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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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1
    »Dabe?«, sagte der Zollbeamte.
    »Jute«, entgegnete sie. »Wie die Pflanze.«
    »Vordabe?«
    »Tabea.«
    »Status?«
    »Käpt’n, selbständig.«
    »Schibb?«
    »Alice Liddell« , sagte Tabea.
    Er hob die glattrasierte Schnauze und fixierte sie über den Rand des Monitors. »Tyb und Zulassunk.«
    »Ach, richtig«, meinte Tabea. »Bergen-Kobold. BGK null …«
    Sie strich ihren Ärmel zurück und befragte den Armbandmonitor. Sie konnte sich nie die Zulassungsnummer von Alice merken, obwohl sie die Nummer zwanzigmal am Tag zu Gesicht bekam. »… null-neun-null-fünf-neun.«
    »Zbeck des Besuchs?«
    »Ich treffe hier einen Mann, geschäftlich«, sagte sie. »Wissen Sie, ich habe es eilig, sehr eilig sogar.«
    Aber er war ein Eladeldi. Er tippte alles mit seinem Pfotenstift ein und überprüfte ihr Datenregister. Dabei hing seine Zunge heraus.
    Tabea seufzte gereizt und trommelte mit den Fingern auf dem Pult herum.
    Sie sah sich in der Halle um. Alle anderen Schlangen wurden rasch kürzer. Einheimische brauchten nur eine Karte in einen
Schlitz zu stecken, und schon konnten sie passieren. Zu dumm, dass sie einen Eladeldi erwischt hatte.
    Sobald er den kleinen Purpurmund öffnete, wusste sie schon, was er als Nächstes sagen würde.
    »Hier ist eid debekter Achsenstabilisierunksqbarz registriert«, sagte er. »Seit zbei Bodated.«
    »Ja«, sagte Tabea.
    »Doch dicht ersetzt«, bemerkte er.
    »So ist es«, sagte sie. »Darum ist dieser Termin ja auch so wichtig.«
    Aber er musste ihr erst noch eine weitere Kopie der Capellanischen Bestimmungen über Abnutzungstoleranzen bei Achsenstabilisierungskristallen ausdrucken, bevor er sie ziehen ließ.
    Sie stopfte den Ausdruck in ihre Tasche, in der sich bereits drei andere Kopien befanden, und sah auf die Uhr. »Mist!«, entfuhr es ihr.
    Das Zubringerterminal war wegen einer Polizeiaktion gesperrt. Tabea wurde durch einen langen, unterirdischen Tunnel zur Bahnhofshalle geschleust. Hier wimmelte es von Leuten. Raumfahrer in Dienstlivrée stießen mit Gepäckträgern zusammen, Menschen aus Fleisch und Blut und ferngesteuerten Drohnen. Eifrige Evangelisten drückten verstörten Touristen Prophezeiungen über die unmittelbar bevorstehende Totale Verschmelzung in die Tatzen, Flossen und Hände. Hologramme kreisten und zeterten auf ihren Sockeln um die Wette und priesen hiesige Geschäfte, TV-Sender und archäologische Sehenswürdigkeiten an. Der Lärm war noch betäubender als sonst.
    Natürlich! Es war ja auch Karneval.
    Tabeas Kopfradio pegelte sich plötzlich auf einen nahen Sender ein und begann blechernen Salsa zu plärren. Verärgert rupfte sie den Ohrhörer heraus und ließ ihn baumeln. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch vor Mittag in der Stadt sein wollte. Sie zog
ihre Tasche an sich, wich einem Frachtfloß aus, durchquerte einen Haufen sich zankender Kecks und ruderte mit den Ellenbogen zwischen zwei Altairern und einem Fremdenführer hindurch, mit dem die beiden zu feilschen versuchten. Stakend in der niedrigen Gravitation und mit der Tasche vor sich her wedelnd bahnte sie sich einen Weg ins Freie.
    Draußen war es staubig und kalt. Der beißende Wüstenwind wirbelte Sand auf. Halbnackte Kinder mit Schlitzaugen und spindeldürren Gliedern beackerten mit grimmiger Professionalität die herauskommende Menge. Tabea Jute stellte den Kragen ihrer alten Folienjacke hoch, ging mit ausholenden Schritten an den Ständen und Buden vorbei und hielt Ausschau nach einem Verkehrsmittel.
    Die Warteschlangen an den Flugtaxis waren viel zu lang. Sie benutzte den Gleitweg zum Kanal. Aber dort waren die Schlangen auch nicht kürzer. Zum Glück warteten die meisten Touristen auf ein Robotluftkissenboot, ein Fahrzeug, das sie sich ohnehin nicht leisten konnte. Dann - ein Glückstreffer - kam sie einer arglosen Familie zuvor, die noch von der Farbe des Wassers schwärmte, und konnte ihre Tasche in das anlegende Boot werfen.
    »Zum Möbiusband«, rief sie.
    Das Boot legte ab, und während es mit Tabea den Kanal hinunterbrauste, verwehten die Rufe der entrüsteten Leute am Kai. Sie saß im Heck und sah zu, wie die Olivenhaine und Akazienparks an den Ufern rasch von Schiffswerften, Silikatraffinerien und Sauerstofffabriken abgelöst wurden. Für einen Augenblick tauchten in der Ferne die verschachtelten Türme von Schiaparelli auf. Dann stiegen auf beiden Seiten korallenrote Felswände aus dem Wasser, während sich der Kanal tief in das Quellgebiet schnitt.
    »Hier wegen des Karnevals?«,

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