Stern der Riesen
dort gewesen war? Das war doch sicher nur möglich, wenn die Sowjets für sie verantwortlich waren. Bedeutete das, daß der Kreml die UN in einem solchen Umfang beherrschte daß die gesamte Bruno-Operation nichts als ein Ablenkungs-manöver für die USA und andere bedeutende Nationen gewesen war, die über Bruno und damit auch über den Stern der Riesen Bescheid gewußt hatten, und daß die leichte, aber doch deutliche Störtätigkeit der Delegation insgeheim von jemandem gesteuert wurde, der möglicherweise zu diesem Zweck eingeschleust worden war – vielleicht Sobroskin selbst? Daß der astronomische Leiter von Bruno ein Russe war, verlieh dieser Hypothese weitere Plausibilität, aber dagegen sprach die unabweisbare Tatsache, daß die eigenen Bemühungen der Sowjets ebenso sa-botiert worden waren. Auch das ergab also keinen Sinn.
Später erreichte eine dritte inoffizielle Botschaft von Bruno, die nach Hellers Abreise abgeschickt worden war, einen bisher nicht dagewesenen Gipfel von Aggressivität.
In ihr wurde verkündet, die Erde breche hiermit die beider-seitigen Beziehungen ab. Außerdem seien Maßnahmen getroffen worden, durch die sichergestellt sei, daß dieser Ab-bruch von Dauer sein werde. Als Abschluß kam dann Norman Paceys Warnung, draußen im Weltraum solle etwas zerstört werden. Kurz darauf hatte das Relais seinen Betrieb eingestellt.
Die Lösungen dieser Rätsel würden sich nicht in Alaska finden lassen. Packard wartete ab, bis ein offizieller Kurier von der Regierung in McClusky mit der Mitteilung eintraf, der Dialog mit Gigastern sei eingestellt worden und die UN-Delegation werde nun zur Erde zurückkehren. Danach brach er mit Caldwell nach Washington auf. Lyn begleitete sie, hatte aber vor, mit den neuesten Nachrichten zu McClusky zurückzukehren, sobald sie mit Pacey gesprochen hatten.
Hunt und Danchekker standen auf dem Vorfeld von McClusky und sahen zu, wie der UNWO-Jet, der gerade abgehoben hatte, um Packard, Caldwell und Lyn nach Washington zu bringen, abdrehte und steil nach Süden hoch-zog. Nicht weit von ihnen war eine Bodenmannschaft damit beschäftigt, Schnee über die Löcher in dem Beton zu schaufeln, die das Fahrgestell des Perzeptrons hinterlassen hatte. Es stand inzwischen an der Seite des Vorfelds in einer Reihe mit anderen UNWO-Luftfahrzeugen, um so für die Überwachungsinstrumente der ›Organisation‹ ein natürliches Bild abzugeben. Obwohl das Schwarze Loch im Kommunikationsgerät des Flugzeugs nur mikroskopisch klein war, entsprach es in seiner Masse doch einem kleinen Berg – dafür war McClusky nicht gebaut.
»Eigentlich ist es komisch, wenn man es sich überlegt«, bemerkte Hunt, als das Flugzeug über dem weit entfernten Gebirgskamm zu einem Punkt zusammenschrumpfte.
»Vranix ist zwanzig Lichtjahre weit von Washington entfernt, aber für die letzten viertausend Meilen braucht man die längste Zeit. Wenn die Angelegenheit hier erst einmal aufgeklärt ist, sollten wir uns vielleicht einmal überlegen, ob wir nicht bestimmte Teile dieses Planeten an VISAR
anschließen.«
»Vielleicht.« Danchekkers Stimme klang unverbindlich.
Seit dem Frühstück war er auffallend still gewesen.
»Dann wären die Rechnungen, die Gregg dem Trans-portservice zahlen muß, lange nicht mehr so hoch.«
»Kann schon sein.«
»Wie wäre es, wenn wir das Navkomm-Hauptquartier und Westwood anschließen würden? Dann könnten wir direkt von der Arbeit nach Thurien reisen und wären zum Abendessen wieder da.«
»Mmm...«
Sie drehten sich um und gingen zur Offiziersmesse zurück. Hunt sah den Professor neugierig von der Seite an, aber Danchekker tat so, als würde er es nicht bemerken, und ging weiter.
Drinnen trafen sie auf Karen Heller, die über einem Stapel von Funkspruch-Texten und Notizen brütete, die sie während ihres Aufenthaltes in Bruno gemacht hatte. Als sie hereinkamen, schob sie die Zettel weg und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Danchekker ging zu einem Fenster hinüber und starrte schweigend auf das Perzeptron hinaus.
Hunt drehte einen Stuhl herum und setzte sich in einer Ekke rittlings darauf, so daß er den Raum überschauen konnte. »Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll«, sagte Heller seufzend. »Es ist einfach unmöglich, daß au-
ßer uns auf dem Mond noch jemand Zugang zu diesen Informationen gehabt hat – es sei denn, es war jemand, der mit Calazars ›Organisation‹ in Verbindung steht. Halten Sie das für möglich?«
»Das habe ich mir
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