Sternenfaust - 007 - Der Prototyp
die Ssarteen waren kaum zu sehen. Nur hin und wieder ragten einzelne Gebäude empor. Die Analyseergebnisse legten den Schluss nahe, dass es sich um Funktürme und Relaisstationen handele, mit deren Hilfe die planetenweite Kommunikation funktionierte.
»Ich frage mich, warum diese Riesenschildkröten nicht irgendwann den Raumflug entwickelt haben«, meldete sich Norman Bento zu Wort. Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Sie hätten die dazu notwendige Technologie doch notfalls bei irgendeiner anderen raumfahrenden Spezies kaufen können.«
»Beispielsweise bei uns«, nickte Stein.
»Vielleicht wollen sie das gar nicht«, meinte Bruder William. Er hob leicht die Schulter. »Für uns ist das vielleicht schwer verständlich, aber es wäre doch möglich, dass die Kultur der Ssarteen einfach andere Prioritäten setzt.«
»Irgendein grundsätzliches religiöses oder kulturelles Tabu in Bezug auf die Raumfahrt scheint es bei ihnen aber nicht zu geben«, stellte Titus Wredan fest. »Andernfalls wäre wohl kaum damit zu rechnen gewesen, dass sie uns die Landung gestatten.«
Wredan lenkte die L-1 in relativ geringer Flughöhe über die zumeist kahlen Ebenen von Aldrin. Die rote Färbung des Gesteins ließ auf einen hohen Anteil von Eisenverbindungen schließen – ein Bild, das durch die Ortung bestätigt wurde.
Endlich tauchte das Camp der Christophorer in den Anzeigen der Ortung auf.
Eine Reihe unscheinbarer Baracken mitten in der Einöde am Rande eines kleinen Gebirges.
Stein zoomte das Camp näher heran. Neben den Baracken waren mehrere Gleiter am Boden geparkt worden.
Außerdem ragten einige Antennen in die Höhe.
Titus Wredan landete die L-1 sanft in unmittelbarer Nähe des Camps.
Die Marines legten nur leichte Bewaffnung an, da mit einem Kampfeinsatz nicht zu rechnen war. Sie verzichteten auf ihre schweren, kraftverstärkenden, mit Servofunktionen ausgestatteten und zur Not sogar raumtauglichen Kampfanzüge und trugen nur eine Montur mit leichter Panzerung und ihre Gauss-Gewehre. Bruder William trug seine gewöhnliche Christophorer-Kutte, einen Translator und ein Ortungsgerät. Er hatte auf jegliche Bewaffnung verzichtet. Die restlichen Mitglieder des Außenteams waren mit Nadlern zur Selbstverteidigung, Translatoren und Ortungsgeräten ausgestattet. Dr. Gardikov hatte außerdem noch ihre ärztliche Ausrüstung bei sich.
Nach einer letzten Kontrolle der Atmosphärendaten wurde das Außenschott geöffnet.
David Stein trat als Erster ins Freie. Bruder William und Corporal Bento folgten ihm. Titus Wredan und der Marine DiMarco hatten zunächst die Order, bei der Landefähre zu bleiben.
Bruder Raphael trat aus einer der Baracken hervor. In Begleitung mehrerer Ordensbrüder ging er auf die Ankömmlinge zu.
»Freut mich wirklich, Sie hier begrüßen zu dürfen, Lieutenant Stein.«
»Danke gleichfalls.«
Stein stellte kurz und knapp die restlichen Mitglieder seines Teams vor und fragte anschließend: »Ihr Camp liegt ziemlich abgelegen, wie mir scheint. Ich dachte, Sie erforschen hier die Kultur der Ssarteen!«
Raphael lächelte überlegen.
»Sie irren sich, Lieutenant«, erklärte der Christophorer. »Die meisten Siedlungen der Ssarteen sind unterirdisch angelegt worden und mit außerordentlich gut abschirmenden Isolierschichten versehen. Darum werden Sie auf Ihren Ortungsschirmen auch nicht viele von ihnen entdeckt haben.«
»Das ist richtig«, bestätigte Stein. »Selbst im Infrarotbereich war kaum etwas zu erkennen, was auf irgendwelche Wohnanlagen hingewiesen hätte.«
»Wahrscheinlich sind Ihre Ortungsprogramme nicht so konfiguriert, dass sie die für Ssarteen-Siedlungen entscheidenden Merkmale herausfiltern können«, vermutete Raphael.
Bruder William schaltete sich nun in das Gespräch ein. »Dann schützt sich diese Spezies also vor den Strahlungsbelastungen während der Zeit des Durchzugs zwischen den beiden Sonnen dadurch, dass sie sich in ihren Planeten eingraben«, stellte er fest.
Bruder Raphael nickte.
»Das ist richtig, aber es ist nur ein Teil der Anpassungsleistung dieser Spezies.«
»Sie spielen damit auf ihre Panzerung an?«, fragte William.
Raphael bestätigte dies.
»Diese Panzer enthalten einen hohen Bleianteil und sind besser als alles, was die menschliche Technik auf diesem Gebiet entwickelt hat. Die Eier der Ssarteen wurden übrigens von ein paar Prospektoren der OMC für natürliche Bleiknollen gehalten und eingesammelt. Bei einigen Gruppen ist es nämlich in den
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