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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Erlaubt mir, Euch inzwischen einen Becher Wein als kleinen Dank anzubieten. Es ist Thilier!«
    »Trinken kann ich später. Jetzt gilt es, den Verletzten zu versorgen!« Seinen harschen Worten zum Trotz nahm Khaton den Becher entgegen und trank ihn in wenigen Zügen leer.
    Es war tatsächlich guter, thilischer Wein, allerdings von einer Lage, die er noch nicht kannte, denn er besaß einen seltsam erdigen Nachgeschmack. In dem Moment, in dem Khaton dies bemerkte, sank er wie von einem Schlag getroffen in sich zusammen. Er blieb regungslos neben dem Grünschopf liegen, der jetzt nicht mehr dankbar, sondern sehr zufrieden wirkte.
    »Der Wein war wohl etwas zu stark für dich. Einen guten Schlaf wünsche ich dir.« Damit versetzte der Mann Khaton einen Fußtritt und verschwand aus dessen Blickfeld.
    Zwar standen die Augen des Evari noch offen, aber er vermochte seinen Kopf nicht mehr zu bewegen. Verzweifelt kämpfte er gegen die Lähmung an, erreichte aber nicht mehr, als einen Bruchteil seines Geistes wach zu halten. Das Mittel, das ihn betäubt hatte, war weder pflanzlichen Ursprungs noch magisch, denn gegen beides hätte er sich zur Wehr setzen können.
    Das muss Flussmaulstaub gewesen sein!, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte von diesem Teufelszeug bereits gehört, es aber noch nie untersuchen oder seine Wirkung prüfen können. Jetzt erfuhr er am eigenen Leib, dass die Gerüchte, die sich um dieses Mittel rankten, nicht übertrieben waren. Er konnte nur hoffen, dass die Wirkung bei ihm weniger lang anhielt, als der Fremde, der ihn überlistet hatte, annahm.
    Gerade als Khaton sich einige hübsche Verwandlungszauber überlegte, die er auf den Grünschopf anwenden wollte, kehrte dieser zurück. Ihm folgte ein schlanker, hochgewachsener Mann mit einem schmalen, ungewöhnlich kantigen Gesicht. Das wallende grüne Gewand und die grünmagische Ausstrahlung des Mannes irritierten Khaton. Dennoch war er sich sicher, dass er ihn irgendwann schon einmal gesehen hatte – und das gewiss nicht in einer friedlichen Situation. Verzweifelt versuchte er, seine magischen Kräfte zurückzugewinnen, denn im Augenblick war er so hilflos wie ein neugeborenes Kind.
    Der Prophet spürte, dass der Geist des Evari trotz des Lähmstaubs arbeitete, obwohl sein Körper so schlaff dalag wie ein Lumpenbündel.
    »Hörst du mich?«, fragte er und sendete die Frage gleichzeitig in magischen Symbolen, die Khaton empfangen musste.
    Prompt setzte Khaton seine gesamte weiße Magie ein und versuchte, die Lähmung zu durchbrechen. Einen schwächeren Zauberer hätte er vielleicht sogar überraschen können, doch an seinem Gegenüber glitt sein magischer Angriff ab wie Frühlingsregen von einem Blatt.
    »Du wirst nicht mehr lange beißen können, mein Freund«, höhnte der Prophet. »Was meinst du, soll ich mit dir anstellen? Am besten übergebe ich dich dem Evari meiner Farbe. Tharon würde sich gewiss freuen!«
    Der Prophet näherte sein Gesicht dem seines Opfers und veränderte sich dabei. Haut und Augen färbten sich dunkler, und unter seiner barettartigen Kopfbedeckung stahl sich eine tiefschwarze Haarsträhne hervor.
    »Salavar!«, dachte Khaton zornerfüllt.
    Wenn er gekonnt hätte, hätte er mit den Zähnen geknirscht, doch die Lähmung zementierte seine Kiefer eisern zusammen. Vor ihm stand tatsächlich der ehemalige Kommandant der Schwarzen Festung und frühere Feldherr Giringars. Ihn auf dieser Seite des Stromes zu sehen, war ein Schock. Nun wunderte Khaton sich nicht mehr, dass er die Magie der Kristallsäule als seltsam kalt empfunden hatte. Die gleiche Ausstrahlung umgab auch den angeblichen Propheten, aber dies war leicht zu erklären. Salavar musste seine eigene Magie durch ein starkes Dämmartefakt abgeschirmt und ein altes, grün strahlendes Artefakt zur Tarnung eingesetzt haben. Dieselbe grüne Magie hatte er auch benutzt, um die Kristallsäule von Gamindhon in seinem Sinne zu manipulieren.
    »Was hast du vor? Was du tust, wird den nächsten großen Krieg herbeiführen«, dachte Khaton in Salavars Richtung. Er erstickte fast bei diesem Gedanken. Nie hätte er gedacht, dass ein Magier des Schwarzen Landes so weit gehen würde, hier auf dieser Seite seine finsteren Pläne zu verfolgen.
    Der schwarze Kriegsmagier verzog höhnisch die Lippen. »Aber nicht doch! Die Reiche des Westens sind schwach und zahnlos geworden. Nur die magische Kunst des grünen Evari hat die thilischen und aralianischen Heere davor bewahrt, von den

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