Steine der Macht - Band 5
angeblich schon in jungen Jahren einige mysteriöse Erscheinungen gehabt hatte.
So wurden Geschichten rund um den Untersberg und auch vom General und seiner Station im Berg erzählt.
Es wurde ein gelungener Hüttenabend und erst gegen Mitternacht gingen alle schlafen. Herbert und Elisabeth legten sich im Kinderzimmer oben in die nebeneinanderstehenden Stockbetten, während es sich Peter in den darunterliegenden Betten gemütlich machte. Wolf begab sich in sein Bett im Schlafzimmer. Linda und Claudia wollten in der großen Stube auf den beiden Sofas schlafen.
Es war eine mondlose, finstere Nacht. Das Feuer im Ofen war längst erloschen und nur ab und zu wurde die Stille von einem Knarren im alten Gebälk der Hütte unterbrochen. Plötzlich war ein gellender Schrei zu hören. Wolf erwachte blitzartig, und als er bemerkte, dass es Claudia war, welche draußen in der Stube so schrie, sprang er aus dem Bett, öffnete die Tür und drehte das Licht an. Die junge Frau saß mit schreckverzerrtem Gesicht und weit aufgerissenen Augen aufrecht auf dem Sofa und zitterte am ganzen Leib. Auch die anderen waren durch ihren Schrei aufgewacht und kamen nun ebenfalls in die Stube, um nachzusehen, was da geschehen war. „Was hast du?“, fragte Wolf. „War irgendetwas oder hast du schlecht geträumt?“
Claudia konnte vor Schreck kaum sprechen und stammelte nur: „Da hat mich jemand an den Händen angefasst, ich habe es deutlich gespürt.“
Peter meinte: „Da ist doch niemand! Du wirst bestimmt bloß geträumt haben.“
„Nein, das waren Hände, kalte Hände, sie haben mich berührt“, antwortete sie mit zitternder Stimme.
Wolf und Linda tauschten einen kurzen Blick aus. Außer ihnen beiden wusste ja noch niemand von dem Hüttengeist. Und nun hatte er sich offensichtlich wieder zurückgemeldet. Vielleicht war Claudia eben sehr empfänglich für solche Dinge.
Am nächsten Morgen beim Frühstück erzählte Herbert, dessen Vater hier im Lungau ganz in der Nähe wohnte, auch von einigen seltsamen Geschichten, die nicht rational zu erklären waren. Ob es sich dabei nur um Sagen handelte, die unter der Bevölkerung kursierten, wusste er nicht.
Die Freunde vom Isais-Ring vereinbarten eine neuerliche Fahrt in diese einsame Berggegend, aber erst, wenn es wieder Frühjahr sein würde. Dann wollten sie sich die geschichtsträchtigen, unheimlichen Orte selber ansehen.
Kapitel 2 – Adventsgespräche
Es war in der Adventszeit und der einundzwanzigste Dezember, für welchen laut Maya-Kalender der Weltuntergang vorhergesagt wurde, rückte immer näher. Es lag auch schon eine Menge Schnee am Fuße des Untersberges. In den letzten Wochen waren die Temperaturen bis auf knapp zwanzig Grad unter null gefallen. Das alljährliche Treffen zur Wintersonnenwende der Freunde vom Isais-Ring musste dieses Jahr wegen des Dienstplanes der beiden Polizisten Herbert und Elisabeth auf den zwanzigsten Dezember vorverlegt werden. Linda würde diesmal nicht dabei sein. So trafen sich die fünf Freunde auf dem Adventsmarkt vor dem mittelalterlichen Rathaus in Bad Reichenhall. Peter, der Graf vom Palfen, erschien in der alten Tracht eines bayrischen Jägers. Dieses Outfit passte zu ihm, hatte er doch im Herbst zuvor tatsächlich die Jägerprüfung abgelegt. Nach einem kurzen Rundgang zwischen den weihnachtlich geschmückten Hütten wärmten sich die Freunde bei einem Becher heißen Mets. Der Honigwein war eine Besonderheit.
Direkt vor der Fassade des malerischen Rathauses sang ein kleiner Kinderchor Weihnachtslieder. Der Duft von gebrannten Mandeln und heißen Maroni lag in der Luft. Da es aber empfindlich kalt war, beschlossen die fünf, in das nahe liegende Bürgerbräu zu gehen. Dort würden sie etwas essen.
„Ich habe vorgestern Kontakt mit dem General gehabt“, begann Wolf, „dabei habe ich die Sache von Himmlers Hexenkartothek angesprochen. Kammler meinte, dass Himmler immer schon so einen Hang zum Übersinnlichen gehabt hätte. Der General selbst hatte seiner Aussage zufolge anfangs für solche mystischen Dinge ganz und gar nichts über, aber nach einigen sonderbaren Erlebnissen, die ihm in seiner Zeit im und am Untersberg widerfuhren, begann sich seine Einstellung allmählich zu wandeln. Er war sich jetzt sogar sicher, dass der Reichsführer SS Himmler kein esoterischer Träumer gewesen sei, sondern sehr wohl hinter tiefen Geheimnissen her war. Dann hat er noch etwas von der Gralssuche erzählt. Ein gewisser Otto Rahn suchte in Himmlers
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