Steine der Macht - Band 5
Auftrag nach dem Heiligen Gral. Als Rahn schließlich in den Pyrenäen tatsächlich etwas gefunden haben dürfte, beging er angeblich nach seiner Rückkehr Selbstmord. Aber diese Version von Rahns Ableben glaubte selbst Kammler nicht.“
„Hexenkartothek hast du vorher erwähnt“, fragte Claudia erstaunt, „hat das etwas mit den Tarotkarten der Wahrsagerinnen zu tun?“
„Nein, ganz und gar nicht“, klärte sie Wolf auf, „die Hexenkartothek des Reichsführers SS war eine Sammlung der Daten von etwa dreiunddreißigtausend Hexenprozessen, welche hauptsächlich in Europa stattfanden. Auf vorgedruckten Blättern wurden in siebenunddreißig Rubriken sämtliche relevanten Prozessdaten samt Urteilen, die meist den Tod der Betreffenden bedeuteten, festgehalten. Himmler hatte hierzu ein eigenes Amt in der SS, den „H-Sonderauftrag“, ins Leben gerufen. Was aber der eigentliche Zweck dieser Nachforschungen gewesen sein soll, darüber wird nur spekuliert.“
„Und – was hat er noch gesagt?“, fragte Elisabeth. „Mach es nicht so spannend.“
„Er fragte mich, ob man von der Veränderung hier in der Außenwelt schon etwas bemerkt“, antwortete Wolf und ergänzte, „aber ich musste ihm leider sagen, dass noch nichts Besonderes passiert ist.“
„Was ist bei der Aktivierung des Berges eigentlich herausgekommen?“, fragte Peter. „Damals, als ihr beide in der großen Halle bei der goldenen Kugel wart, habt ihr in diese Sache noch etwas unternommen?“
Claudia antwortete: „Ich weiß, es klingt ein wenig banal, aber mir selbst ist das Ganze auch ein bisschen zu wenig vorgekommen. Was haben wir eigentlich getan? Wolf und ich haben doch nur auf eigentümliche Art und Weise den Eingang zur Halle entdeckt. Er hat dann diesen Doppelkopf mit dem langen Zopf aus der Truhe geholt und auf den dazugehörigen Sockel gestellt. Wolf hat auch den Kristall von der Insel Unije in die Rille vor dem Sockel gesteckt. Danach kamen wir zu der riesigen Halle mit den neun großen Metallscheiben und haben die goldene Kugel gesehen. Als sich die Scheiben zu drehen begannen, sind wir so rasch wir konnten wieder nach draußen gelaufen. Ob das schon etwas mit der Aktivierung zu tun hatte, kann ich dir nicht sagen. Aber seit damals sind wir nicht mehr dort hinaufgegangen. Wolf wollte Becker, den Illuminaten, fragen, was wir vielleicht noch zu tun hätten.“
„Ja, aber seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt“, sagte Wolf zu Peter, „wenn es noch etwas zu tun gibt, dann werden wir selbstverständlich noch mal hinaufgehen. Jetzt wissen wir ja, wie dieser Eingang funktioniert, und wo sich die Halle befindet, ist uns ja auch bekannt.“
Kapitel 3 – Schloss Mauterndorf, Sommer 1941
Der Reichsfeldmarschall Hermann Göring, der ja auch die Position des Reichsjägermeisters innehatte und in der Bergwelt Salzburgs eine ansehnliche Burg sein Eigen nennen konnte, lud eines Tages den Reichsführer SS Himmler, welcher auch eine Leidenschaft zum Jagen hatte, zu sich auf Schloss Mauterndorf, so hieß die Burg, ein. Göring wollte Himmler auch die nähere Umgebung seiner Burg zeigen.
Als sie eines Abends vor dem großen, offenen Kamin saßen, versuchte der Reichsmarschall, seinem Gast die Landschaft hier in den Bergen zu beschreiben.
„Hast du gewusst, Heinrich“, meinte Göring, „dass über den ehemaligen Hinrichtungsstätten aus der Zeit der Hexenverfolgungen auch noch heutzutage immer wieder Raubvögel kreisen? Vorzugsweise Raben und Krähen.“
„Du meinst über den alten Richtplätzen des Mittelalters?“, fragte Himmler.
„Ja, zum Beispiel ganz in der Nähe bei den sogenannten Rabensteinen, kurz vor dem Ort Tamsweg. Dort befand sich nämlich die Hexenverbrennungsstätte dieser Region. Immer wieder lassen sich dort an dieser Stelle die Raben nieder, obwohl es an diesen Plätzen für sie schon lange nichts mehr zu holen gibt.“
Himmler hörte aufmerksam zu. Hatte er doch schon vor Jahren eine Kommission, den H-Sonderauftrag, ins Leben gerufen, welche sämtliche Hexenprozesse im Reichsgebiet penibel genau untersuchen und aufzeichnen sollte. „Hexenkartothek“ nannte er diese Sammlung.
„Weißt du, Hermann“, sagte er nachdenklich zu Göring, „es muss da irgendetwas geben, das diese Opfer gemeinsam gehabt haben. Vielleicht nicht alle, aber doch einige. Ich weiß selbst noch nicht, was das ist, aber vielleicht lässt sich etwas herausfinden. Denn die römisch-katholische Kirche, welche ja die Inquisition
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