Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Niemals!"
"Ich verspreche, es wird nie wieder vorkommen", sagte Sten.
"So schlau war er auch wieder nicht", meinte Senn.
"Na gut", sagte Marr. "Es darf bleiben. Aber nur wenn es verspricht, die Klappe zu halten."
"Mmmmphh", grunzte Sten und zeigte auf seine fest verschlossenen Lippen.
"Genaugenommen handelt es sich hier um ein Gericht, das sogar ein Topfschrubber beim ersten Mal hinkriegen dürfte", fuhr Marr fort. "Es schmeckt nur kompliziert."
Er berührte einen Schalter unter dem Hackbrett, und ein Metallmixer klappte nach oben. Ganze Pfoten voller gehackter Pfefferschoten und Porree wanderten in den Mixer, dazu kamen einige Lorbeerblätter, gemahlener Ingwer und gewürfelter Knoblauch.
"Und jetzt die Nelken", sagte Marr. "Das ist das A und O. Pro Kilo Fleisch nimmt man ungefähr fünf Eßlöffel. Dazu je ein Teelöffel Muskatnuß, Zimt, Salz und Pfeffer."
Er schüttete die Gewürze in den Mixer und drückte auf den Knopf. Als das Ganze anfing durcheinanderzuwirbeln, kippte er Öl dazu.
"Erdnußöl", erklärte er. "Nur so viel, damit alles zusammenhält."
Nach wenigen Umdrehungen war es fertig. Sten warf einen Blick auf die klebrige Pampe.
"Noch etwas, das Topfschrubber tun: Pampe über Hühnchen schmieren."
"Das stimmt. Köche schmieren niemals Pampe irgendwo drauf", bestätigte Senn. "Pelzige Köche schon gar nicht."
Sten, der vergleichsweise haarlose
Topfschrubber, fing an, die Marinade über die Hühnchen zu verteilen. Eigentlich machte es ihm gar nichts aus. Es roch herrlich Als er daran dachte, wie wunderbar das alles schmecken würde, wenn Marr und Senn es erst einmal vom Grill nahmen, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Drüben in der Ecke hörte er Marr und Senn über die relativen Verdienste von Pinienkernen in libanesischem Pilaf debattieren. Rings um ihn her wallten die warmen Gerüche von einem Dutzend oder mehr blubbernder und garender Gerichte.
Er fühlte sich erholt... wieder klar im Kopf.
Alles in allem, dachte er, wäre er lieber Topfschrubber als der Held der Revolution.
Marr und Senn betrachteten Stens strahlendes Gesicht, während er ein Hühnchen nach dem anderen bestrich.
"Glaubst du, er ist soweit?" flüsterte Marr.
"Keine Frage", erwiderte Senn. "Ich klopfe mir nicht gerne auf die Schulter, aber ich finde, hier haben wir eine unserer besten Arbeiten abgeliefert."
"Niemand will wahrhaben, daß das
Allerwichtigste bei einer Dinnerparty die Vorbereitung des Gastgebers ist", sagte Marr.
"Ein bißchen Küchenzauber", pflichtete ihm Senn bei, "funktioniert immer."
Die Anführerin der Zaginows spießte noch ein Stück dieses unglaublich sahnigen Gebäcks auf. Sie betrachtete es, als wollte sie nicht glauben, daß ihr Körper fähig war, noch mehr davon aufzunehmen.
Die Gabel setzte ihren Weg fort, und das Teigteilchen verschwand in ihrem Mund.
Sie schloß die Augen. Ihre elfenbeinfarbenen Züge boten ein Bild vollster Zufriedenheit. Die Zunge kostete. Mmmmh.
Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie, daß Sten sie angrinste.
"Oh, rülps", sagte sie. "Oh, Himmel. Jetzt kann ich aber wirklich nichts mehr essen."
"Ich denke, die Köche werden Ihnen vergeben, Ms. Sowazi, wenn Sie sich vom Schlachtfeld zurückziehen", beruhigte sie Sten. "Sie haben bestimmt Ihr Bestes getan."
Er sah sich im Bankettsaal um. Marr und Senn hatten die zugige Halle der Bhor in ein Wunder aus festlichen Blumen und subtiler Beleuchtung verwandelt.
Die anderen Gäste waren ebenso abgefüllt und zufrieden wie Sowazi.
Zwei Stunden lang hatten Marr und Senn einen Konvoi herrlichster Gerichte nach dem anderen durch den Raum dirigiert. Ob die Mahlzeiten für Menschen oder Nonhumanoide zubereitet waren, sie wurden samt und sonders freudig begrüßt und mit großem Enthusiasmus verzehrt.
Jetzt lagen überall die Ellbogen oder
vergleichbare Körperteile auf dem Tisch. Die Besucher schwatzten in gelöster Stimmung mit Stens Kollegen, als sei man einander schon lange in dickster Freundschaft verbunden.
Als I-Tüpfelchen hatten Marr und Senn
Speisekarten ausdrucken lassen, die sich jedes Mitglied der Zaginow-Delegation als Souvenir mitnehmen konnte.
"Das machen wir immer so", sagte Marr. "Man will doch den Leuten zu Hause zeigen, wie gut man es sich hat gehen lassen. Außerdem ist es wunderbare Reklame für uns."
"Keine >Reklame<, mein Lieber", widersprach ihm Senn. "Nicht in diesem Fall. Du darfst nicht vergessen, daß wir jetzt Revolutionäre sind. Der militärische Ausdruck dafür lautet
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