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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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lieben die Bewohner Portlands mehr als Holz aus alten Waldbeständen und einen Bergblick. Dieser ganze Teil der Stadt hatte seit der Flut zwar komisch gerochen, aber dennoch hatte sich Archie ein nettes Plätzchen gesichert.
    »Hübsch haben Sie’s hier«, sagte sie.
    »Hören Sie auf, so überrascht zu klingen«, sagte Archie hinter ihr.
    In diesem Moment fiel ihr wieder ein, dass sie wütend auf ihn war.
    »Haben Sie meine Nachrichten angehört?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um.
    »Mein Telefon ist kaputt«, sagte Archie und sah auf die Teile am Boden.
    Jetzt erst fiel Susan seine Hand auf. Er hatte sie in der Tasche gehabt, als er die Tür aufgemacht hatte. Sie war in ein, zwei Meter Klopapier gewickelt, aber über den Knöcheln leuchteten hellrote Blutflecken durch.
    Sie betrachtete das kaputte Handy. Vielleicht war ihr Anruf doch nicht der bemerkenswerteste gewesen, den er heute bekommen hatte.
    »Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte sie.
    »Mir fehlt nichts«, sagte er.
    »Sie bluten«, sagte Susan. Er hatte Kinder, er musste einen Erste-Hilfe-Kasten haben. Wo würde er ihn aufbewahren? »Im Bad?«, fragte sie.
    Archie nickte.
    Susan ging zu einem Flur, den sie auf der anderen Seite des Wohnzimmers sah, und fand das Bad. Sie öffnete den Schrank unter dem Waschbecken und zog einen Leinenbeutel mit dem Aufdruck ERSTE HILFE heraus. Das Preisschild war noch dran. Susan stellte ihn auf den Rand des Waschbeckens und sah in den Spiegel. Ihre Haut glänzte vor Schweiß, und ihr Make-up war unter den Augen verschmiert. Warum sagten einem Männer so etwas nie? Man konnte vier Stunden mit einem Kerl verbringen und das ganze Gesicht voller Make-up-Schmiere haben, und er würde kein Wort sagen. Wenn man ihn dann darauf ansprach, stritt er ab, es bemerkt zu haben. Wie konnte man stundenlang in ein Gesicht schauen, ohne so etwas zu bemerken? Männer trieben einen manchmal zum Wahnsinn.
    Sie riss ein Stück Toilettenpapier von der Rolle, feuchtete es an und wischte sich den Lidschatten von der Wange, so gut es ging, was nicht viel hieß. Jetzt sah sie aus, als hätte sie geweint. Sie warf das Papier in die Toilette, spülte es hinunter und sah wieder in den Spiegel.
    Es war nicht nur ein Spiegel. Es war auch ein Arzneischrank.
    Nicht schnüffeln!, sagte sie sich. Es geht dich nichts an.
    Als sie das letzte Mal in einen Arzneischrank von Archie geschaut hatte, war er voller Schmerzmittel gewesen.
    Aber das war, bevor er sich beinahe umgebracht hätte und zum Entzug in der Psychiatrie war.
    Nur ein kurzer Blick.
    Weiter nichts.
    Ein Huschen von einem Blick.
    Susan ließ das Wasser laufen, um etwaige Geräusche zu übertönen, und öffnete das Schränkchen. Sie hielt den Atem an. Die drei Glasfächer waren mit bernsteinfarbenen Pillen fläschchen jeder Größe gefüllt. Sie warf einen Blick zur Ba dezimmertür. Sie hatte nicht die Zeit, sie alle durchzugehen. Sie würde sich beeilen müssen. Sie fing an, die Flaschen herumzudrehen und nach Etiketten zu suchen, um zu sehen, ob sie welche erkannte. Was für Zeug war das alles?
    Die Badezimmertür ging auf. Es war ihre eigene Schuld. Sie hatte sie nicht abgeschlossen. Aber warum hätte sie abschließen sollen? Sie hatte ja nur nach einem Erste-Hilfe-Kasten gesucht.
    Archie stand im Eingang und sah sie an.
    Sein Arzneischrank war weit offen. Susan hatte die Arme ausgestreckt und die Hand an einem seiner Fläschchen.
    »Ich suche nach Ibuprofen«, sagte sie.
    »Das ist Prilosec«, sagte Archie. »Für meinen Magen. Ich bin runter von den Schmerzmitteln.« Er kratzte sich im Nacken und sah sie mit müdem Blick an. »Aber wenn ich es nicht wäre, würde ich sie nicht da drin aufbewahren.«
    Susan zog die Hand zurück und schloss das Schränkchen. Ihr Gesicht starrte ihr knallrot aus dem Spiegel entgegen. Ihr Eyeliner zerlief schon wieder. Susan spürte, wie er an ihrer Wange herunterfloss. Wozu sich überhaupt die Mühe machen? Es war so typisch. Da trampelte sie hier total verschwitzt herein mit ihrem struppigen orangeroten Haar und ihren Waschbäraugen und ließ sich dabei erwischen, wie sie in seinem Arzneischrank herumschnüffelte. Das war das Problem mit Archie. Sie wusste nicht, wo die Grenzen waren. In einem Moment rettete er ihr das Leben, im nächsten ignorierte er ihre Anrufe. Sie war schon tot gewesen. Sie war klinisch tot gewesen. Und er hatte sie gerettet, und jetzt lebte sie. Was sollte sie mit diesem Umstand anfangen? In eine Kiste sperren und irgendwo

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