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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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gemeinsamen, geschlossenen Erinnerungsbuch ist. Na ja. Jedenfalls fast geschlossenen.
    »Ich will nichts über sie schreiben. Im Moment jedenfalls nicht.
    »Mit BBB ist nicht zu spaßen, Henning.«
    »Ich mache nie Späße.«
    »Ich meine das ernst. Das sind ganz harte Jungs. Sie scheißen auf alles und jeden. Glaubst du, dass sie hinter dem Mord an Tariq Marhoni stehen?«
    Nora mal wieder. Sie kennt ihn einfach zu gut.
    »Keine Ahnung. Um darüber etwas zu sagen, ist es wohl noch zu früh.«
    »Wenn du vorhast, diese Leute aufzusuchen, Henning, sei bitte vorsichtig. Okay? Das sind keine lieben Jungs.«
    »Wird schon gut gehen«, sagt er und denkt, wie seltsam es ist, wieder mit Nora über Fälle und Quellen zu sprechen. Wenn Journalisten zusammenkommen, wird immer über die Arbeit gesprochen. Wohnt man dann noch zusammen und teilt alles miteinander, gibt es bald kaum noch etwas anderes als Arbeit. Bis es irgendwann kippt.
    Eine Zeit lang hat er so viel gearbeitet, dass Nora, wenn er schließlich nachmittags oder abends nach Hause kam, keinen Nerv mehr hatte, über den Job zu reden. Es war einfach zu viel. Seine Schuld, natürlich. Auch das. Es scheint ein Muster in meinem Leben zu geben, denkt er. Alles Schöne und Gute mache ich kaputt.
    Er bedankt sich für ihre Hilfe, legt auf und starrt das Telefon an, als wäre sie noch immer am anderen Ende. Schließlich legt er den Hörer wieder ans Ohr. Stille.
    Er muss an den Doppelmord in Bodø denken, über den er vor einigen Jahren berichtet hat. Kurz bevor Nora sich an einem der ersten Abende, als er unterwegs war, schlafen legen wollte, rief er sie an. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde, vielleicht auch länger. Als er sie gähnen hörte, bat er sie, den Telefonhörer auf das Kissen neben sich zu legen, aber nicht aufzulegen. Er wollte sie schlafen hören. So saß er schließlich in seinem Hotelzimmer und lauschte ihrem Atem, der anfangs noch rasch ging. Dann immer tiefer und langsamer wurde. Irgendwann legte auch er sich hin. Er kann sich nicht mehr erinnern, ob er irgendwann auflegte. Aber er weiß noch, dass er in dieser Nacht besonders gut schlafen konnte.

31
    Zaheerullah Hassan Mintroza sitzt vornübergebeugt auf dem knarrenden Stuhl in seinem Glaskasten und zählt Geld. Bargeld. In der Waschhalle zählt nur Bargeld. Er hat zwar eine Kasse, die sogar eingeschaltet ist, aber die benutzt er nie.
    Schließlich geht nichts über Schwarzgeld.
    Die bisherigen Tageseinnahmen waren gut. Außergewöhnlich gut. Zwölf Pkw à hundertfünfzig Kronen, macht zusammen eintausendachthundert Kronen. Plus zwei Polituren für je achthundert Kronen. Und sechsunddreißig Taxis à hundert Kronen. Insgesamt sieben Mille. Nicht schlecht. Und ihr Laden ist noch zwei Stunden auf.
    Das Sonderangebot für die Taxis war ein weiser Entschluss.
    Er will gerade nach draußen gehen, um sich um einen neuen Kunden zu kümmern, als er zwei Fahrzeuge bemerkt, die hinter dem verschmutzten Mercedes halten. Polizeiwagen.
    Verdammt, denkt Hassan. Drei Beamte steigen aus. Hassan geht ihnen entgegen. Einen von ihnen hat er schon einmal gesehen.
    »Sind Sie der Betreiber dieser Waschhalle?«, fragt Bjarne Brogeland. Er spricht laut, um den Hochdruckreiniger zu übertönen, der drinnen in der Halle lärmt. Hassan nickt.
    »Haben Sie einen Angestellten namens Yasser Shah?«
    Verdammt, denkt Hassan erneut.
    »Ja.«
    »Wo finden wir ihn? Wir würden gerne mit ihm reden.«
    »Wieso?«, fragt Hassan.
    »Ist er hier?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    Hassan schüttelt den Kopf.
    »Muss er heute nicht bei der Arbeit sein?«
    »Nein.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir einen Blick in Ihre Waschhalle werfen?«
    Hassan zuckt gleichgültig mit den Schultern und bleibt draußen stehen, als die Beamten in die Halle gehen.
    Hassan denkt an Yasser. Verflixter Amateur. Dabei hat er ihn doch genau vor dieser Art von Fehler gewarnt, unmissverständlich!
    Die Arbeit in der Halle wird unterbrochen, noch bevor eins der Taxis fertig ist. Die Polizisten reden mit den Männern in der Halle, aber Hassan kann nicht hören, was gesagt wird. Er sieht, dass erst Mohammed den Kopf schüttelt, dann Omar.
    Die Beamten überprüfen alle Räume, inklusive Glaskasten, und kontrollieren den Bereich hinter und vor der Waschhalle. Brogeland sagt etwas zu seinen beiden Kollegen, ehe er wieder nach draußen zu Hassan geht.
    »Wir müssen so schnell wie möglich mit Yasser Shah sprechen. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm bitte,

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