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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Copper
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selbst war.
    Lili hätte es keinen weiteren Tag ertragen, die Qualen der steten Selbstzweifel zu erdulden. Sie musste z umindest versuchen, ihren Vater zu finden! Auch wenn ihre Aussichten wenig erfolgsversprechend erschienen, so besaß sie zumindest diese zwei Namen und den Willen, Paolo Vincelli ausfindig zu machen.
    Und nun, kaum drei Stunden nachdem sie in Fl orenz gelandet war und ihr erschreckend schäbiges Hotel bezogen hatte, lockte es sie wie magisch in das kleine Straßencafé. Es sah genauso aus, wie ihre Mutter es ihr zuvor so bildhaft beschrieben hatte.
    Das Caffè Farfalla di Mare lag direkt am Convento di San Marco und besaß einen unverkennbaren Liebreiz. Mit seinen rot-weiß karierten Tischdecken und den wunderschönen, in Form von Schmetterlingen gefalteten Servietten, konnte es einfach nur als bezaubernd beschrieben werden. Lili verstand nun besser, warum sich ihre Mutter ausgerechnet an diesem Ort von einem fremden Mann hatte ansprechen lassen. Diese romantische Atmosphäre und dieser unverkennbare Charme, dazu noch die Heimat in weiter Ferne, konnten eine Frau schon die Realität vergessen lassen. Dies alles rechtfertigte jedoch nicht den Ehebruch, den ihre Mutter Ann begangen hatte. So viel Selbstbeherrschung hätte sie einfach aufbringen müssen, fand Lili.
    » Buonasera, Signorina. Cosai desidera ordinare ?«, fragte plötzlich eine markante männliche Stimme neben ihr, kaum zwei Minuten, nachdem sie sich an einen der freien Tische am Straßenrand gesetzt hatte. Schlagartig riss es Lili aus ihren Gedanken und sie zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte den Kellner nicht an ihren Tisch kommen hören, und verlegen über ihre eigene gedankliche Verlorenheit blickte sie auf.
    Vor ihr stand ein hoch gewachsener Mann wie eine David-Skulptur, wenn auch bekleidet. Er trug die gleichen charakteristischen Gesichtszüge wie das Kunstwerk, die dominante Nase und den kräftigen Kieferknochen. Sein dunkles, gestuftes Haar reichte ihm bis zum Kinn und war scheinbar wilder als von ihm beabsichtigt, weshalb er sie hinter seinen Ohren zu bändigen suchte. Seine verwegenen dunklen Augen, tief und ausdrucksstark, blickten Lili erwartungsvoll an.
    Über der schwarzen Designerjeans trug er eine weiße Schürze um die Hüfte. Darüber schmiegte sich ein ebenfalls dunkles T-Shirt eng an seinen Oberkö rper und machte kein Geheimnis daraus, wie gut gebaut er war. Seine Brust schien muskulös zu sein, ebenso wie seine Oberarme, aber nicht zu viel, sondern gerade richtig. Seine gebräunten Unterarme hatten die Farbe von gebranntem Messing und wirkten wie eine Einladung, sie zu berühren. Ein überraschendes Schaudern überkam Lili.
    Kein Wunder, dass Straßencafés in London nicht gerade der Renner sind. Ihnen fehlt es schlichtweg an solchen Kellnern, dachte sie atemlos. Doch als sie seinen irritierten Blick bemerkte, wurde ihr bewusst, dass sie ihn die ganze Zeit anstarrte.
    Verlegen senkte Lili die Augen. Zudem schuldete sie ihm noch eine Antwort, vorausgesetzt, sie hatte ihn mit ihren geringfügigen Italienischkenntnissen richtig versta nden. Wenn sie nicht vollkommen falsch lag, wollte er wissen, ob sie etwas zu bestellen wünschte.
    » Voglio … un bicchiere … d'acqua, per favore. Grazie «, stotterte Lili nervös, was allerdings nicht nur an ihrem mangelhaften Sprachvermögen lag. Sie war sich bewusst, dass der Kellner sie interessiert musterte, und in ihrem Bauch fing es aufgeregt an zu kribbeln.
    » Eine Touristin!«, stellte der attraktive Kellner plötzlich in einem tadellosen und akzentfreien Englisch fest. Verblüfft hob Lili den Kopf.
    » Wie bitte?«
    Ihre Blicke trafen sich, und Lilis innere Unruhe stieg.
    »Ich hätte schwören können, Sie wären eine Einheimische«, erklärte er mit einem gewinnenden Lächeln.
    Lili wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. »Das tut mir leid. Darf ich trotzdem bleiben?«, fragte sie vorsichtig und kam sich im selben Augenblick unheimlich lächerlich vor.
    Jetzt lachte der Kellner, und ihr Herz setzte bein ahe einen Schlag aus. Noch nie hatte sie so ein anziehendes Lachen gehört!
    » Natürlich dürfen Sie bleiben! Straßencafés würden zugrunde gehen, kämen keine Touristen mehr an unsere Tische! Also ein Glas Wasser für Sie?«
    Lili nickte, erleichtert, dass er ihr Italienisch ve rstanden hatte. Gedankenverloren blickte sie dem Kellner hinterher, als er davonging. Ihr Puls normalisierte sich langsam wieder, und gleich darauf kam sie sich ziemlich kindisch

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