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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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konnten. Da Tedenrhol Naika während ihrer Gefangenschaft aus Stolz die Festung gezeigt hatte, vermochten sie die Gefangenenzellen zu finden und nachzusehen, ob jemand darin eingesperrt war. Sie entdeckten noch ein halbes Dutzend Menschen, von denen keiner so magisch war, dass Laisa seine Farbe auf Anhieb hätte erkennen können.
    Die Leute waren verschreckt und glaubten, nun an das Ungeheuer verfüttert zu werden. Erst als Ysobel sich vor sie hinstellte und aus einer Laune heraus behauptete, dass Laisa eine der großen Damen Ilynas sei, die den jämmerlichen grünen Magier besiegt hätte, wurden sie still und ließen sich von ihr in den Vorratsraum führen, wo sie sich erst einmal satt essen konnten.
    Als die fünf Kampfgefährten sich einige Zeit später in einer wohnlich eingerichteten Kammer ausruhten, die einen Zierteich enthielt, in dem Naika sich halbwegs wohl fühlte, schüttelte Ysobel nachdenklich den Kopf. »Wir dürfen die alte Festung nicht so einfach leer stehen lassen. Es könnten sich hier Räuber einnisten oder ein anderer Magier, der die ganze Umgebung tyrannisiert.«
    Borlon kratzte sich an seinem haarigen Kinn. »Viel gibt es hier nicht zu tyrannisieren. Das einzige Menschenreich, das in der Nähe liegt, ist Tanfun im Süden. Sonst gibt es nur kleine Gruppen von Flüchtlingen oder Ausgestoßenen, die in verborgenen Tälern leben. Bis zum Großen Strom und zum Heiligen See hin erstrecken sich die Ödlande, ein Gebiet voll unkontrollierter Magie, in dem kaum jemand überleben kann. Zwar führen ein paar Straßen hindurch, doch die meisten Menschen nehmen lieber weite Umwege in Kauf, als sich den Gefahren dort auszusetzen.«
    »Trotzdem wäre es unklug, diese Festung offen zurückzulassen«, wandte Ysobel ein.
    »Können wir sie denn nicht einfach hinter uns zusperren?«, fragte Laisa, die das Problem nicht begriff.
    Naika fuhr sich mit den Fingern durch ihr wasserhelles Haar. »Ich glaube, das wäre möglich. Wir müssten den Artefakten am Tor einen von uns als denjenigen eingeben, der das Recht hat, die Festung zu betreten.« Sie blickte einen nach dem anderen an, dann blieb ihr Blick auf Laisa haften. »Wärst du dazu bereit?«
    »Warum nicht? Wenn es uns hilft, von hier wegzukommen, ist mir alles recht.« Laisa machte sich wenig Gedanken über die Festung. Diese lag abseits aller Wege in einem unbesiedelten Landstrich und würde sicher nicht so rasch die Begehrlichkeiten anderer erwecken.
    »Wichtiger erscheint mir, was wir danach tun sollen«, sagte Laisa zu den anderen. »Ysobel und Rongi stammen von jenseits des Stromes. Nach allem, was ich bisher weiß, ist es für sie gefährlich, hier auf der westlichen Seite zu bleiben. Außerdem müssen wir für Naika sorgen. In diesem gebirgigen Land kommt sie nicht weit.«
    »Das stimmt«, gab die Nixe betrübt zu. »Der Magier wusste, dass ich ihm ohne Hilfe nicht entkommen konnte. Deshalb ließ er mir mehr Freiheiten als seinen anderen Gefangenen. Wenn ihr mich nicht mitnehmt, muss ich bis ans Ende meiner Tage hier in einer kleinen Pfütze leben.«
    »Niemand wird dich zurücklassen!« Ysobel hatte ihre anfängliche Abneigung gegen die Nixe inzwischen abgelegt und sah in ihr eine Freundin.
    »Das beantwortet aber nicht die Frage, wohin wir uns wenden sollen, sobald wir die Festung verlassen haben.« Laisa sah die anderen auffordernd an und begriff, dass die vier ihr die Verantwortung einer Anführerin zuschoben, obwohl jeder von ihnen weitaus mehr über diese Welt wusste als sie.
    Borlon hob die Hand. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Kommt mit zu meinem Volk nach Borain! Von unserer Farbe her zählen wir zwar zu den Völkern dieser Seite, werden aber von den Menschen wegen unseres Aussehens gemieden, da in ihren Augen nur die Dämonen von drüben Halbtiere als Anhänger besitzen. Unsere Bärengestalt passt nicht in das Weltbild der edlen und stolzen Völker des Westens.«
    »Ich bin kein Halbtier!«, fauchte Laisa.
    »Das habe ich auch nicht gesagt, und ich sehe mich auch nicht so. Wir Bor’een sind ein tapferes Volk und gehorchen Meandirs Befehlen. Andere weiße Völker tun dies nicht. Khaton, der weiße Evari, weiß ein Lied davon zu singen.« Borlon grinste, und das machte sein breites Gesicht mit dem vorspringenden Kiefer nicht gerade hübscher.
    Während Ysobel abwehrend reagierte, da sie nicht noch weiter nach Westen verschlagen werden wollte, fand Laisa Borlons Vorschlag gar nicht so schlecht. Im Reich der Bor’een konnten sie erst

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