Sternenfaust - 007 - Der Prototyp
Warmphasen des Planeten immer noch üblich, die Eier im Freien von den beiden Sonnen ausbrüten zu lassen, während sich in den letzten Jahren künstliche, unterirdische Bruträume mehr und mehr durchgesetzt haben. Sie können sich vorstellen, dass es daher für uns nach dem taktlosen Auftritt der Prospektoren nicht ganz einfach war, das Vertrauen der Ssarteen zurückzugewinnen.«
Bruder Raphael führte seine Gäste ins Innere der Hauptbaracke, die aus Fertigteilen errichtet worden war, wie sie die Christophorer häufig für ihre Forschungscamps verwendeten.
Notfalls hielten diese provisorischen Gebäude auch starken Klimaschwankungen stand. Allerdings hatte auch das seine Grenzen.
Gegen das Inferno, das auf der Oberfläche Aldrins toben würde, wenn der Planet die Passage zwischen den beiden Apollo-Sonnen nahm, halfen wohl nur die Schutzmaßnahmen, die die Einheimischen selbst im Lauf ihrer Geschichte entwickelt hatten.
Im Inneren der Baracke saßen eine Reihe von Menschen an Konsolen und Kontrollpulten, über die offenbar Messungen durchgeführt wurden. Bruder Raphael erläuterte, dass seine Mitbrüder außerdem damit beschäftigt waren, den Funkverkehr der Ssarteen aufzuzeichnen und zu analysieren. »Wir tun das im Übrigen mit dem Einverständnis des Rates der Weisesten der Ssarteen-Nationen«, erläuterte der Leiter des Forschungscamps. »Alles, was im Äther ist, gehört allen, so sagt ein Spruch aus dem Kasangor-Gesang, der Wichtigsten alten Überlieferung dieses Volkes, in dem auch die Schöpfungsmythen enthalten sind, an die man hier noch immer glaubt. Danach wurden die Ssarteen für einen schlimmen Frevel gegen die Sonnengötter bestraft, weswegen ihre Welt aus der Bahn geriet und nun bis in alle Ewigkeit dazu verdammt ist, alle 1243 Erdjahre eine fast zweihundertjährige Zeit des Brandes zu durchleben. Die Sonnengötter selbst sprechen nicht mehr zu den Ssarteen. Nur ihr Orakel bewahrt sie vor dem Schlimmsten.«
»Ein ziemlich deprimierender Mythos würde ich sagen«, meinte Bruder William. » Eine frohe Botschaft stelle ich mir jedenfalls anders vor.«
»Die Lebensumstände der Ssarteen haben ihre religiösen und philosophischen Ansichten zweifellos geprägt«, erwiderte Bruder Raphael. Er drehte sich zu den anderen Mitgliedern des Außenteams um und fuhr dann etwas unvermittelt fort: »Für Sie alle gibt es hier übrigens genug Übernachtungsmöglichkeiten. Ist zwar alles ein bisschen beengt, aber wie ich annehme, sind Sie durch Ihren Dienst an Bord der STERNENFAUST daran gewöhnt, mit wenig Platz auszukommen.«
»Kein Problem, Sir!«, meinte Norman Bento auf seine gewohnt militärischzackige Weise. Er stutzte jedoch im nächsten Moment und wollte sich korrigieren. »Ich meine …«
»Nennen Sie mich einfach Bruder«, schlug der Leiter des Christophorer-Camps auf seine freundliche, recht gelassen wirkende Art vor.
»Wie Sie meinen«, brummte Bento.
*
Was hat der Fremde nur damit beabsichtigt, mir in einem derart frühen Stadium unserer Kontaktaufnahme seinen Individualnamen verraten zu haben , ging es Ayre durch den etwa fußballgroßen, aber nichtsdestotrotz im Verhältnis zu seinem Gesamtkörper ausgesprochen kleinen Kopf. Allerdings diente dieser Kopf eigentlich auch nur dazu, die wichtigsten Sinnesorgane des Ssarteen zu beherbergen, deren Funktionsweise im Inneren des von einem massiven Panzer geschützten Körpers nicht mehr möglich gewesen wäre.
Insbesondere galt dies für die Augen, das feine Gehör und das ebenso feine Sonar, dessen Signale von der Panzerwand reflektiert worden wären, hätte sich der Sitz des dazugehörigen Organs im Körperinneren befunden.
Das Gehirn hingegen befand sich an der am besten vor Strahlung geschützten Stelle des Ssarteen-Körpers. Es lag beinahe im Mittelpunkt und wurde außer durch die massiven Panzerplatten auch noch durch eine fast einen halben Meter dicke Blase geschützt, die mit Wasserablagerungen gefüllt war und so auch die letzten Neutronen davon abhielt, in das Gehirn einzudringen.
Ayres Alter entsprach etwa dreißig Erdjahren.
Für einen Ssarteen war er bereits recht betagt. Er spürte deutlich die beginnende Schwäche in seinen Geh-Extremitäten. Außerdem wurden seine Augen schlechter und das Gehör ließ nach.
Nur sein Verstand und sein Urteilsvermögen arbeiteten besser als je zuvor, weswegen er in den Rat der Weisesten der Ssarteen-Nationen gewählt und schließlich sogar zum Sprecher bestimmt worden war.
Ayre wusste,
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