Sternenfaust - 017 - Im Labyrinth der Toten Götter
eine Art Schwan …
Seine Mundwinkel verzogen sich bei diesem schiefen Vergleich zu einem nicht minder schiefen Grinsen. Für Menschen war meistens kaum nachvollziehbar, was andere, oft völlig fremdartig aussehende Spezies als schön empfanden. Miller hatte, dank seiner langjährigen Kontakte zu Vertretern der Starr, ein Gefühl dafür entwickelt.
Es gelang Kurrschazz jedenfalls mit Hilfe ihrer plötzlich erblühten Schönheit, die streng bewachten Grenzzäune des Ghettos zu überwinden und sich innerhalb von wenigen Monaten in die Oberliga der Liebesdienerinnen auf Druillet emporzuarbeiten.
Miller hatte Kurrschazz vor gut einem Jahr kennen gelernt. Da beide auf ihrem Feld gewiefte Profis waren und genau wussten, dass sie in ihren jeweiligen Tätigkeiten nichts voneinander wollten, war rasch eine speziesübergreifende Freundschaft entstanden. Es war nicht die erste freundschaftliche Beziehung, die der graumelierte Zocker von Terra mit einem Starr einging.
Im Gegensatz zu früheren Freundschaften, die häufig während gemeinsamer Arbeit entstanden und in der Regel an genau diesem Manko wieder zerbrachen, verbanden ihn und die junge Edelnutte nichts anderes als das tiefe Gefühl gegenseitigen Verständnisses. Die genmanipulierte Starr aus dem Mix-Spez-Ghetto – die ihre wohl befrachten sauroiden Klientel so geschickt umgarnte, dass sie sich inzwischen ein dreimal so großes Penthouse leisten konnte wie Miller – liebte seine in ihren Ohren so fremdartige Musik. Und er genoss ihren unübertroffenen Scharfsinn und Intellekt.
Etwas durchaus Vergleichbares war es auch, was er instinktiv bei Valentina Duchamp und ihrem Captain Dana Frost gespürt hatte. Aber er empfand deutlich, dass eine engere Beziehung zu diesen beiden Frauen um ein Vielfaches gefährlicher und komplizierter sein würde. Und das nicht nur, weil in diesem Fall alle Beteiligten Menschen waren. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder zu den beiden Frauen zurückkehrten.
Frost schien für die Duchamp wesentlich mehr als nur eine Angestellte zu sein, sonst hätte sie ihren Captain nicht ständig im Schlepptau. Ein Leibwächter – das war dagegen völlig normal. Der hübsche, kämpferische Captain ihrer MELUSINE schien für die Multimillionärin auch so etwas wie eine Vertraute, eine Freundin zu sein.
Dass tatsächlich eine stattliche Yacht namens MELUSINE den Casino-Planeten auf einer Parkposition umkreiste, hatte er inzwischen dank seiner guten Beziehung herausgefunden; auch dass Valentina Duchamp als ihre Besitzerin eingetragen war. Vom intergalaktischen Mischkonzern, von dem sie mehr als 70 Prozent der Anteile hielt, hatte er zwar noch nichts gehört, aber das verwunderte ihn nicht weiter. Schließlich war er nur auf einem Gebiet ein Experte.
Doch irgendetwas fand er an den beiden – an und für sich so sympathischen Frauen – auch ziemlich störend.
So unbestimmt dieses Gefühl auch war, bei seiner Starr-Freundin hatte er dergleichen nie gespürt. Dennoch hatte er sich lange Zeit nicht getraut, Kurrschazz die eine Frage zu stellen, die ihm auf der Seele brannte. Zu wertvoll erschien ihm das fragile Geflecht ihres gegenseitigen Respekts. Er befürchtete nicht nur, dass sie ablehnen könnte. Er musste ja auch einkalkulieren, dass ihre Freundschaft in dem Moment, in dem er sie um einen Gefallen bitten würde, zerbrechen würde. Schließlich bestand die Basis ihres gegenseitigen Vertrauens darin, dass letztlich keiner auf den anderen angewiesen war. Trotz dieses inneren Konflikts wagte Miller schließlich den entscheidenden Schritt und setzte ihr auseinander, was er von ihr wollte.
Zu seiner großen Verblüffung sagte sie ohne Wenn und Aber zu.
Der Preis, den er dafür zahlte, war lächerlich im Vergleich zu dem Risiko, das sie für ihn einging. Aber es fiel ihm trotzdem nicht leicht, ihn zu entrichten. Schließlich aber, als er ihr alles erzählt hatte, fühlte er sich erleichtert, wie nach einer Beichte.
Miller hatte Kurrschazz jede Einzelheit anvertraut. Nun kannte sie sein Geheimnis.
*
»Offensichtlich entwickeln wir uns für ihn zu einem Trio Infernal«, sagte Valentina zu Dana gebeugt.
»Ich glaube nicht, dass er wegen uns den Saal so fluchtartig verlassen hat«, erwiderte Dana.
»Ach ja – und weshalb sonst?« Valentina klang skeptisch, »Als wir hereinkamen und ihn begrüßten«, flüsterte Dana, »habe ich deutlich gesehen, dass sich was in seiner Hosentasche bewegt hat …«
Valentina
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