Stern der Göttin
t’woolischen Panzerreitern und den Aufgeboten des Ostens über den Strom zurückgetrieben zu werden. Mich hat der Überfall auf unsere Reiche im Süden ebenso wie Rhondhs Zauber meine Stellung als Kommandant der Schwarzen Festung gekostet. Meine Neider im Osten haben mir vorgeworfen, nicht entschlossen genug eingegriffen zu haben, und dafür gesorgt, dass ich abgesetzt worden bin. Aber ich werde es ihnen zeigen!«
Khatons Gedankenstoß unterbrach Salavars zornige Rede. »Und was hast du mit den Leuten hier vor?«
Der Schwarzlandmagier lachte triumphierend. »Ich werde den weißen Evari als Gefangenen – oder sagen wir besser, als Geisel – mit in den Osten nehmen und dazu den Reichtum des grünen Südens, den mir die treuen Anhänger Tenelins nach Gamindhon schleppen. Mit ihnen besitze ich überdies noch etliche zehntausend Sklaven, die mir freiwillig auf die andere Seite folgen werden.«
»Du bist ein Narr!« Khaton versuchte erneut, seine langsam erwachenden Kräfte zu bündeln, um sein Gegenüber magisch anzugreifen. In dem Augenblick zog Salavar ein Versteinerungsartefakt aus einer Tasche und hielt es kurz vor Khatons Augen. Es handelte sich um solide Schwarzlandarbeit, und Khaton wusste genau, dass er gegen diese Waffe nichts ausrichten konnte. Auch wenn er die Magie seiner Feindfarbe besser vertrug als andere weiße Magier, würde sie ihn vollkommen hilflos machen. Er sah noch, wie Salavar sie auf ihn richtete, und bevor ihm die Sinne schwanden, dachte er noch, dass er diesem Feind wie ein blutiger Anfänger in die Falle gegangen war.
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Neuntes Kapitel
Tanfun
N achdem Laisa sich von ihren Freunden getrennt hatte, brauchte sie weniger als zwei Tage, um nach Tanfun zurückzukehren. War das Land am Fuß der Berge eher flach und von lockerem Wald bedeckt gewesen, geriet Laisa in eine hügelige Gegend mit weitaus dichterem Wald, der etliche Siedlungsinseln mit Dörfern und kleinen Städten umschloss. Von einem hohen Baum aus, der auf der höchsten Kuppe dieser Gegend stand, betrachtete sie den nördlichen Teil Tanfuns. Kleine Felder breiteten sich wie ein Flickenteppich aus verschiedenen Gelbtönen unter ihr aus. Gelegentlich sah sie auch ein Feld mit grünen oder weißen Stengeln oder Früchten, doch nur selten eine blassblaue Blume und niemals einen Ton, der Violett gleichkam. Die Farbe Schwarz schienen die Leute hier ebenfalls zu meiden. Allerdings trieb das einfache Volk nicht jenen extremen Farbkult wie Punji oder dessen Verfolger. Die Menschen trugen schlichte Kittel oder Kleider, die nur sanft gelb getönt waren, und bei gröberen Arbeiten zogen sie graue Schürzen oder Überwürfe an.
Nicht weit von Laisa entfernt erstreckte sich die größte Ansiedlung in diesem Landstrich. Die kleinen Häuser mit ihren seltsam geschwungenen Dächern bestanden zumeist aus Balken und Brettern, die von Natur aus ebenso gelblich waren wie die Steinplatten, mit denen man sie gedeckt hatte. Im Zentrum der Stadt lag ein dreieckiger Platz, an dessen Ecken bemalte Fahnen in den drei Farben der westlichen Seite wehten. Ein übermannshoher Palisadenzaun umgab den Ort, und an den drei Toren, die den Zaun unterbrachen, flatterten gelbe Fahnen mit verschlungenen Schriftzeichen.
Mehr als für die Stadt interessierte Laisa sich jedoch für die kleine Festung, die sich auf dem gegenüberliegenden Hügel erhob. Immer wieder sah sie Bewaffnete hinreiten oder von dort kommen. Auch jetzt verließen wieder mehrere Berittene in voller Rüstung den Wehrbau, der im Gegensatz zu den Häusern der Stadt aus gelben Ziegelsteinen errichtet worden war. Zu Laisas Überraschung folgten den Reitern etwa sechs Dutzend Fußsoldaten im Laufschritt. Diese trugen lange, wattierte Panzerhemden, auf die einzelne Stahlstreifen genäht waren, einfachere Helme als ihre Anführer und als Waffen Speere mit kurzen Spitzen oder Äxte mit spitz zulaufender Klinge.
Die Gruppe hielt auf die Stadt zu, und Laisa beschloss, ihr heimlich zu folgen. Sie verließ das Geäst des Baumes und sauste wie der Blitz den Stamm hinab. Da die Dörfler auf die Soldaten starrten, übersahen sie den grauen Schatten, der jede Deckung nutzend zwischen den Feldern näher kam und ungesehen über den Palisadenzaun stieg.
Laisa erreichte die Stadt noch vor den Soldaten und konnte daher beobachten, wie diese mit den Reitern an der Spitze durch das mit Fahnen geschmückte Tor marschierten und sich mitten auf dem dreieckigen Marktplatz aufstellten. Der Lärm, den sie dabei
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