Stern der Liebe ueber Kenia
an der Schulter bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch.
Sammy.
Wehmut durchflutete Shanna, und sie konnte das Gewicht des kleinen Körpers förmlich spüren, seinen Babygeruch wahrnehmen. Tränen brannten ihr in den Augen. Rasch blickte sie auf ihren Schoß, schloss die Augen und atmete tief durch.
Sammy ging es gut. Sie musste es glauben. Wieder atmete sie tief ein.
Denk an etwas anderes, befahl sie sich.
An Rand Caldwell und seine eisklaren Augen.
Sie zwang sich, den Männern zuzuhören, die sich über Politik unterhielten.
Dann schweiften Shannas Gedanken zu der Ranch, den Fotos, die sie gesehen hatte.
Die Ranch, das wusste sie, lag nur dreißig Kilometer von Kanguli entfernt, dem Dorf, in dem sie als Kind mit ihren Eltern gelebt hatte. Am liebsten wäre sie in den erstbesten Geländewagen gesprungen, um sofort nach Kanguli hinauszufahren. Leider musste sie damit bis morgen warten, wenn sie ihren gemieteten Landrover abholen konnte. Hoffentlich fand sie das Dorf noch. Ob die Leute sich nach all den Jahren noch an sie erinnern würden?
Unauffällig beobachtete sie Rand, der sich mit Nick unterhielt. Ausgeprägte Nase, kantiges Kinn, hohe Stirn - ein sehr markantes, männliches Gesicht. Und diese durchdringend blickenden Augen ...
Shanna betrachtete seine Hände, in denen er das Bierglas hielt. Es waren große, gebräunte, kraftvolle Hände, die zupacken konnten. Müsste interessant sein, sie auf der Ranch in Aktion zu erleben.
Unvermittelt sah Rand sie an, als wäre ihm bewusst geworden, dass sie ihn beobachtete. Einen Moment lang hielten ihre Blicke sich fest. Die kühle Verachtung in Rands Blick verwirrte Shanna. Warum sah er sie so an?
Nick berichtete ihm, dass sie einen Artikel für eine Universitätszeitschrift schreiben wolle.
"Und nun sind Sie hier, um Material zu sammeln?" fragte Rand höflich.
"Ja." Das stimmte nur zum Teil.
"Sie konnten es einrichten, zur selben Zeit wie Nick herzukommen?“
Shanna nickte. "Ich bin zeitlich ungebunden. Da habe ich die Reise so gelegt, dass wir uns hier treffen."
"Und worüber wollen Sie schreiben?" fuhr Rand leicht gelangweilt fort.
"Über die Situation der Frauen hier in Kenia. Inwiefern ihr Leben sich im Lauf der letzten Generation geändert hat, ihre Stellung in Familie, Gesellschaft, Beruf."
Ironisch zog Rand eine Braue hoch. "So?"
Shanna wusste genau, was er jetzt dachte. In zwei Wochen einen fundierten Artikel über ein fremdes Land schreiben zu wollen war einfach lächerlich.
Doch sie war keine Fremde in diesem Land und hatte auch nicht vor, nur zwei Wochen zu bleiben. Das konnte sie Rand Caldwell jedoch nicht sagen, denn Nick ahnte noch nichts von ihren Plänen.
Mit zusammengekniffenen Augen sah Rand sie an. Offenbar nahm er sie nicht ernst.
Nick tätschelte ihre Hand und stand auf. "Ich muss jemanden anrufen. Darf ic h euch beide einige Minuten allein lassen?"
Nachdem Nick gegangen war, herrschte zwischen Shanna und Rand angespanntes Schweigen. Aus einem unerfindlichen Grund mochte er sie nicht.
Vielleicht war es am klügsten, seinen feinen Spott einfach zu übergehen und so zu tun, als wüsste sie nicht, was er meinte. Und das wusste sie ja auch nicht.
Zumindest nicht, warum er sich ihr gegenüber so kühl und abweisend gab.
Schließlich hatte sie ihm nichts getan.
"Ich habe gehört, dass es auf Ihrem Land große Bestände an wilden Tieren gibt“, sagte Shanna. "Und dass Sie sich stark für den Artenschutz einsetzen."
Rand trank einen Schluck Bier. "Ja", erwiderte er nur.
"Ich habe den Artikel vom vorigen Jahr über die Arbeit auf Ihrer Ranch gelesen", fuhr sie fort. "Wie sind Sie dazu gekommen, Ihren Besitz für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen?“
"Weil ich sie für wichtig halte", erklärte er nachsichtig, als würde er zu einem Kind sprechen.
Shanna reagierte nicht darauf, sondern versuchte, sich den Inhalt des Artikels wieder ins Gedächtnis zu rufen. Von Rand Caldwells Haus am Rand einer Felsschlucht in der Wildnis war dort die Rede gewesen, von atemberaubenden Blicken über die wild zerklüftete Landschaft, und die Fotos hatten das dramatisch belegt. Zu gern hätte Shanna sich den Besitz einmal selbst angesehen.
Sie trank einen Schluck Saft, und ihr kam eine Idee. Eine etwas gewagte Idee, aber was hatte sie schon zu verlieren?
"Ihre Ranch ist riesengroß", bemerkte sie sachlich. "Beschäftigen Sie dort außer Arbeitern auch weibliche Angestellte?"
"Ja." Wieder griff Rand nach seinem
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