Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Grb'chev.
"Wie also ist es möglich, daß ein vernünftiges Wesen, insbesondere eine Studentin wie ich, kein Interesse daran zeigen sollte, aus erster Hand zu erfahren, wie Sr. Kyes lebte und arbeitete?"
"Sie sind eine sehr kluge junge Frau", sagte ihr Begleiter. Ein weiterer Schalter ließ die nächste Tür aufgleiten. Sie betraten die Bibliothek. Auf der anderen Seite des Raums arbeitete eine Gestalt an einem Monitor. Ein Mensch.
"Heute ist ein höchst glücklicher Tag für Sie und Ihre Forschungen", sagte ihr Begleiter, als er die Gestalt erblickte. "Wie ich bereits sagte, nur wenige Menschen teilen Ihr Interesse hinsichtlich Sr. Kyes.
Einer von ihnen gehört dem Museumspersonal an.
Und zu meiner Überraschung fällt Ihr Besuch ausgerechnet auf den Tag, an dem er hier arbeitet."
Ihr Begleiter tippte der Gestalt auf die Schulter.
Der Mann wandte sich um. Auf seinem Gesicht lag ein erwartungsvolles Lächeln.
"Ms. Cind, darf ich Ihnen eine unserer langjährigen Forscherpersönlichkeiten vorstellen ...
Sr. Lagguth."
Lagguth erhob sich, und sie schüttelten sich die Hände. "Freut mich, Sie kennenzulernen", sagte er.
"Eine Freude, die mir beinahe entgangen wäre.
Normalerweise hätte ich heute Ruhetag. Aber einer meiner Kollegen hat sich krankgemeldet."
"Welch glücklicher Zufall", sagte der Grb'chev.
"Allerdings. Ein glücklicher Zufall", echote Cind und betrachtete sich ihre Beute von oben bis unten.
Es handelte sich keinesfalls um einen Zufall. Und für Lagguth würde er sich schon gar nicht als glücklich erweisen.
Lagguth hatte zahllose Nächte qualvoll gelitten und sich die Gesichter der unerbittlichen Gestalten vorgestellt, die eines Tages auftauchen und ihn holen würden. Sie waren immer sehr groß. Immer schwarz gekleidet. Manchmal kamen sie mit gezückten Pistolen. Manchmal mit blutigen Fängen.
Aber immer sagten sie das gleiche: >Du weißt zuviel, Lagguth. Deshalb mußt du sterben.< Die Frau, die jetzt vor ihm stand, war genau dieser Alpträum, nur in einer netteren Verpackung.
Sie trug keine sichtbare Waffe. Und anstelle blutiger Fänge blitzten kleine weiße Zähne.
"Sie wissen zuviel, Lagguth", sagte Cind. "Und wenn Sie mir nicht helfen ... wird man Sie deswegen umbringen."
"Ich war nur ein Mitläufer", stöhnte Lagguth.
"Den Leiter des AM2-Büros des Privatkabinetts würde ich nicht gerade als Mitläufer bezeichnen", fuhr Cind ihn an.
"Ich hatte keinerlei Macht. Keine Autorität. Ich habe nur Befehle befolgt. Mehr nicht. Ich habe niemandem damit weh getan!"
"Allein Ihre Anwesenheit beweist, daß Sie mit den Mördern des Imperators gemeinsame Sache gemacht haben", sagte Cind. "Und was die Autorität angeht... Es gibt da Tausende von Lebewesen, deren Angehörige aufgrund der Energieverknappung erfroren oder verhungert sind; die würden sicher gern wegen der Autorität, die Sie ausgeübt haben, ein Wörtchen mit Ihnen wechseln."
Lagguth konnte nichts mehr sagen. Er ließ den Kopf hängen.
"Also. Reden Sie, Lagguth. Oder ich mache Ihren Aufenthaltsort bekannt. Dann erwischen Sie entweder die Häscher des Imperators oder der Pöbel.
Sie tun mir beinahe leid, Sie armselige Entschuldigung für eine Lebensform."
"Werden Sie für mich eintreten?" flehte Lagguth.
"Werden Sie Sr. Sten erzählen, daß ich mich kooperativ gezeigt habe?"
Cinds Stimme klang jetzt etwas weicher. "Ja. Ich werde für Sie eintreten." Dann ließ sie wieder die Peitsche knallen: "Und jetzt reden Sie, Lagguth!
Sagen Sie mir alles!"
Lagguth redete. Er erzählte ihr von dem seltsamen Programm, das er für Sr. Kyes zusammengestellt hatte. Vorgeblich diente es der Suche nach dem AM2-Versteck des Imperators. Das berichtete Kyes auch seinen Kabinettskollegen.
"Mir kam es jedoch so vor, als sei er gar nicht so sehr an AM2 interessiert. Er suchte etwas viel Wichtigeres. Für ihn viel Wichtigeres."
"In welcher Hinsicht?"
"Na ja, wir sammelten alles, was über AM2
bekannt war. Von der Zusammensetzung bis hin zu den bekannten Routen der AM2-Konvois, bevor die Lieferungen auf so geheimnisvolle Weise eingestellt wurden. Damit fütterten wir den Wundercomputer, den er entwickelt hatte."
Er zeigte auf das kleine Terminal, das in einer Ecke der Bibliothek stand. "Das steht mit ihm in Verbindung. Er funktioniert immer noch. Aber leider ist er der einzige seiner Art, ein Prototyp. Ich bezweifle, daß es jemanden gibt, der das Programm, das Kyes entwickelt hat, innerhalb einer Lebensspanne entschlüsseln kann."
Cind riß ihn
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