Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
sich nach der Schlacht um Trident plötzlich zurückzogen, obwohl es dafür militärisch gesehen eigentlich keinen zwingenden Grund gab?«, hakte Dana nach. Eine Frage, die sie schon seit langem beschäftigt hatte.
»Die bisher gewonnenen Informationen deuten genau in diese Richtung«, nickte Jackson.
Dann hatte ich mit meiner Vermutung also Recht , ging es Dana durch den Kopf. Der damalige Sieg über die Kridan hatte nichts mit der Stärke des Star Corps zu tun, sondern damit, dass für die Vogelartigen zwischenzeitlich die theologische Legitimation des Krieges in Frage gestellt war.
»Dann waren die diplomatischen Bemühungen von Botschafter Paljanov im Allister-System also von vorn herein zum Scheitern verurteilt«, stellte Frost fest.
Jackson nickte. »Ja, zumindest in dem Augenblick, als die Priesterschaft einen neuen Raisa bestimmt hatte, denn das herrschende Dogma des Kridan-Glaubens besteht darin, dass in diesem Fall die Fortsetzung des Heiligen Krieges zwingend vorgeschrieben ist. Sie sehen sich als das auserwählte Volk, das von Gott die Mission erhielt, sein Heiliges Imperium bis in die Unendlichkeit hinein auszudehnen. Allerdings haben wir durch Entschlüsselung der Funkdaten auch erfahren, dass es offenbar vor allem in längeren Phasen des Interregnums – und damit des Friedens! – immer wieder Abweichler gab, die als Ketzer bezeichnet wurden. Kridan, die sich offenbar an die Annehmlichkeiten des Friedens gewöhnt hatten und weit weniger bereit waren, ihr Leben und ihre Kraft dem Dienst am Imperium zu opfern, als es Priesterschaft und Militär für richtig hielten.«
»Hatten diese Ketzerbewegungen denn jemals auch nur den Hauch einer Chance, sich gegenüber der Zentralgewalt durchsetzen zu können?«, fragte Frost ziemlich skeptisch.
Jackson hob die Schultern.
Mit einer schnellen Handbewegung strich er sich über den völlig haarlosen Kopf, auf dem sich das Licht spiegelte.
»Noch existiert im gesamten Einflussbereich der Solaren Welten nicht ein einziger Experte für Kridan-Geschichte, der diese Bezeichnung auch verdienen würde, aber die Geheimdienstspezialisten im Heptagon-System sammeln ständig weitere Daten, die sich irgendwann sicherlich zu einem historischen Abriss verdichten lassen. Wir wissen jedenfalls, dass es vor fünfhundert Standardjahren einen Planeten namens Gesarimoa gegeben hat, auf dem offensichtlich eine starke Ketzerbewegung den Großteil der Bevölkerung erfasst und in ihrem Sinne beeinflusst hatte.«
»Was geschah?«
»Der Planet wurde vollkommen verwüstet und ist heute nichts anderes als ein atmosphäreloser, verstrahlter Gesteinsbrocken am Rande des Kridan-Gebietes. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass diese Geschichte den Tatsachen entspricht, allerdings hat die gegenwärtige Führung des Imperiums offenbar ein großes Interesse daran, die Erinnerung an die Ereignisse von Gesarimoa lebendig zu halten, um künftige Ketzerbewegungen abzuschrecken. Dies scheint jedoch nicht ganz geglückt zu sein.«
Admiral Fabri aktivierte inzwischen einen Bildschirm, auf dem eine Sternenkarte in Pseudo-Drei-D-Qualität entstand.
»Sie sehen hier das Gebiet der Kridan, Commander«, erläuterte Admiral Fabri. Ein bestimmtes Areal war farbig markiert. Es lag etwas außerhalb des relativ geschlossenen Bereichs, den die Kridan zu ihrem heiligen Imperium zählten. »Dies hier ist die Damrion-Exklave – ein Gebiet, das noch nicht allzu lange zum Imperium gehört, aber dennoch eine Reihe von enorm wichtigen Industriewelten beherbergt. Wir haben Grund zur Annahme, dass sich dort in den letzten Monaten eine Ketzerbewegung unter Führung eines geheimnisvollen Anführers etabliert hat, der sich bislang einfach nur der Prediger nennen lässt. Der Kridan-Geheimdienst scheint diese Bewegung sehr ernst zu nehmen, hatte aber bislang noch keinen Erfolg damit, ihren Anführer auszuschalten.«
Commodore Jackson schob Frost einen Datenträger über den Tisch und ergänzte: »Hier finden Sie alle nötigen Angaben. Die Datensammlung bezüglich des Predigers und seiner Bewegung sind auf dem letzten Stand unserer Erkenntnisse. Aber bedenken Sie bitte, dass die noch immer sehr spärlich und möglicherweise auch fehlerhaft sind. Schließlich stammt das Meiste, was wir an Informationen über die Ketzer-Bewegung besitzen, von ihren erbitterten Gegnern und ist dementsprechend tendenziös.«
»Ist etwas Genaueres über die Ziele dieser Bewegung bekannt?«
»Sie argumentieren natürlich theologisch, wie man
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