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Stern ohne Himmel

Stern ohne Himmel

Titel: Stern ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Ossowski
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der Tür. »Was soll man machen«, jammerte sie, »auspacken oder einpacken, fortlaufen oder hier bleiben? Alles wird einem falsch ausgelegt!«

Als Willi in den Schlafraum zurückkam, empfingen ihn die Jungen mit Schweigen. Sie hatten sich so in ihre Betten gelegt, dass ihre Gesichter Willi zugewandt waren. Willi fühlte ihre Verachtung. Ohne dass ein Wort des Vorwurfes gefallen war, glaubte er sich plötzlich verteidigen zu müssen. Er saß auf seinem Bett und zog sich aus.
    »Ihr seid selbst schuld, warum habt ihr nicht die Wahrheit gesagt!«
    Willi bekam keine Antwort.
    »Was blieb mir anderes übrig? Einer musste sich schließlich darauf besinnen, dass wir in der Hitlerjugend sind!«
    Keine Antwort.
    »Ihr denkt wohl, das war alles einfach für mich? Ihr habt bloß ans Fressen gedacht. Paule hat selbst gesagt, seine Ehre als Hitlerjunge ginge nicht weit!«
    Willi horchte. Einmal musste eine Antwort kommen. Er hatte sich ausgezogen und stand im Schlafanzug an seinem Bett.
    »Soll wohl eine Strafe sein, dass ihr mir keine Antwort gebt, was?«
    Er lief an den Fußenden der Betten auf und ab. Dann blieb er vor Antek stehen.
    »Na schön, ich bin zwar zum Schweigen verpflichtet, aber wir waren einmal Freunde und deshalb will ich euch die Wahrheit sagen.«
    Aber es kam keine Frage, kein Heben des Kopfes, nichts.
    Willi stellte sich vor Anteks Bett auf. »Durch mich hat Jähde nur indirekt die Zusammenhänge erfahren. Es war eure Freundin Ruth, die mich auf die Fährte gelockt hat.«
    Willi hoffte, dass Antek Ruth verteidigen würde.
    Aber nichts.
    Da verlor Willi die Nerven. Er sprang zu Antek aufs Bett. »Hör nur richtig hin! Deine Ruth war es, mit ihrem Kriegsverräter von Großvater!«
    Antek drehte sich als Antwort nur um.
    Willi sprang vom Bett. »So wollt ihr mich fertig machen? Das wird euch nicht gelingen. Mit mir nicht! Ich habe von Jähde Befehl, euch zu bewachen!«
    Willi zerrte, außer sich vor Wut, seinen Strohsack vom Bett und warf ihn quer vor die Tür.
    »Solange ich vor der Tür liege, kommt keiner von euch raus.« Er schloss die Tür ab, wickelte sich in seine Decke und behielt den Schlüssel in der Hand. »Ihr habt es nicht anders verdient und es geschieht euch recht so.«
    Die ersten Morgenstrahlen tasteten sich durch die Verdunklung. Zick wachte auf. Sein Blick fiel auf Willi, der schräg vor der Flurtür lag. Paule und Antek schliefen fest. Zick überlegte. Er musste pinkeln. Aber wie sollte er aus der Tür kommen, ohne mit Willi zu sprechen? Und gerade das hatten sie sich gestern vor Willis Rückkehr versprochen. Zick angelte vorsichtig nach seinen Latschen. Willi war sofort wach.
    »Wo willst du hin?«, knurrte Willi.
    »Pinkeln!«, zischte Zick wütend zurück, in der Hoffnung, Antek und Paule würden es ihm nicht als Wortbruch anrechnen.
    Willi zeigte sich unentschlossen. Vielleicht war das eine Falle?
    Zick trat von einem Bein auf das andere.
    »Schwein«, murmelte Willi wütend und öffnete die Tür, »wehe, wenn du nicht in zehn Minuten wieder da bist!«
    Er packte Zick am Schlafanzug. »Ich seh aus dem Fenster, Freundchen, mach keine Dummheiten!«
    Zick verschwand im Dämmerlicht des Flurs.
    Die oberen Toiletten waren verschlossen. Zick ging eine Etage tiefer. Hier brannte in den Fluren das blaue Nachtlicht. Zick kletterte über Säcke und Koffer. Leute schliefen auf dem Gang. Jeder hielt die Arme fest um seine Habseligkeiten gelegt. Zick war erleichtert, in der unteren Etage eine freie Tür zu finden. Er schlich leise an der Wand entlang, um niemanden zu wecken.
    Da öffnete sich eine der Klassentüren und eine kleine Gestalt huschte heraus. Abiram. Zick erkannte ihn sofort. Da entdeckte ihn auch Abiram und schlich auf ihn zu. »Du kannst nicht raus«, flüsterte Zick, »Willi steht am Fenster. Sie sind hinter dir her!«
    »Weiß einer, dass ich hier bin?«
    »Vielleicht!«
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang?«, fragte Abiram. Er sah aus dem Fenster zum Himmel, der mit jeder Minute heller wurde.
    »Ist hier irgendwo ein Versteck?«
    Zick nahm ihn an der Hand. Sie durchschritten den langen Flur ohne Hast, so dass niemand etwas anderes hätte annehmen können, als dass dort zwei Schüler des Alumnates zu ihrem Schlafraum gingen.
    Am Geländer zogen sie sich hoch in den nächsten Stock. Sie waren an Nagolds Wohnung vorbeigekommen und hatten den obersten Treppenabsatz erreicht.
    »Dort«, sagte Zick, dicht an Abirams Ohr. Er zeigte auf eine Tür ohne Klinke.
    »Der Dachboden. Du musst

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