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Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Kapitänleutnant befördern müssen.«
    Beide wussten, dass das nur eine höfliche Schmeichelei und ansonsten unmöglich war.
    »Ich kontrolliere den Abwurf der Halteleinen und habe deshalb gesehen, wie die drei Kerle Sie überfallen haben«, überging Sungur die letzte Äußerung. »Mit Verlaub, Sir, Sie sollten so schnell wie möglich Ihre nassen Kleider wechseln. Ich habe den Jungen losgeschickt, um Handtücher und Decken zu bringen. Da kommt er schon …«
    »Du hättest mich mit dem Haken am Ende des Seils um ein Haar erschlagen …«, sagte der Admiral.
    »Mit Verlaub, Sir. Ich beherrsche den Wurf der Halteleinen und habe genau dorthin getroffen, wohin ich wollte.«
    »Gut, gut, Sungur. Ich habe das nicht ernst gemeint.«
    Inzwischen hatte das Luftschiff wieder Fahrt aufgenommen. Schirrban und Sungur standen noch in der Nähe einer der geöffneten Bodenklappen, durch die man das Straßengewirr Kraydorrs unten ihnen wegziehen sah. Der von Sungur herbeigerufene Schiffsjunge führte den nassen Admiral in einen Waschraum, wo er sich die triefenden Sachen ausziehen und sein nasses Fell abtrocknen konnte. Kurze Zeit später hörte Schirrban an den sich verändernden Motorengeräuschen und spürte an den Bewegungen des Schiffes, dass es die kaiserliche Werft erreicht hatte und die Andockmanöver eingeleitet wurden. Der Schiffsjunge tauchte mit einem weiteren Bündel in den Händen wieder auf.
    »Fürs Erste, Sir«, sagte er. »Ich hoffe, Hose und Jacke passen …«
    »Schon gut«, erwiderte der Admiral.
    Erneut begannen die Winden zu rattern. Vor seinem geistigen Auge sah der Admiral, wie von Steuer- und Backbordseite jeweils ein gutes Dutzend Halteleinen abgelassen wurde, die von der Bodenmannschaft aufgefangen und in die Haltevorrichtungen der Schienenschlitten eingeklinkt wurden. Sobald das Schiff auf die richtige Tiefe abgesenkt worden war, würden die Schütten es in die Drehhalle der Werft ziehen. Ein nicht unheikles Manöver, da bei Start wie Landung ein gewaltiges Luftschiff – wie die LUCCRA II – am gefährdetsten war. Eine plötzliche Windböe konnte es gegen Mäste oder Gebäude drücken – mit unabsehbaren Folgen. Für einen kurzen Augenblick empfand der Admiral Bedauern darüber, dass seine aktive Zeit schon so lange zurücklag.
    Es ging alles glatt und als er bekleidet mit einer schlichten Mannschaftsuniform wieder aus dem Waschraum trat, konnte er durch die kleinen Sichtfenster gerade noch sehen, wie das Schiff eingehallt wurde. Der Admiral dachte an die Männer, die ihn überfallen hatten. Hoffentlich bekam er aus den beiden Gefangenen heraus, wer sie beauftragt hatte. Ein harter Glanz schimmerte für einen Moment in seinen Augen auf. Wenn sie wussten, wer ihnen den Befehl erteilt hatte, würde er es erfahren …
     
    *
     
    Der Rote Salon unterschied sich vom Blauen Salon, in dem Wrugal das erste Mal vom Kaiser empfangen wurde, nicht nur durch die Farbe. Der Raum war ungefähr genauso groß, die Einrichtung jedoch um einiges schlichter. Am meisten erstaunte Wrugal aber, dass die Wände wie gepolstert wirkten. Das einzige vorhandene Fenster war mit einer dicken Vorrichtung, die an zwei Scharnieren hing, vollständig abgedichtet worden. Kein Sonnenstrahl drang ins Innere des Zimmers und vor allem kein Laut, kein Ton nach draußen. Nur eine Schreibtischlampe brannte und sorgte für ein dämmriges Licht. Die doppelte Tür, durch die Wrugal den Roten Salon betrat, war so dick, dass sie wahrscheinlich auch Geschossen größeren Kalibers standgehalten hätte.
    Nichts, was hier drin gesagt wird, soll nach außen dringen , schoss es Wrugal durch den Kopf.
    Ansonsten wiederholte sich das gleiche Zeremoniell wie vor einiger Zeit bei seinem Antrittsempfang – mit dem Unterschied, dass diesmal noch nicht einmal die obligatorischen Diener und Wachen im Zimmer blieben.
    Wrugal verbeugte sich tief und erinnerte sich an eine halb öffentliche Begegnung zwischen dem Kaiser und einem in Ungnade gefallenen Höfling im großen Thronsaal, die er kurz nach seiner Ankunft in Kraydorr miterlebt hatte.
    Es ging seinerzeit um die offizielle Verabschiedung des Höflings, der wegen ungeklärter finanzieller Unregelmäßigkeiten von seinem Posten als kaiserlicher Innenminister hatte zurücktreten müssen und als Vize-Verwalter in eine weit entfernte Provinz abgeschoben wurde. Es war offensichtlich gewesen, dass er nicht nur die kaiserliche Gnade verloren hatte, sondern dass Rrouh IV. ihn auch nicht mehr sehen

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