Sten 8 Tod eines Unsterblichen
wahrscheinlich sowieso alle Axtmörder oder Rechtsanwälte oder etwas Ähnliches geworden wären. Für uns kam es jedoch gerade günstig.
Oder wie Mister Kilgour sagen würde: >Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen.<"
Marr und Senn rissen sich aus ihrem erstarrten Entsetzen und richteten ihre großen Augen auf Sten.
Haines brachte die Sache auf den Punkt.
"Weißt du, daß du ein ausgemachtes Arschloch bist, Sten?"
"Das hat meine Mutter auch immer gesagt", stimmte ihr Sten fröhlich zu.
"Danke", sagte sie ziemlich ernst.
"Ach was, nicht der Rede wert. Du kennst mich doch. Sankt Sten. Töter tugendhafter Jungfrauen, Retter der Drachen."
Inmitten dieser Frotzelei fühlte sich Sten plötzlich außerordentlich wohl in seiner Haut. Und zu seinem großen Erstaunen waren sie alle ungeschoren davongekommen.
Offiziell wurde der Juliette-Zwischenfall als tragisches Ereignis gehandelt, ein weiteres Beispiel für die wachsende kollektive Psychopathologie einer überdrehten Zivilisation. Insgeheim waren sich die Spezialisten jedoch ziemlich sicher, daß man sie an der Nase herumgeführt hatte. Nicht, daß von dem Band, das Stens Schauspieler während des Fluges von Vi aufgenommen hatten, auch nur eine winzige Spur übriggeblieben wäre. Von der Robo-Kiste der Bhor war bis auf ein Loch im Landefeld und ein paar fettigen Rauchfahnen überhaupt nichts übriggeblieben. Doch die Spezialisten wußten, daß sie wenigstens ein paar Kohlenstoffreste der mindestens achtzehn Personen hätten finden müssen, die vor oder während der Bruchlandung gestorben waren, und wenn sie noch so heftig zerrissen worden waren.
Als Sten ein Gerücht darüber zu Ohren kam, fluchte er ordentlich. Wenn er ein wenig mehr über die Sache nachgedacht hätte, hätte er bestimmt zehn oder mehr tote Rinder aus der Metzgerei besorgen können, und dann hätte wirklich niemand etwas gemerkt.
Drei gewaltige Imperiale Schlachtflotten stießen aus dem Hyperraum in das Ystrn-System vor; sämtliche Waffenstationen waren besetzt und brannten darauf, die Rebellion zu zerschlagen.
Sechs Planeten kreisten mitsamt ihren Monden und kleineren Trabanten um einen toten Stern.
Nichts.
Kein Sten.
Keine Rebellenflotte.
Überhaupt nichts.
Und wenn man den höchst gründlichen,
sorgfältigen Analysen trauen konnte, war noch niemals zuvor irgendein bekanntes Schiff in dieses System eingedrungen. Es war auf einer Sternenkarte vermerkt und seither niemals erforscht worden. Was nicht heißen mußte, daß es dort nichts zu erforschen gab.
Stens großer Bluff hatte funktioniert. Besser gesagt, er funktionierte immer noch. Er hatte natürlich niemals daran gedacht, Al-Sufi zu überfallen oder sich sonst mit seiner winzigen Kriegsflotte so nahe an die Erstwelt heranzuwagen.
Die Täuschung, die durch Hohnes umgedrehtes Netz gesickert und auch von anderen Agenten im ganzen Imperium weitergeleitet worden war, stellte lediglich einen ersten Schritt dar.
Sten spielte Lügenpoker mit dem Imperator.
Diesmal war wirklich nichts da.
Beim nächsten Mal waren möglicherweise sehr wohl Spuren zu finden, die darauf hindeuteten, daß Sten oder einige seiner Schiffe vor kurzem hier vorbeigekommen waren.
Da der Imperator es sich nicht leisten konnte, Berichte über Stens Aufenthalt zu ignorieren, konnte man dieses Spiel nicht nur endlos weiterspielen und dabei AM2, Imperiale Schiffe und Nachschub sowie den Glauben, den die Imperiale Raumflotte noch an ihren Geheimdienst und an den Arsch des Imperators hatte, zersetzen - es würde sich sogar auszahlen.
Und zwar so heftig, daß es die Imperialen Kräfte bis auf die Knochen erschüttern würde.
Kapitel 15
Subadar-Major Chethabahadur salutierte kurz.
"Sir! Wie befohlen angetreten, Sir!"
"Setzen Sie sich, Subadar-Major", sagte Poyndex.
"Kein Anlaß zur Förmlichkeit."
Chethabahadur ließ seinen kleinen schlanken Körper steif auf einen Sessel nieder.
"Ich fürchte, ich habe einige unangenehme Nachrichten", sagte Poyndex. "Tut mir leid, daß ausgerechnet ich sie überbringen muß. Aber es hat keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden und dadurch alles noch viel schlimmer zu machen. Also heraus damit. Wie Sie wissen, hält der Ewige Imperator große Stücke auf
Sie und Ihre Kumpane wegen der ihm gegenüber jahrelang ergeben geleisteten Dienste."
Chethabahadur blinzelte. Nur ganz kurz. Alle anderen Reaktionen wurden rechtzeitig
zurückgehalten. Der Ausdruck "Ihre Kumpane"
reichte aus, um dafür die Kehle aufgeschlitzt
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