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Stern ohne Himmel

Stern ohne Himmel

Titel: Stern ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Ossowski
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füllen.
    Als Jähde klingelte, war die Hauptarbeit getan, und es ging dem Kreisleiter jetzt nur noch darum, einen günstigen Zeitpunkt zu finden, um ohne viel Aufhebens die Stadt gen Westen verlassen zu können.
    »Welcher Idiot ist das?«, fuhr er hoch, als die Glocke durch den Flur schrillte.
    »Mach einfach nicht auf!«, sagte seine Frau.
    Aber es klingelte hartnäckig weiter. Hastig zog er sich die Uniformjacke über seine Zivilhose.
    »Jähde, Sie?«, fragte er misstrauisch. Jähde bemerkte die Unhöflichkeit des Kreisleiters nicht.
    »Ich muss Sie sprechen!«
    Er drängelte sich vorbei zum Dienstzimmer. Hoffmann konnte noch rechtzeitig die Tür zum Wohnzimmer schließen. Jähde sah sich verdutzt im Dienstzimmer um. Etwas erschien ihm fremd, aber er wusste nicht, was.
    »Ich habe aufgeräumt und alte Karteien aussortiert«, sagte der Kreisleiter, während er auf die leeren Regale wies.
    Jähde nickte und machte in militärischer Kürze seine Meldung.
    »Sehr interessant«, sagte Kreisleiter Hoffmann, während er fieberhaft überlegte, wie er diesen irren Schwätzer loswerden könnte.
    »Begreifen Sie die Zusammenhänge, Herr Kreisleiter?«, fragte Jähde.
    »Ja, ja, natürlich. Wie heißt der Mann? Ich meine, dieser Jude mit der Uniform?«
    »Abiram!«
    »Ach ja, ich entsinne mich. Wurde als spionageverdächtig durchgegeben«, sagte der Kreisleiter, um Jähde abzulenken. Hoffmann ging mit schnellen Schritten auf und ab. Dieser Jähde brachte es noch fertig, ihn um die einzige Möglichkeit der Flucht zu bringen. Wenn er, Hoffmann, nicht innerhalb der nächsten drei, vier Stunden aus der Stadt käme, war der Weg nach Westen abgeschnitten. Was interessierten ihn der Jude, Kimmich oder Dressler? Für den Kreisleiter gab es nur noch ein Problem, nicht in die Hände der Russen zu fallen.
    »Hören Sie zu«, sagte er plötzlich, »ich möchte gern, dass Sie persönlich den Fall übernehmen. Ich kann mich auf niemanden in dieser heiklen Angelegenheit so gut verlassen wie auf Sie!«
    Der Kreisleiter ging zu seinem Schreibtisch und beschrieb ein Papier.
    »Hier«, sagte er, »damit haben Sie eine Vollmacht bis zur letzten Konsequenz. Machen Sie Gebrauch davon, wann immer Sie es für nötig halten!«
    »Sie wollen mir sämtliche Vollmachten in diesem Fall übertragen, Herr Kreisleiter?« Jähde konnte sich nicht erklären, warum Hoffmann ihm ein solches Maß an Verantwortung zuschob.
    »Sehen Sie in dieser Aufgabe einen Beweis Ihrer Treue zu Führer und Vaterland. An uns alle werden heute höhere Anforderungen gestellt. In Zeiten der Not muss jeder über sich selbst hinauswachsen.«
    Hoffmann redete immer schneller, er spürte, wie Jähde ihm Wort für Wort glaubte.
    »Überlegen Sie sich ihr Vorgehen gründlich und machen Sie mir morgen Meldung. Ich habe jetzt keine Zeit mehr!«
    Jähde ging. In der Hand hielt er die Vollmacht, die ihm alle Rechte überließ, von der Verhaftung bis zum Standgericht, eine stolze Krönung seiner nationalsozialistischen Gesinnung.

Ein forderndes Klopfen weckte Frau Nagold.
    »Walter«, ihre Hand fuhr zu Nagolds Kopfkissen, »hörst du, es klopft jemand!«
    Nagold wachte auf.
    »Vielleicht sind die Russen da«, flüsterte sie.
    »Mein Gott, die Russen«, sagte er ungeduldig, »warum sollten sie denn ausgerechnet an unserer Tür klopfen?«
    Er stand auf und humpelte auf einem Bein zur Tür.
    »Tut mir Leid«, sagte Jähde barsch. Er sah sich in der Wohnung um. »Wieder ausgepackt? Keine Angst mehr, was?«
    »Haben Sie mich geweckt, um mich das zu fragen?«
    Jähde musterte Nagold. Er ging lange im Zimmer auf und ab, ohne ein Wort an den wartenden Nagold zu richten. Plötzlich blieb er vor ihm stehen.
    »Wo ist Abiram?«
    Nagold, der hinter dieser Frage wieder eine Ausgeburt von Jähdes Wachsamkeit glaubte, fragte: »Wer ist denn das nun wieder: Abiram?«
    »Gewöhnen Sie sich einen anderen Ton an«, sagte Jähde.
    Nagold erschrak. Hier hatte er nicht mehr einen hysterischen Vorgesetzten gegenüber, sondern einen Mann, der zu allem entschlossen war.
    »Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen.«
    Er merkte plötzlich, wie ihm das Stehen auf einem Bein schwer wurde, fühlte sich aber nicht in der Lage, vor Jähde in seinen lächerlichen Sprüngen zu einem Stuhl zu hopsen.
    »Man könnte es Ihnen fast glauben«, sagte Jähde leise. »Wenn sie nicht so einen hinterhältigen und verschlagenen Charakter hätten!«
    Damit verließ Jähde die Wohnung.
    Frau Nagold erschien mit aufgerissenen Augen in

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