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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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lächelt.
    »Ich habe mit dem – Engel gesprochen.«
    »Engel?«
    »Nicht wirklich ein Engel, Jahres-Kapitän. Auch kein physisches Wesen, überhaupt keine Art fremder Gattung. Eher wie die Energiewesen, die Heinz erwähnt hat. Aber größer. Größer. Ich weiß nicht, was es war, Jahres-Kapitän.«
    »Sie haben mir gesagt, Sie hätten mit einem Stern gesprochen.«
    »– einem Stern!«
    »In Ihrem Delirium. Das haben Sie gesagt.«
    Ihre Augen funkeln vor Erregung.
    »Ein Stern! Ja! Ja, Jahres-Kapitän! Ich glaube, das habe ich, ja!«
    »Aber was heißt das: mit einem Stern sprechen?«
    Sie lacht.
    »Es heißt, mit einem Stern sprechen, Jahres-Kapitän. Eine Riesenkugel leuchtender Gase, Jahres-Kapitän, und sie hat einen Geist, sie hat Bewußtsein. Ich glaube, das war es. Jetzt bin ich sicher. Ich bin sicher!«
    »Aber wie kann ein –«
    Das Licht in ihren Augen erlischt plötzlich. Sie ist wieder unterwegs; sie ist nicht mehr bei ihm. Er wartet an ihrem Bett. Eine Stunde, zwei Stunden, einen halben Tag. In was für ein bizarres Reich ist sie eingedrungen? Ihre Atmung ist ein fernes, unpersönliches Summen. So fern von ihm jetzt, so fern von jedem Ort, den er begreift. Endlich zucken ihre Lider. Sie öffnet die Augen. Ihr Gesicht erscheint verwandelt. Für den JahresKapitän scheint sie zum Teil immer noch in der anderen Welt außerhalb des Schiffes zu sein.
    »Ja«, sagt sie. »Kein Engel, Jahres-Kapitän. Eine Sonne. Eine lebendige, intelligente Sonne.« Ihre Augen strahlen. »Eine Sonne, ein Stern, eine Sonne«, murmelt sie. »Ich habe das Bewußtsein einer Sonne berührt. Glauben Sie das, JahresKapitän? Ich habe ein Netz von Sternen gefunden, die denken, die einen Geist, die Seele besitzen. Die sich verständigen. Das ganze Universum lebt.«
    »Ein Stern«, sagt er dumpf. »Die Sterne sind geistbeseelt.«
    »Ja.«
    »Alle? Unsere eigene Sonne auch?«
    »Alle. Wir sind zu der Stelle in der Galaxis gekommen, wo dieser Stern lebt, und er sendete auf meiner Wellenlänge, und seine Ausstrahlung überdeckte meine Verbindung mit Yvonne. Das war die Störung, Jahres-Kapitän. Der große Stern als Sender.«
    Das Gespräch hat für ihn etwas Traumartiges angenommen. Er sagt leise: »Warum hat die Sonne der Erde Sie und Yvonne nicht überdeckt, als Sie auf der Erde waren?«
    Sie zuckt die Achseln.
    »Sie ist nicht alt genug. Es dauert – ich weiß nicht, Milliarden Jahre –, bis sie reif sind, bis sie senden können. Unsere Sonne ist nicht alt genug, Jahres-Kapitän. Keiner der Sterne in der Nähe der Erde ist alt genug. Aber hier draußen –«
    »Stehen Sie jetzt mit ihm in Verbindung?«
    »Ja. Mit ihm und vielen anderen. Und mit Yvonne.«
    »Mit Yvonne auch?«
    »Sie ist wieder bei mir angeschlossen. Sie ist in den Kreis aufgenommen.« Noelle macht eine Pause. »Ich kann die anderen mit hineinnehmen. Ich könnte Sie mit hineinnehmen, JahresKapitän.«
    »Mich?«
    »Sie. Möchten Sie einen Stern mit Ihrem Geist berühren?«
    »Was wird mit mir geschehen? Wird es mir schaden?«
    »Hat es mir geschadet, Jahres-Kapitän?«
    »Werde ich danach noch ich sein?«
    »Bin ich noch ich, Jahres-Kapitän?«
    »Ich habe Angst.«
    »Öffnen Sie sich mir. Versuchen Sie es. Sehen Sie, was geschieht.«
    »Ich habe Angst.«
    »Berühren Sie einen Stern, Jahres-Kapitän.«
    Er legt seine Hand auf die ihre.
    »Also gut«, sagt er, und aus seiner Seele wird ein Solarium.
    Danach, während die Sonnenimpulse noch in den Spiegeln seines Geistes vibrieren, während bläulichweiße Funken in seinen Synapsen überspringen, sagt er: »Was ist mit den anderen?«
    »Ich nehme sie auch mit hinein.«
    Er spürt kurz ein Aufflackern von Groll. Er will die Erleuchtung nicht mit anderen teilen. Aber in dem Augenblick, in dem er seinen Groll empfindet, löscht er ihn. Laß sie herein.
    »Nimm meine Hand«, sagt Noelle.
    Sie greifen gemeinsam hinaus. Einen nach dem anderen berühren sie die Menschen im Schiff. Roy. Sylvia. Heinz. Elliot. Er spürt, wie Noelle in Gemeinschaft mit ihm sich ausdehnt, er spürt Yvonne, spürt größere Präsenzen, leuchtend, ewig. Alle sind vereinigt. Schiff-Schwester, Sternen-Schwester: alle werden eins. Der Jahres-Kapitän begreift, daß die Tage des Go-Spiels vorbei sind. Sie sind eine Person; sie sind über das Spielen hinaus.
    »Und jetzt«, flüstert Noelle, »jetzt greifen wir zur Erde hinaus.
    Wir geben unsere Kraft an Yvonne weiter, und Yvonne –« Yvonne zieht die sieben Milliarden auf der Erde in das Netz.
    Das

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