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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Copper
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ähnlich wie Peter, strohblond und blauäugig. Ihre älteren Schwestern Ella und Megan waren ihren Eltern wie aus dem Gesicht geschnitten. Jede von ihnen war eine wunderschöne und gelungene Mischung aus Vater und Mutter. Lili dagegen wies lediglich die helle Haut mit dem Hauch von Sommersprossen ihrer Mutter auf. Wenn sie ihren Vater ansah, konnte sie nie etwas von sich selbst in seinen Zügen erkennen.
    » Großonkel Paul hatte auch dunkle Augen und Haare«, behauptete er dann stets. Aber Lili wusste nichts von einem Großonkel Paul. Und es war ohnehin alles gelogen. Ein anderer Mann, ein Fremder, hatte Lili ihr Aussehen gegeben. Und obwohl sie es hätte ahnen müssen, hatte sie sich oder ihre Eltern nie infrage gestellt.
    Doch jetzt war alles anders. Als sie den Blick hob und ihre Mutter ansah, fühlte sie sich betrogen und hintergangen. Ann beobachtete ihre Tochter mit e inem besorgten Ausdruck, als befürchtete sie, Lili könne jeden Augenblick einen Nervenzusammenbruch erleiden. Doch nichts lag Lili ferner als dies. Stattdessen war sie wütend und wie betäubt zugleich. Sie fühlte sich unfähig, sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Es war, als wäre sie eine Fremde in ihrem eigenen Körper.
    » Was wirst du jetzt tun, Lili?«, fragte ihre Mutter irgendwann.
    Ja, was würde sie nun tun?

Kapitel 1
     
    D a war Lili nun. Im ‚italienischen Athen‘, der Stadt, in der alles begonnen hatte – zumindest für sie.
    Florenz.
    Lili hatte an ihrem kleinen Tisch des Cafés auf der Piazza San Marco einen angenehmen Platz in der sanften Frühlingssonne gefunden. Um sie herum herrschte ein verknotetes Stimmengewirr aus den unterschiedlichsten Sprachen. Einheimische vermischten sich hier nahtlos mit Touristen, die auf Bänken saßen und in ihren Stadtplänen nach den richtigen Wegen suchten. Oder sie suchten, ebenso wie Lili, etwas Erholung in dem Café an der Piazza , um mit einem kühlen Getränk neue Energie für die weitere Erkundung der Stadt zu tanken.
    Lili mochte sich kaum vorstellen, wie überfüllt und heiß die Piazza mit dem Bronzedenkmal im Zentrum wohl in der Haupturlaubszeit war. Doch noch lagen der Frühling und eine gewisse Gelassenheit in der anschmiegsamen Luft.
    Lili konnte diese Gelassenheit jedoch nicht em pfinden. Sie war alleine angereist. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie London verlassen – und das ohne ihre Familie. Sie hatte für die Reise ihr Studium unterbrochen, um sich den Flug und die Unterkunft leisten zu können. Doch nun kam sie sich in dieser fremden Stadt hoffnungslos gestrandet vor. Sie fand sich schwer in dieser neuen Umgebung zurecht, sprach nur wenig Italienisch – wenn überhaupt –, und wusste nicht, was sie erwartete.
    Oder was sie als N ächstes tun sollte. Doch sie hatte es sich selbst so ausgesucht.
    Ihre Mutter Ann hatte ihr angeboten, sie auf ihrer Reise zu begleiten, aber Lili war das nicht recht g ewesen. Zwar spürte sie nicht mehr die anfängliche Abneigung gegenüber Ann, dennoch war die Enttäuschung über den Betrug und die Lüge so stark, dass Lili sie nicht bei der Suche nach ihrem Vater dabei haben wollte.
    Und so hatte Ann ihr nur zwei Namen mit auf den Weg geg eben.
    Caffè Farfalla di Mare war der Name des Straßencafés, in dem Ann vor fünfundzwanzig Jahren einem jungen und heißblütigen Italiener zum ersten Mal begegnet war. Dort, an einem kleinen Tisch mit Blick in Richtung der Academia di Belle Arti , hatte ihre kurze, aber intensive Affäre begonnen.
    Der zweite Name war der eben dieses jungen Ital ieners – Lilis Vater:
    Paolo Vincelli.
    Lili hatte sich diesen Namen gut eingeprägt. Obwohl er ihr fremd erschien, suchte sie immerzu nach einer emotionalen Verbindung. Sie wünschte sich so sehr ein vertrautes Gefühl, dass dieser Name zu ihr gehörte und ihr zu verstehen half, wer sie selbst war. All die Jahre war ihr dies nicht gelungen, und mit der Erkenntnis über die Wahrheit kam die Hoffnung, endlich mit sich selbst Frieden zu schließen. Doch der Name blieb ihr so fremd wie im Augenblick die Stadt Florenz.
    Mehr Anhaltspunkte als diese zwei Namen besaß Lili nicht. Dennoch hatte sie beschlossen, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben. Ein innerer Zwang, der so tief in ihr verankert schien wie ein ursprünglicher Instinkt, hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Es wäre ihr schlichtweg unmöglich gewesen, es nicht zu tun.
    Es ging schließlich um ihren Vater! Sie musste wissen, wer er war.
    Sie musste wissen, wer sie

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