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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Lenkrad. Er konnte die Bestürzung in diesen großen dunklen Augen sehen. »Du nimmst mich auf den Arm, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Gestern rief mich ein Radiosender in Jo’burg an. Die haben mich richtiggehend überrumpelt. Sie wollten einen Kommentar.«
    Â»Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    Â»Mein Gott, Rosie. Du hattest doch die Sache mit Ben Baker um die Ohren.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, sah dann wieder auf die Straße. »Wann haben sie ihn denn entlassen?«
    Â»Anscheinend schon vor ein paar Wochen. Man hat ihn durch die Hintertür rausgelassen, weswegen wir nichts davon erfahren haben.«
    Â»Ich dachte, lebenslänglich bedeutet lebenslänglich?«
    Er zuckte die Achseln. »In diesem Fall bedeutete es sechzehn Jahre.«
    Â»Glaubst du, er wird sich mit dir in Verbindung setzen?«
    Â»Nie im Leben, Rosie. Keine Sorge.«
    Â»Er ist ihr Großvater.« Sie sah kurz in den Rückspiegel auf die Zwillinge, die immer noch mit ihrer Fernsehdiskussion beschäftigt waren.
    Â»Er wird nicht so dumm sein, in meine Nähe zu kommen. Und selbst wenn, glaubst du vielleicht, ich würde ihn auch nur auf eine verschissene Meile an sie heran lassen?«
    Was Marys Radarohren aufgeschnappt hatten. »Daddy hat ein böses Wort gesagt.«
    Dell drehte sich um. »Ja, Daddy hat ein sehr böses Wort gesagt. Und das tut Daddy sehr leid. Okay?«
    Â»Wo ist er?« Rosie klang gereizt.
    Â»Keine Ahnung. Ich denke, seine rechtsradikalen Kumpane werden ihn wohl aufgenommen haben.«
    Â»Mein Gott, Rob …«
    Â»Ja, ich weiß, ich weiß. Es war schon hart, sein Sohn zu sein, als er getan hat, was er getan hat. Und jetzt geht alles wieder von vorne los, stimmt’s?«
    Â»Du bist nicht dein Vater, Rob.« Rosies Augen waren auf die Straße gerichtet, doch sie streckte eine Hand aus und berührte sein Gesicht.
    Â»Nein. Das bin ich nicht.«
    Er hatte den Mädchennamen seiner Mutter angenommen. Sprach mit ihrem südafrikanischen Akzent. Stand politisch eher links, was ihn zum Feind seines Vaters gemacht hatte. Zeugte gemischtrassige Kinder. Doch manchmal, wenn ein Spiegel ihn überrumpelte, sah er für einen kurzen Augenblick den älteren Mann, der ihn anstarrte.
    Auf dem Rücksitz herrschte helle Aufregung. Tommy versuchte, an Marys Getränk heranzukommen, und kippte dabei den Saft über sie. Mary brüllte, und Tommy brüllte zurück.
    Dell drehte sich um und fuhr die Kinder scharf an. »Um Himmels willen, könnt ihr zwei euch gottverdammt noch mal nicht benehmen!«
    Sein Ausbruch hinterließ ein Vakuum, das schnell durch Marys Geheule gefüllt wurde.
    Â»Okay okay okay. Immer locker bleiben«, beschwichtigte Dell und kramte im Handschuhfach nach einem Päckchen Taschentücher. Er öffnete seinen Sicherheitsgurt und drehte sich zu seiner Tochter um, kniete sich auf den Beifahrersitz und griff nach hinten, um ihr feuchtes T-Shirt abzutupfen. »Beruhige dich wieder, Mary, ist doch nur Saft.«
    Â»Daddy hat gebrüllt.«
    Â»Tut mir leid, Kleines. Ich hab’s nicht so gemeint.«
    Das Mädchen klammerte sich an Dell, und er vergrub seine Nase in ihren Haaren. Sie duftete nach Kokosnuss-Shampoo. Er spürte ihre Rippen unter seinen Händen, kleine Knochen, die bei jedem Schluchzer bebten. Das Herz klopfte. Äußerlich hatten die Zwillinge wenig von Dell, aber er war überzeugt, dass Mary seinen Charakter geerbt hatte. Sie war nachdenklich. Manchmal traurig. Tom war impulsiver, wie seine Mutter.
    Der Junge schniefte jetzt auch, also löste Dell seine linke Hand und nahm seinen Sohn ebenfalls in den Arm. Hielt sie beide. Damals, als er arbeitete, wenn er von seiner Familie getrennt war, allein in einem Hotelzimmer lag oder in der abgedunkelten Röhre eines Passagierflugzeugs saß, hatte Dell sich dabei ertappt, wie er in einem stummen Mantra die Namen seiner Frau und Kinder wiederholte. Als würde sie das zu einer untrennbaren Einheit zusammenschweißen. Rosie, Mary, Tommy.
    Tom zappelte, und Dell ließ ihn los. Aber Mary hielt sich fest. »Ich liebe dich, Daddy.«
    Â»Und ich liebe dich auch, mein Engel.«
    Schließlich ließen die kleinen Finger seiner Tochter ihn los, und Dell, der immer noch kniete, hob sein Gesicht aus ihren Haaren und sah hinter ihnen den schwarzen Pick-up näher kommen, ein Allradler mit dunkel

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