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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Schildpattscherben, die sich wie angeschwemmte Drachenschuppen ausnahmen.
    Viele von denen, die aufgewacht waren, tobten immer noch am Boden der großen Kaverne herum und droschen sinnlos und hirnlos aufeinander ein. Es waren fast ausschließlich männliche Frasqui, die nicht mehr Verstand besaßen als eine Frachtdrohne. Ein Soldatengezücht, eine gezüchtete Invasionsstreitmacht. Sie hatten sich in der Gewissheit schlafen gelegt, dass es nach dem Erwachen in den Kampf ging.
    Sie hatten alle Kryoaggregate aufgerissen und alles zerstört, was sie darin gefunden hatten.
    Überall Blut, ein Miasma aus Blut und Eismatsch und Kühlmitteldampf, der einer geplatzten Umlaufpumpe entströmte. Die Frasqui glitten aus und schlitterten umher, trampelten durch den Morast aus menschlichen Überresten, prallten mit voller Wucht
ineinander, stießen einander in jedes sich bietende Hindernis, pressten sich gegenseitig in den ekelhaften Sud am Boden. Es gab so etwas wie Kommandanten, kleinere weibliche Frasqui, die wie Furien hinter ihnen her waren und Bisse austeilten, aber sie waren alle miteinander verloren ohne Königin. Ohne ein bestimmtes königliches Pheromonsignal konnten sie nicht einmal aus der Kaverne finden. In dieser Beziehung erinnerten sie an die Polizisten in den Gleitern und sonstwo.
    Einige Frasqui, die weder kommandieren noch kämpfen mussten, standen wie geknickte Bäume still und teilnahmslos inmitten des Blutbads. Andere, die einen höheren Grad von Willensfreiheit besaßen, waren in Panik an die Decke geklettert und hingen dort in Trauben und zirpten und schnarrten. Völlig aus der Bahn geworfen, blieb ihnen nichts anderes übrig, als immer und immer wieder das Mantra der Erneuerung zu summen, wie Insekten, die das Beten lernten. Triefend vor Polsterflüssigkeit und übelriechenden Säften ihrer Ängste und Nöte hingen sie mit dem Kopf nach unten, knappe drei Meter hinter dem bauchigen Fenster, durch das Tabea mit Grausen starrte.
    »Es war gut, dass du die Königin mitgenommen hast« , sagte Hannahs Synthesizer entschieden.
    Tabea konnte nichts sagen.
    »Ich habe sie eingesperrt« , fuhr Hannah fort, »und ich lasse sie so lange eingesperrt, bis sie sich alle umgebracht haben.« Sie klang viel wacher, jünger und aggressiver. »Du bist Tabea Jute« , sagte sie. »Hallo. Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin die Hannah Su.«
    »Hallo«, entgegnete Tabea ihrer tiefgekühlten Retterin. »Du, du hast das wirklich gut gemacht.« Sie war wie in Trance. Ihr fiel nichts Gescheites ein, was sie hätte sagen können. »Wie geht es dir?«

    »Mein Zustand ist stabil« , meinte Hannah nüchtern. »Du und ich, wir beide müssen uns demnächst mal ausführlich unterhalten. Ich glaube, wir haben uns viel zu erzählen.«
    »Ja«, sagte Tabea benommen. »Das stimmt.«
    Unterschwellig hätte sie schon ganz gern erfahren, ob Hannah Su wirklich etwas über die Sanzar-Kobolde gewusst hatte oder nicht.
    Doch im Augenblick war ihr das alles ziemlich egal. All das verblasste angesichts der Schlacht, die auf Charon geschlagen wurde, und angesichts des Infernos unten in der Kaverne.
    All das schien einem anderen Universum anzugehören.
    »Danke«, sagte sie unbeholfen. »Ich … ich weiß nicht, wie … Ich kann dir nicht … danke, danke für die Kecks«, stammelte sie.
    Sarah nahm sie besorgt in die Arme.
    Tabea entzog sich der Umarmung und lief in den Korridor hinaus.
    Sarah folgte ihr, fand sie mit beiden Händen an die Wand gestützt, vornübergebeugt. Tabea würgte trocken. Die Frasqui arbeiteten sich Zentimeter um Zentimeter an sie heran. Sarah schimpfte laut auf sie ein, und sie hielten inne, zischelnd und mit dreschenden Armen.
    »Komm!«, sagte Sarah ruhig, beugte sich über Tabea und legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. »Wir werden was finden, wo du dich hinlegen kannst.«
    Tabea richtete sich auf, ließ die Hände nicht von der Wand, froh, dass sie etwas Festes hatte, woran sie sich halten konnte. »Nein«, keuchte sie, »nein, ich muss ihr, muss ihr etwas …«
    Sie nahm Sarah bei der Hand und zog sie in Hannahs Kammer zurück.
    Der Cherub kauerte auf der toten Frau, hob seine kirschroten Augen, als sie zurückkamen, wie ein Ghul, der seine Mahlzeit unterbrach.

    Nicht eingeweiht in diese schauerliche Vision sagte Hannah: »Tabea, Xtaska erzählt mir eben, du seist Pilotin.«
    Tabea nickte.
    »Sie kann dich nicht sehen«, meinte Xtaska.
    »Ja«, sagte Tabea. »Das war mein Schiff …« Sie

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