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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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hatte. Manchmal vergaß er, dass es Menschen gab, die durch die Welt gingen, ohne daran zu denken, dass ihnen jeden Moment jemand einen Hammer in den Scheitellappen schmettern konnte. Was würden solche Menschen in dieser Situation tun? Sie würden die Tür öffnen, ohne auch nur zu zögern.
    Er langte nach dem Türknopf, als ihm seine Hand einfiel.
    Er betrachtete die Hand. Die Knöchel waren aufgeschürft, die Falten in den Fingergelenken voll Blut. Er drehte sich um. Das Handy lag zerbrochen auf dem Boden.
    Erneut klopfte es.
    Archie steckte die verletzte Hand in die Hosentasche und öffnete die Tür einen Spalt weit.
    Die Frau draußen im Flur lächelte. Aber Archie sah, wie das Lächeln ein wenig verrutschte, als sie ihn erblickte. Er konnte sich vorstellen, wie er aussah: das Hemd halb offen, schwitzend, rot im Gesicht und verwirrt. Er hätte die Tür gar nicht aufmachen sollen. Er wäre am liebsten einfach wieder hineingegangen. Mit der linken Hand fummelte er an den Hemdknöpfen herum.
    Das Lächeln der Frau wurde angestrengter.
    Sie schien Ende zwanzig zu sein. Sie trug ein geripptes schwarzes Tanktop, eine abgeschnittene graue Trainingshose und blaugrüne Gummi-Flip-Flops. Ihre Haut war bronzefarben. Sie war jünger, als sie durch das Fenster gewirkt hatte.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich bin Rachel.« Sie streckte die Hand aus.
    Archie zögerte. Er schob die rechte Hand tiefer in die Tasche. Dann hielt er ihr die linke hin.
    Rachel sah verwundert aus.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Bin verletzt.« Es erschien ihm zu ungenau, und er suchte nach einer befriedigenderen Erklärung. »Ich habe eine Katze.« Er stöhnte innerlich. Eine Katze?
    Aber sie schien es ihm abzukaufen, streckte ihm ebenfalls die Linke hin, und sie schüttelten sich die Hände. Ihr Handschlag war fest und freundlich. Archie achtete darauf, zuerst loszulassen.
    Selbst bei der Neonbeleuchtung im Flur schimmerte ihr Körper. Sie war ein Ausbund an Gesundheit und Jugend. Rosige Wangen. Weiße Zähne. Große blaue Augen und ein strahlendes Lächeln. Ihr glänzendes blondes Haar war entweder natürlich oder sehr teuer. Ihre einheitliche Bräune hatte einen makellos honiggoldenen Ton. Selbst ihre Zähne sahen teuer aus.
    »Sie sind nicht von hier«, sagte Archie.
    Das Lächeln verrutschte wieder etwas. »Ich bin Ihre neue Nachbarin«, sagte sie. »Ich bin gerade unten eingezogen.«
    Er hatte sie nervös gemacht. Das hatte er nicht gewollt. Seine Hand begann jetzt zu schmerzen. Er überlegte, ob sie womöglich durch die Hose blutete, aber er wollte die Aufmerksamkeit nicht darauf lenken, indem er hinsah.
    »Die Leute hier bräunen sich nicht«, erklärte er.
    Ihr Blick fiel auf seinen Gürtel, und er erkannte an dem kleinen Zucken ihrer Augenbrauen, dass sie das Pistolenhalfter an seiner Hüfte bemerkt hatte.
    »Ich bin Polizist«, sagte er rasch.
    Rachels Blick hellte sich auf. »Ah, Sie sind das«, sagte sie. »Ich habe schon gehört, dass ein Polizist im Haus wohnt.«
    Der Hausverwalter. Archie fragte sich, was er ihr sonst noch über ihn erzählt hatte.
    »Ich habe Sie nach Hause kommen sehen«, sagte sie. »Deshalb dachte ich, ich stelle mich mal vor.« Sie hielt inne und wartete.
    Archie staunte, wie jemand eine solche Bräune bekommen konnte.
    »An dieser Stelle verrät man für gewöhnlich seinen eigenen Namen«, sagte sie.
    Archie räusperte sich. »Verzeihung. Archie.« Verzeihung Archie. Einfach typisch für ihn.
    Sie spähte an ihm vorbei. »Sie wohnen allein hier?«
    Seine Kinder kamen jedes zweite Wochenende, aber das erschien ihm zu kompliziert zu erklären. »Nur ich«, sagte er.
    Rachel schien auf etwas zu warten. Müsste er sie jetzt auf einen Drink einladen? Ihr einen Geschenkkorb überreichen? Archie war schlecht in diesen Dingen. Er konnte einen Mordfall lösen, aber soziale Verpflichtungen waren ihm ein Rätsel.
    »Macht man das hier nicht?«, fragte sie. »Herumgehen und seine Nachbarn kennenlernen? Ich bin aus San Diego, wenn das jetzt also merkwürdig ist, sagen Sie es mir, damit ich mich nicht weiter zum Idioten mache.«
    »Macht man es in San Diego?«, fragte Archie.
    »Nein«, sagte Rachel. »Aber ich dachte, in Portland sind die Leute freundlicher.«
    »Das sind wir«, sagte Archie. »Aber wir sind auch in gesellschaftlichen Dingen unbeholfen. Wahrscheinlich hebt sich das gegenseitig auf.«
    »Wenn ich mir also Zucker oder eine Zündkerze leihen muss …?«
    Archie überlegte kurz. »Das sind alles Dinge, die ich nicht

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