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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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nachdenklich und schien langsam zu begreifen, dass man die Welt nicht ganz so einfach in Gut und Böse einteilen konnte, wie sie geglaubt hatte. »Komisch ist es schon. Jetzt wollen wir uns in ein Land der weißen Farbe begeben – früher wäre ich allein schon bei dem Gedanken gestorben.«
    »Du kannst jederzeit über den Strom zurückkehren. Ich begleite dich bis zum Ufer«, bot Laisa ihr an.
    »Nein, ich bleibe lieber bei dir und Rongi. Die meisten meiner Familie sind im letzten Krieg umgekommen, und der Rest hat sich anderen Sippen unseres Volkes angeschlossen, bei denen ich mir fremd vorgekommen bin.«
    »Dann ist es dir ebenso ergangen wie mir bei Groms Stamm!« Laisa fand, dass ihre und Ysobels Schicksale sich irgendwie ähnelten. Das hielt sie für ein gutes Omen und war daher froh, dass ihre Freundin bei ihr bleiben wollte.
    »Dann sind wir uns einig. Wir helfen Naika, die Festung magisch zu versiegeln, und reiten nach Süden, um über den Bärenfluss in Borlons Heimat zu gelangen.«

[home]
    Sechstes Kapitel
    Aufbruch
    K haton sah den Dekan der Universität an und fragte sich, ob sein Gegenüber schon immer so überheblich gewesen war. Der Mann hatte seine Stirn in tadelnde Falten gelegt und musterte ihn von oben bis unten, als wäre sein Gewand schmutzig oder würde einen schwarzen Fleck aufweisen. Obwohl einfache Farbe nicht mit Magie gleichzusetzen war, hatte es sich eingebürgert, dass kein Bewohner eines weißen Reiches jemals schwarz trug. Wer es tat, selbst wenn es aus Versehen oder Not geschah, wurde von seinen Mitmenschen geschnitten oder sogar geächtet.
    Mehr denn je wurde Khaton klar, was für ein kleinliches Geflecht von Regeln und Sitten das Leben der Menschen beherrschte. Es lag wie Mehltau über den Reichen und hinderte ihn, den Evari des weißen Gottes Meandir, seine Pflicht so zu erfüllen, wie es nötig gewesen wäre. Viel zu lange hatte er sich den Bewohnern der Dämmerlande angepasst und darüber beinahe vergessen, wer er war und welche Aufgabe ihm mit seinem Amt auferlegt worden war.
    Sein Gegenüber war das Oberhaupt der Schule und damit auch der Stadt und des Landes Thelan. Aber der Mann führte sich so auf, als sei er Meandir selbst ebenbürtig. Gerade machte er eine Handbewegung, die gleichzeitig Ärger und Beleidigung ausdrückte. »Euer Wunsch, Herr Valgrehn, ist mehr als ungewöhnlich. Noch nie hat ein Professor unserer altehrwürdigen Universität während des Schuljahres die Schule verlassen. Ich fürchte, ich kann Euch das nicht erlauben.«
    »Ich muss auf Reisen gehen, zumindest für eine gewisse Zeit.« Khaton ärgerte sich über sich selbst, weil seine Stimme so bettelnd klang, als sei er wirklich nur ein kleiner Lehrer und nicht ein vom Gott dieses Landes eingesetzter Magier. Der goldenen Herrin, die ihn vor wenigen Tagen aufgesucht hatte, war es gelungen, ihn aus der kleinmütigen Haltung aufzuwecken, in der er sich verfangen hatte. Lange hatte er überlegt, wie er ihren Worten am besten Folge leisten konnte, und war zu der Überzeugung gekommen, dass er nicht warten durfte, bis die Person, die ihm angekündigt worden war, zu ihm fand.
    Wie sollte dieser Mensch, Eirun oder was auch immer er war, auch wissen, dass sich der Evari Khaton hinter der Maske eines Mannes verbarg, der halbwüchsigen Bengeln und Mädchen die Grundlagen von Rhetorik, Logik und Recht beibrachte? Nun musste Khaton das tun, was er seit Jahrzehnten gemieden hatte, nämlich als er selbst auftreten. Am einfachsten wäre es gewesen, dem Dekan zu sagen, er solle den Mund halten und ihm Achtung erweisen, andernfalls würde er dafür sorgen, dass ihm Karnickelohren wuchsen. Doch damit hätte er sich den Mann und auch das gesamte Kollegium der Schule von Thelan zum Feind gemacht.
    Er benötigte jedoch das Wissen, das hier gesammelt worden war, und auch die Unterstützung des Lehrkörpers. Darum ersuchte er den Dekan noch einmal mit höflichen Worten, ihn gehen zu lassen. Er sah den Mann, der ihm nur bis zur Brust reichte, aber vor Wichtigkeit beinahe platzte, durchdringend an und widerstand nur mit Mühe dem Verlangen, den Mann durch geistige Beeinflussung dazu zu bringen, nachzugeben. Der Dekan war erfahren genug, um sich später an eine solche Manipulation zu erinnern und sie ihm übelzunehmen.
    »Es muss sein, ehrwürdiger Herr!«, erklärte er daher noch einmal mit fester Stimme.
    Der Thelaner schien nach kurzem Nachdenken zu einem Ergebnis gelangt zu sein. »Da Ihr mich so bedrängt, kann ich Euch

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