Steife Prise
Land!«, grunzte Mumm. »Wobei will man sich denn auf dem Land amüsieren? Weißt du, warum man es das Land nennt, Karotte? Weil es dort verdammt nochmal nichts anderes gibt als blöde Bäume, um die man dann ein großes Trara machen soll, dabei sind sie nichts anderes als steifes Unkraut! Absolut langweilig! Das Ganze ist wie ein ewig langer Sonntag! Und ich muss auch noch lauter feine Pinkel kennenlernen!«
»Ach, das wird schon, Chef. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie mal einen Tag frei genommen hätten, wenn Sie nicht gerade verletzt waren«, erwiderte Karotte.
»Und sogar dann wollte er sich ständig um alles kümmern und hat ewig herumgenörgelt«, sagte eine Stimme von der Tür her. Sie gehörte Lady Sybil Mumm, und Mumm stellte fest, dass es ihm überhaupt nicht passte, wie seine Männer mit fliegenden Fahnen zu ihr überliefen. Er liebte Lady Sybil, daran bestand überhaupt kein Zweifel, aber in letzter Zeit war ihm doch aufgefallen, dass sein traditionelles Schinken -Tomate-und-Salat-Sandwich sich unter der Hand in ein Schinken- Tomate-und-Salat -Sandwich verwandelt hatte. Dabei ging es natürlich nur um seine Gesundheit. Es war die reinste Verschwörung. Warum entdeckte nicht mal jemand ein ungesundes Gemüse? Und was war an Zwiebelsoße so falsch? Da waren doch Zwiebeln drin, oder etwa nicht? Man musste davon furzen, oder etwa nicht? Er wusste genau, dass er das irgendwo gelesen hatte.
Zwei Wochen Urlaub, und jede Mahlzeit unter der Aufsicht seiner Gattin. Allein der Gedanke war unerträglich, dennoch musste er natürlich trotzdem ständig daran denken. Und dann war da noch Klein-Sam, der wie Unkraut aufwuchs. Ferien an der frischen Luft würden ihm guttun, meinte seine Mutter. Mumm hatte ihr nicht widersprochen. Es hatte keinen Sinn, sich mit Sybil zu streiten, denn selbst wenn man glaubte, gewonnen zu haben, stellte sich aufgrund irgendeiner, Ehemännern nicht zur Verfügung stehenden Magie heraus, dass man eigentlich von Anfang an total falsch informiert gewesen war.
Wenigstens durfte er die Stadt in seiner Rüstung verlassen. Sie war ein Teil von ihm und ebenso ramponiert wie er selbst – mit dem kleinen Unterschied, dass man die Dellen in der Rüstung mit einem Hammer wieder ausbeulen konnte.
Mumm saß mit seinem Sohn auf den Knien in der Kutsche, die ihn hurtig einem zweiwöchigen bukolischen Schlummer zutrug, und blickte aus dem Fenster auf die davoneilende Stadt. Er kam sich wie ein Verbannter vor. Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass sich in der Stadt bestimmt bald irgendein grässlicher Mord oder ein haarsträubender Diebstahl ereignen würde, für deren Aufklärung – und sei es nur zur nicht zu unterschätzenden Aufrechterhaltung der Moral – die Anwesenheit des Chefs der Stadtwache erforderlich sein würde. Zumindest blieb ihm diese Hoffnung.
Seit seiner Hochzeit wusste Sam Mumm, dass seine Frau ein Anwesen auf dem Lande besaß. Einer der Gründe, weshalb er es wusste, war der, dass sie es ihm geschenkt hatte. Genauer gesagt, hatte sie den gesamten Besitz ihrer Familie auf ihn übertragen, da besagte Familie zu jenem Zeitpunkt nur noch aus ihr bestanden hatte. Und das alles aus der altmodischen, aber liebenswerten Überzeugung heraus, dass immer der Ehemann für das Besitzen des Besitzes zuständig sei. 2 Sie hatte darauf bestanden.
Und so hatte mit schöner Regelmäßigkeit ein Karren den ganzen Weg vom Landhaus bis zu ihrem Wohnsitz in der Teekuchenstraße in Ankh-Morpork zurückgelegt, je nach Jahreszeit bis obenhin beladen mit Obst und Gemüse, Käse und allerlei Fleischsorten – mithin der gesamten Produktpalette eines hochherrschaftlichen Landguts, das er selbst noch nie gesehen hatte. Er war auch jetzt nicht scharf darauf, es zu sehen. Vom Leben auf dem Lande wusste er nur, dass es unter den Schuhsohlen schmatzte. Zugegebenermaßen schmatzte es auch in den meisten Straßen Ankh-Morporks unter den Schuhsohlen, aber das war immerhin die richtige Sorte Schmatzen, ein Schmatzen, das ihn schon begleitete, seit er laufen und, unweigerlich, darauf ausrutschen konnte.
Der Landsitz trug offiziell den Namen Crundells, wurde aber immer nur Gut Käsedick genannt. Allem Anschein nach gehörte nicht nur eine ganze Meile Forellenbach, sondern auch, wie sich Mumm aus den Übertragungsurkunden zu erinnern glaubte, eine Kneipe dazu. Mumm wusste, dass man eine Kneipe besitzen konnte, fragte sich aber, wie das bei einem Forellenbach gehen sollte: Wenn dieser Abschnitt hier
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