, wo der Nachrichtenhubschrauber wie ein Geier kreiste.
Dell hatte das untere Ende des FuÃweges fast erreicht, als er eine Megaphonstimme hörte, hart und metallisch. »Robert Dell, runter auf den Boden.«
Dell ging weiter, ignorierte die warnenden Rufe.
Die erste Kugel kam wie ein Fausthieb gegen die rechte Schulter. Dell stolperte, setzte seinen Weg jedoch unbeirrt fort. Weitere Polizisten eröffneten das Feuer. Ihre Kugeln wirbelten ihn herum und lieÃen ihn förmlich tanzen, und dann lag er auf dem Sand, mit dem Gesicht nach unten, die Arme ausgebreitet, als würde er gleich gekreuzigt.
Als die Männer sich ihm mit gezückten Waffen in den geballten Fäusten näherten, ihre Schatten wie schwarze Farbe auf dem Sand, als sie ihn umstellten, schoss der Hubschrauber tief herab, und die Rotorblätter wirbelten den Staub auf, der sich wie ein Leichentuch über Dell legte.
Ãber den Autor
Roger Smith , 1960 in Johannesburg geboren, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, lebt und arbeitet in Kapstadt. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine
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