Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
aber ihre schlechte Laune, mit der sie bereits eingeschlafen war, nicht beseitigen können.
Spezielles Ziel ihres Zorns war ihr Leitender Ingenieur, Lieutenant Catherine Black.
Demnächst werde ich mit der Dame mal wieder ein ernstes Wort reden müssen , dachte Dana.
Sie wusste natürlich, dass die Leitende Ingenieurin Black zur Faulheit neigte und öfter mit einem Gesicht herumlief, als müsse sie das Elend der gesamten Solaren Welten allein auf ihren kräftigen Schultern herumschleppen. Das kam bei Dana, die Jammern hasste und lieber versuchte, immer und überall ihr Bestes zu geben, schon nicht gut an.
Aber das Verhalten, das Black bei der gestrigen Besprechung an den Ausführungen ihres Captains gezeigt hatte, war eine gezielte Provokation gewesen. Unter anderem war es um einen plötzlich auftretenden Schaden am Bergstrom-Sender gegangen, der den überlichtschnellen Funk empfindlich störte.
Dana hatte eine Diskussion angestoßen und vorgeschlagen, den Bergstrom-Sender mit einem speziellen Scan-Feld zu untersuchen, das mit beträchtlicher Energie aufgebaut werden musste.
Auf die direkte Ansprache hin – schließlich waren technische Probleme ihre ureigene Domäne – musste Black erst mal nachfragen: »Verzeihung, Ma’am, was haben Sie gerade gesagt?«
Nach dieser Demonstration ihres Desinteresses hatte sie Danas Vorschlag genüsslich zerlegt und in allen Einzelheiten ausgeführt, warum der Energieaufwand für ein solches Scan-Feld viel zu groß war. Damit führte sie den versammelten Offizieren zugleich vor Augen, dass Captain Dana Frost nur wenig Ahnung von Technik hatte.
Daraus machte Dana allerdings keinen Hehl, diese Tatsache war allgemein bekannt. Man konnte schließlich nicht in allem gut sein. Trotzdem hatte Prost, auch wenn sie beherrscht und kühl geblieben war, diesen kleinen verbalen »Schlagabtausch« als Niederlage empfunden. Und das wurmte sie immer noch gewaltig. Seit sie Lieutenant Black scharf zurechtgewiesen hatte, weil sie Dana in deren Hörweite als »Eisbiest« bezeichnet hatte, ließ diese keine Gelegenheit aus, sich mit kleinen Nadelstichen zu rächen. Oft hatte sie dazu nicht die Gelegenheit, aber wenn, dann verstand sie es, Dana tatsächlich zu treffen.
Commander Frost seufzte und trank ihren Kaffee.
Reiß dich zusammen, altes Mädchen , dachte sie. Es gibt Wichtigeres zu tun als sich über diesen Faulpelz zu ärgern. Die kann sich doch selbst nicht leiden, weil sie es mit 43 Jahren noch nicht weiter als bis zum Lieutenant gebracht hat.
Dana stand auf, schaute kurz in den Spiegel, aus dem ihr ein knochiges, sehr hübsches Gesicht entgegenblickte, das von kurzen, schwarzen Haaren gerahmt war, strich die blauanthrazit-farbene Uniform des Star Corps zurecht und ging dann zur Brücke.
Bevor sie den Brückenlift betrat, wurde sie vom M-Feld gescannt, das die Zugangsberechtigungen zu Sicherheitsbereichen überprüfte. Die Brücke war so ein schiffsinterner Sicherheitsbereich, zu der nur wenige Personen Zugang hatten.
»Sie wurden als Captain Dana Frost identifiziert. Zugangserlaubnis erteilt«, sagte eine wohlmodulierte Computerstimme, während ein grünes Lämpchen aufleuchtete und sich die Lifttür geräuschlos öffnete.
Dana stieg in den Brückenlift und fuhr nach unten. Sie straffte sich und betrat forschen Schrittes die Brücke.
»Guten Morgen Ma’am«, grüßte Ruder-Offizier John Santos, der Pilot der STERNENFAUST, zackig. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht.«
»Danke, Ruder, die hatte ich. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?« Dana blickte sich kurz um. Die meisten Bildschirme, die sich in langen Reihen um die Brücke zogen, waren dunkel, fast alle Displays waren in Ruheposition gefahren. Momentan steuerte die Automatik die STERNENFAUST durch den Bergstrom-Raum. Das ließ die Dienstvorschrift zu.
»Ja, Ma’am. Der LI ist es gelungen, den Bergstrom-Sender zu reparieren. Wir haben wieder Kontakt zum guten alten Star Corps auf der Erde.«
»Sehr gut«, erwiderte sie. »Ich werde später mit Lieutenant Black darüber reden. Noch etwas?«
»Nein, Ma’am. Wir hatten einen ruhigen, reibungslosen Flug. In gut einer Stunde tauchen wir in den Normalraum zurück. Und dann werden wir das Sternstein-System auch schon groß und prächtig auf unseren Bildschirmen haben.«
»Danke, Ruder. Dann werde ich jetzt in mein Büro gehen. Dort finden Sie mich, wenn Sie mich brauchen.«
Das winzige Büro des Captains lag direkt neben der Brücke. Dana setzte sich und rief das
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