Staustufe (German Edition)
setzen und einen Rüffel entgegennehmen.
«Soll ich Ihnen mal aufzählen, wie viel in dieser Ermittlung schiefgelaufen ist?», lamentierte Fock. «Haftbefehle gegen zwei falsche Verdächtige, davon einer ein Prominenter. Selbstmord eines Verdächtigen im Präsidium. Eine Geiselnahme. Und Chaos, wohin man blickt. Ohne die ordnende Hand von Gerd Weber läuft Ihre Mordkommission nicht mehr rund.»
Winter reichte es jetzt.
«Kein Wunder, wenn Sie mir für diese verwickelte Geschichte genau zwei Mitarbeiter zur Verfügung stellen, beide unerfahren. Sie persönlich waren ja der Ansicht, dass der Tod eines unbekannten Mädchens ohne Gesicht sowieso nicht aufzuklären ist. Tut mir leid, Chef, aber ich wollte in der Sache eh mit Ihnen sprechen. Sie dürfen nie wieder eine Ermittlung so knapp ausstatten und dann noch unter Zeitdruck setzen. Es ist reiner Zufall, dass jetzt nicht der Falsche angeklagt wird.»
Fock zupfte an seiner roten Fliege herum. «Nun seien Sie doch nicht so leicht beleidigt, Winter. Man wird ja wohl noch auf Probleme hinweisen dürfen. Ich weiß ja, Sie haben den Fall jetzt immerhin geklärt. Und in der SoKo Krawatte haben Sie gute Arbeit geleistet. Wenn es natürlich auch Zufall war, dass gerade Sie den fraglichen Computer zur Untersuchung hatten. Jedenfalls, nehmen Sie sich mal ein Beispiel an den Kollegen von der Mordkommission zwei. Die waren auch überlastet, und trotzdem sind die nebenbei noch Hinweisen in dem alten Fall von dieser Nieder Mädchenleiche von vor zehn Jahren nachgegangen. Sie stehen kurz vor einem Durchbruch, sagte mir Till Engelhardt eben. Er hat irgendeine Agentur in Karatschi aufgetan, die seit Jahren kleine Mädchen aus Afghanistan als Hausmädchen an Frankfurter und Münchener Inder und Pakistanis verhökert. Die Agentur ist so eine Art Familienbetrieb, nennt sich Au-Pair-Vermittlung. In Pakistan ist das alles nicht illegal. Die haben sich wohl bereit erklärt, in ihrer Kartei nach dem Mädchen zu suchen. Engelhardt hat mit den zehntausend Euro Belohnung gelockt, die in dem Fall ausgesetzt sind.»
«Herr Engelhardt verdankt diesen Durchbruch einem sehr konkreten Hinweis meinerseits», sagte Winter lakonisch.
Fock wurden die Augen groß. Er hüstelte.
«Schönes Wochenende dann, Chef», sagte Winter, stand auf und ging.
Draußen im Korridor sah er auf die Uhr. Zufällig war es ungefähr die Zeit, zu der Kollegin Aksoy wahrscheinlich beim KDD ihre Nachtschicht antrat. Wie wäre es, wenn er rasch auf der Wache vorbeiging und ihr noch schnell von den Entwicklungen der letzten Tage berichtete? Hilal Aksoy hatte ein Recht darauf zu wissen, wie der Fall Stolze ausgegangen war. In der Sache mit dem Dienstmädchen sollte sie übrigens ziemlich zufrieden mit ihm sein. Müde, aber gut gelaunt machte Winter sich auf den Weg.
Über Alex Reichenbach
Alex Reichenbach studierte Amerikanistik und Politologie und lebt und schreibt in Frankfurt am Main. «Staustufe» ist der erste Band in der Reihe um Hauptkommissar Andreas Winter und seine türkische Kollegin Hilal Aksoy.
Über dieses Buch
Die Tote im Main: Niemand kennt ihr Gesicht. Niemand vermisst sie.
Am Main-Staukraftwerk wird eine grausam entstellte Mädchenleiche angeschwemmt. Hauptkommissar Andreas Winter, selbst Vater einer Sechzehnjährigen, setzt alles daran, den Täter zu finden. Doch als er den Mord aufgeklärt zu haben glaubt, nimmt der Fall eine ungeahnte Wendung. Seine ungeliebte, nervtötend politisch korrekte Kollegin Hilal Aksoy findet heraus, dass Winters Tochter die Tote kannte. Und sie stellt eine beängstigende Hypothese auf: Fiel die Tote einem Ritualmord zum Opfer, ausgeführt von der Clique, der auch Winters Tochter angehört? Am nächsten Tag findet man eine weitere Leiche ...
Winter & Aksoy - das neue Ermittlerduo aus Frankfurt
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2011
Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung any.way, Cathrin Günther/Gunnar Rettschlag
(Umschlagabbildung: Frank Muckenheim/Endless Image/buchcover.com)
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
ISBN Buchausgabe 978-3-499-25539-7 (1. Auflage 2011)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-44961-9
www.rowohlt-digitalbuch.de
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