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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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jeweiligen Industrien genügend billige Energie abbekamen. Sie setzten ihre Macht auch zur Bestrafung persönlicher Widersacher ein, um getreue Verbündete zu belohnen oder sich neue zu schaffen. Anders gesagt: die Macht wurde gevierteilt.
    Gelegentlich stimmten alle darin überein, daß ihre gemeinsame Zukunft von einer bestimmten
    Angelegenheit bedroht wurde. Dann setzten sie sich zusammen, besprachen die Angelegenheit und handelten.
    Zu Anfang verfielen sie in einen regelrechten Spendierrausch. Mit diesen Unmengen kostenloser und frei verfügbarer Energie expandierten sie ihre Holdings enorm, bauten neue Fabriken, warfen Mitbewerber aus dem Spiel oder trockneten Aktiengesellschaften aus, deren Profite sie selbst gerne eingesackt hätten.
    Der Imperator hatte drei Preisstufen für AM2
    eingeführt, am billigsten kam die Energie den neubesiedelten Systemen. Die nächste Preisklasse galt für den Verbrauch der öffentlichen Hand, damit die örtlichen Regierungen in der Lage waren, ihre jeweilige Bevölkerung mit den Grundbedürfnissen zu versorgen. Die dritte und höchste Preisklasse galt dem rein kommerziellen Verbrauch.
    Das Privatkabinett nivellierte den Preis, so daß er für alle gleich war, außer für sie selbst und für ihre Freunde. Das Ergebnis war Reichtum, der sogar ihre hochgeschraubten Erwartungen bei weitem übertraf.
    Doch es gab einen Wurm, der ihnen ein großes Loch in den Bauch fraß. Ausgerechnet diesen Wurm versuchten sie so lange wie möglich zu ignorieren.
    Die großen Depots, die sie kontrollierten, mußten wieder aufgefüllt werden. Aber von wem? Woher?
    In der Vergangenheit hatten Robotschiffe, zu Ketten von einer Länge jenseits jeglicher Vorstellungskraft aneinandergekoppelt und randvoll mit Antimaterie Zwei, die Depots beliefert. Viele hundert Jahre waren vergangen, bevor jemand gefragt hatte, woher sie eigentlich kamen. Die Frage wurde schon bald von einer Vermutung ersetzt. Die wichtigen Leute würden es schon wissen; wichtige Leute, die die Befehle des Imperators befolgten.
    Wie viele andere Vermutungen reckte auch diese frech den Kopf und biß dem Privatkabinett in seinen kollektiven Hintern.
    Sobald der Imperator tot war, kamen keine Robotschiffe mehr an. Ab diesem Zeitpunkt besaßen sie nicht mehr als das AM2, das sich bereits in den Depots befand. Und das vermehrte sich nicht.
    Es dauerte lange, bis ihnen diese Erkenntnis bewußt wurde. Das Privatkabinett war so mit der Flutwelle von Problemen und der eigenen Schuld beschäftigt, daß es die Situation der Einfachheit halber als vorübergehendes Problem betrachtete.
    Sie schickten ihre Untergebenen los, um die Bürokraten des Energiebüros zu befragen. Doch dort traf man nur auf verdutzte Gesichter: "Wissen Sie es denn nicht?" Eine Zeitlang hatte das Kabinett Angst davor, zuzugeben, daß sie es wirklich nicht wußten.
    Mehr Untergebene wurden zusammengerufen.
    Jedes Fiche, jedes Dokument, jede Kritzelei des Imperators wurde untersucht und analysiert.
    Nichts.
    Die Lage wurde allmählich brenzlig, beinahe reif für eine mittlere Panik. Zumindest war es an der Zeit, AM2 ein wenig zu rationieren. Man geriet kaum in Panik - und rationierte überhaupt nicht.
    Schließlich waren sie selbst verschwiegene Wesen, dachten sie. Es war eine Kunstform, die sich jeder von ihnen auf dem Weg zum Erfolg
    meisterhaft angeeignet hatte. Deshalb mußte wohl ein Imperator die verschwiegenste Kreatur überhaupt sein. Beweis: seine lange Regentschaft und ihr augenblickliches Unvermögen, seinem System auf die Schliche zu kommen.
    Immer neue Anstrengungen wurden
    unternommen, jeder Versuch fiel ernsthafter und verzweifelter aus als der vorhergehende.
    Allmählich stellte sich tatsächlich Panik ein.
    Schließlich wurde ein Untersuchungskomitee aus den fähigsten Managern gebildet, das zwei Aufgaben zu lösen hatte. Erstens: herauszufinden, wo die Quelle von AM? ist. Zweitens: die jetzigen Vorräte genau zu beziffern und Vorschläge zu ihrer bestmöglichen Verteilung zu erarbeiten, bis Ziel Nummer eins erreicht ist.
    Unglücklicherweise behinderte Ziel Nummer zwei Ziel Nummer eins mehr als ein ganzes Jahr.
    Wäre der Imperator noch am Leben gewesen, hätte er bei soviel Dummheit laut aufgeschrieen.
    "Das haben sie schon damals bei den Sieben Schwestern probiert", hätte er gehöhnt. "Wieviel Öl haben Sie wirklich, mein Herr? Lügen Sie uns bitte nicht an. Es liegt nicht im nationalen Interesse."
    Das Kabinett hätte zwar keine Ahnung gehabt, wer die Sieben

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