Sten 8 Tod eines Unsterblichen
sind wir denn her?"
"Wahrscheinlich hast du die Geschichten in den Bars gehört. Von den wilden Signalen, die sie aus dem Alva Sektor empfangen."
"Klar. Jeder hat davon gehört."
Gelächter. "Dachte ich mir. Auf Basis Zehn gibt es keine Geheimnisse. Wie auch immer, sie kriegen diese Signale rein. Der betreffende Angestellte hat einen Bericht darüber zusammengestellt, ganz nach Vorschrift. Dem Gesetz nach muß die Gesellschaft aber ungeklärtes Zeug wie das hier melden, das ist 'n Abkommen mit denen ganz oben. Dienst an der Öffentlichkeit und all dieser Quatsch."
Dienst an der Öffentlichkeit, das hieß reine Forschung und Entwicklung. Das war die Kröte, die die großen Konzerne schlucken mußten, um an die Rechte zur kommerziellen Nutzung des Weltraums zu kommen. Tatsächlich wurde nur sehr wenig Geld dafür ausgegeben. SpaceWays und seine
Konkurrenten erfüllten nur die allernotwendigsten Auflagen.
"Der Bericht wurde weitergereicht", fuhr Murph fort, "und alle dachten, damit sei der Käse gegessen und mitsamt dem ganzen anderen Kram ein für allemal begraben. An dieser Stelle kommt Fazlur ins Spiel. Der Doc ist Experte für die Theorie paralleler Universen. Verlang jetzt bitte nicht, daß ich dir das erkläre, ich bin ein Sternencowboy und kein Intellektueller."
"Versprochen", sagte Kea.
"Dieser Fazlur kriegt also den Bericht vor Augen.
Flippt völlig aus. Jagt ihn durch die Computer, und bingo! - Volltreffer. Der Beweis dafür, daß es ein paralleles Universum gibt, wie er sagt. Ein Leck im All."
"Warum hört die Gesellschaft auf ihn?" Kea ließ sich nichts anmerken, obwohl sein Herz wie wild hämmerte. "Wieso interessiert sie sich dafür? Oder ist da vielleicht doch eine Menge Geld zu holen?"
"Kein Geld", erwiderte Murph. "Bestimmt nicht.
Diese Expedition erfolgt, und hier darf ich zitieren,
>rein im Interesse des Fortschritts der Wissenschaft", Ende des beschissenen Zitats."
Kea starrte ihn einfach an, mit dem Verarsch-mich-bloß-nicht-Blick des arbeitenden Dumpflings.
Murph lachte. "Genau. So sieht's aus. Unsere furchtlose Konzernmutter, SpaceWays, steckt nämlich offensichtlich politisch in der Patsche.
Einige Regierungstypen sind der Ansicht, die Forschungsgelder würden zu sehr gestreckt."
"Deshalb brauchen sie jetzt einen schönen Knochen, den sie den Hunden vorwerfen können."
"Du hast's erfaßt. Und Fazlur geht's genauso. Er ist zwar ein Eierkopf, aber er hat eine gute Nase fürs Geschäft. Und Beziehungen. Ein Vizepräsident sieht die Möglichkeit, eine Stufe hochzufallen, und hast du nicht gesehen, plötzlich haben wir eine wissenschaftliche Mission zu erfüllen."
>So läuft der Hase also<, dachte Kea. >Eine kleine, billige Anstrengung, um den guten Willen zu zeigen. Dieses Ding ist von Anfang an vergeigt.<
"Also, Richards, ich habe mein Tänzchen aufgeführt, besser geht's nicht. Was meinst du? Bist du dabei?"
Kea überlegte hin und her. Und noch einmal. Es sah noch immer nicht gut aus. Andererseits ... ein Paralleluniversum? Die andere Seite der Münze Gottes ? Und es gab dort ein meßbares Leck ... Eine Tür. Eine Tür nach ...
Wohin?
Richards mußte es wissen. "Ja", sagte er. "Ich bin dabei."
Kea sah Ruth nach, wie sie den Korridor hinabschlenderte. Sie blieb vor der Tür stehen, drehte sich um, schenkte ihm ein verworfenes Grinsen, dann fuhr die Tür zischend auf. Sie verschwand im Kontrollraum. Kea wartete noch einige Sekunden. Es sah nicht gut aus, wenn sie gemeinsam zurückkamen.
Murphs Durchsage mit der Bitte um eine
Zusammenkunft auf der Brücke hatte sie mitten in der zweiten wilden Nummer erwischt. Die Stimme aus Keas Zimmerlautsprecher war kaum verstummt, da streiften sie auch schon die Kleider über. Jetzt mußte er sich ein wenig Zeit lassen, damit Fazlur keinen Verdacht schöpfte. Kea ärgerte sich, daß er sich überhaupt auf diese prekäre Geschichte eingelassen hatte., Die Frau hatte ihm von Anfang an Avancen gemacht. Ihr Körper und ihr Blick forderten einen förmlich dazu auf, herauszufinden, was sie alles wußte. Es war eine ganze Menge. Sie hatte ihm erzählt, daß Fazlur ein Schwein sei, daß sie sich seinem Willen füge, weil sie sonst ihren Job verlieren würde und dann nur eine Wissenschaftlerin mehr sei, die ihre Haut zu Markte trage.
"Ich muß das einsetzen, was mir die Natur gegeben hat", hatte sie gesagt und dabei mit einem wohlgeformten Finger über noch wohlgeformteres nacktes Fleisch gestrichen. Aber Kea war bald aufgefallen, daß die
Weitere Kostenlose Bücher