Stefan Bonner und Anne Weiss
berichten zwei, die es wissen müssen. Wir, die beiden Autoren, sind Experten in Sachen Dummheit. Denn wir stammen aus der Mitte der Generation Doof.
Die eigene Unzulänglichkeit verfolgt uns täglich auf Schritt und Tritt. Zum Beispiel, wenn wir Menschen treffen, die die Abfolge der römischen Kaiser mit verbundenen Augen runterbeten können, die griechische Mythologie nicht nur von der Rückseite einer Cornflakes-Packung kennen und sogar noch wissen, wie man ohne Taschenrechner addiert. Wenn wir mit solchen Leuten re-den, lächeln wir freundlich wie Japaner, weil wir nach kurzer Zeit den roten Faden verloren haben. In Momenten wie diesen wissen wir, was die moderne Informationstechnologie mit uns angestellt hat. Was uns tröstet, ist die Gewissheit, dass es uns nicht alleine so ergeht. Halbwissen und Dilettantismus sind die Waffen unserer Generation. Und das Wissen darüber, dass wir nicht so richtig viel wissen und das bloß keinen merken lassen dürfen, kennen wir alle.
Generationen werden seit Generationen gerne beschrieben. Zu den bekannteren Titeln in Romanform gehört ohne Zweifel Generation X von Douglas Coupland aus dem Jahr 1991. Er beschrieb ein Gefühl der Desillusionierung gegenüber den Erwartungen früherer Generationen wie Wohlstand und Karriere. Man könnte auch sa-gen: Die Generation X hatte null Bock auf Spießbürgertum.
Florian Mies setzte sich selbst und seinen Altersgenossen 2001 mit dem Sachbuch Generation Golf ein Denkmal. Es gelang dem jungen Journalisten damit, den Kindern der siebziger Jahre ein ku scheliges Gefühl der Gemeinsamkeit zu verkaufen.
Da sich dieses Buch eher an ein männliches Publikum wandte, folgte für das schöne Geschlecht die Generation Ally – eine Beschau von shoppingfixierten Frauen, die es wegen der Kult-Fernsehserie Ally McBeal witzig fanden, ein bisschen bluna zu sein.
Aber auch die Printmedien und das Fernsehen werfen mit Ge-nerationsbegriffen nur so um sich. Ernährungssünder wurden mit dem Begriff »Generation Chips« aufgescheucht. Er sollte die Gene ration der in den Achtzigern geborenen Kinder bezeichnen, die mit schlechter Ernährung aufgewachsen waren. Außerdem wurde die »Generation Praktikum« bemitleidet, die man auch »Generation Prekär« nannte, weil durch ihren Sklaveneinsatz in deutschen Unternehmen auf einmal Arbeitsplätze in Gefahr schienen. Sie leistete über einen langen Zeitraum alles, ohne Hoffnung, irgendwann ein mal auch monetär dafür entlohnt zu werden. Hinzu kamen noch »Generation MTV« und »Generation Internet«. Und das sind nur einige Beispiele dafür, wie der Begriff in den vergangenen Jahren abgenutzt wurde. Mit ein bisschen Glück und Spucke wurde dabei der jeweilige Zeitgeist getroffen.
Die Generation Doof besteht aus all diesen Generationen, und doch ist sie mehr.
Eine Generation umfasst in Jahren das Mittel aus dem Alters-abstand von Kindern und Eltern. Es hängt also alles davon ab, in welchem Alter die lieben Eltern sich entscheiden, ihren Wurf ins Rennen zu schicken. Vor dem Jahr 1800 betrug der Abstand einer Generation etwa dreißig Jahre, zwischendurch sank er mal ein bisschen, aber durch die vielen Akademikerinnen und Spätgebärenden sind wir heute etwa wieder bei dreißig Jahren.
Da ist man in der Soziologie auch schon mal etwas großzügi ger und rechnet nach Karl Mannheim leger in »Kohorten«, also bestimmten Jahrgängen, die gemeinsame Erfahrungen aufweisen, zum Beispiel die Kriegsjahrgänge, die Achtundsechziger oder die Babyboomer.
Wir sind großzügig. Unsere Generation umfasst rund dreißig Jahre und wird durch bestimmte doofe Einstellungen, Interessen und Verhaltensweisen geprägt. Es ist die Generation der heute Fünfzehn-bis Fünfundvierzigjährigen. Sie umfasst diejenigen, die heute ihren späten Wurf großziehen (oder kinderlos bleiben), ge nauso wie die Schüler, Auszubildenden, Studierenden und Prak tikanten, die gerade aus dem Hotel Mama ausgezogen sind und sich mit der harten Lebenswirklichkeit jenseits von Playstation und Vollkasko-Mentalität abfinden müssen.
Wir sind die Generation der Unentschlossenen, der ewig Jugendlichen, die nicht erwachsen werden wollen – eine Generation, die alles haben will, und zwar sofort, aber keine Entscheidungen treffen mag.
Das führt dann im besten Fall dazu, dass man eine Stunde vor dem Shampoo-Regal im Supermarkt steht und dann doch mit dem gleichen Haarwaschmittel nach Hause dackelt, das schon Mutti immer gekauft hat.
Im schlechtesten Fall geht es uns
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