Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt
etwas darüber gesagt, wie groß die Gruppe der Überlebenden war?«, fragte Dana.
»Sie waren zu viert. Die anderen sind schon lange vor ihr gestorben. Wenn ich sie richtig verstanden habe, auf die gleiche Weise …«
»Das deckt sich mit dem, was uns Wrugal erzählt hat«, warf Jefferson ein.
»Sie müssen wohl eine Unverträglichkeit mit einem Spurenelement in der Atmosphäre entwickelt haben oder einem ansonsten harmlosen Krankheitserreger zum Opfer gefallen sein. Sie wollte mir noch irgendetwas über ein Gegenmittel erzählen, aber sie kam nicht mehr dazu«, fuhr Bruder William fort. »Sie bat mich darum, dafür zu sorgen, dass ihre sterblichen Überreste ins kridanische Imperium überführt werden …«
Dana schluckte. »Haben Sie ihr etwas derartiges versprochen?«, fragte sie leise.
»Nein, wie könnte ich«, antwortete William. »Ich habe ihr gesagt, dass der Körper, wenn er gestorben ist, nur noch eine leere Hülle ist und versprach ihr stattdessen, ihr zu helfen, dass ihre unsterbliche Seele zurück in ihre Heimat findet …«
»Das … das ist ja noch schwieriger, als wenn wir uns mit einem Leichensack hätten abplagen müssen«, sagte Jefferson – und es war nicht auszumachen, ob er seine Bemerkung ernst meinte oder nicht.
Bruder William lehnte sich zurück. Zum ersten Mal seit langem entspannten sich seine Gesichtszüge. »Keineswegs«, sagte er, »für jedes Problem gibt es Spezialisten. Solche Aufgaben gehören gewissermaßen zu meinem Fachgebiet …«
*
Dana Frost, Bruder William und Simon E. Jefferson verließen die Hohlwelt einige Tage später, während zur gleichen Zeit in Kraydorr eine feierliche Zeremonie durchgeführt wurde. Zwar hatten alle ihre Kress-Freunde sie inständig gebeten, noch so lange dazubleiben, aber Dana war hart geblieben und hatte auf einem umgehenden Aufbruch bestanden.
Während die L-2 in die STERNENFAUST einschleuste, blickte sie auf ihre Uhr und fragte sich, ob Admiral Schirrban jetzt bereits zum Kaiser gekrönt worden war oder ob in letzter Sekunde nicht doch noch irgendetwas dazwischen gekommen war. Nach der Entmachtung von Prinz Kuchta , dachte sie, hat er mit einer Selbstverständlichkeit die Regierungsgeschäfte übernommen – um nicht zu sagen, an sich gerissen –, dass es logisch und zwangsläufig ist, ihn zum Kaiser, zu krönen. Nicht zuletzt, weil sonst das Mittelland-Imperium ohne Herrscher geblieben wäre. Rrouh IV. ist ja nicht mehr in der Lage, irgendwelche Regierungsgeschäfte auszuführen …
Trotzdem hatte sie sich unwohl dabei gefühlt, als ihr zu Ohren gekommen war, dass Schirrban das Machtvakuum so schnell wie möglich dadurch beenden wollte, indem er sich selbst zum Kaiser ernannte. So sympathisch ihr der alte Admiral gewesen war, sie wurde das Gefühl nicht los, dass er als Kaiser eine Fehlbesetzung sei. Und hatte Wrugal nicht etwas von den eigentlichen Erben erzählt?
»Eigentlich sind alle Kaiser eine Fehlbesetzung«, sagte sie auf einmal laut und musste lachen, als sie die erstaunten Blicke der anderen auf sich gerichtet sah.
ENDE
Mars-Parasiten
von Alfred Bekker
Die STERNENFAUST befindet sich zur Wartung in einem Raumdock über dem Mars. Das scheint der richtige Augenblick für das ohnehin vorgeschriebene Überlebenstraining auf einem lebensfeindlichen Planeten zu sein.
Doch was ist mit Lieutenant David Stein los? Mit einem Mal wirkt er kalt, abweisend und aggressiv.
Hat dieses Verhalten etwas mit seiner auf dem Mars lebenden Freundin zu tun?
* Die Zeiteinteilung in der Hohlwelt unterliegt keinem natürlichen Tages- und Nachtrhythmus, da die Sonne ununterbrochen scheint. Trotzdem haben sich Wach- und Schlafphasen durchgesetzt, die sich am entsprechenden Rhythmus des Herrschers orientieren: Rutan bzw. Taru-Zyklen, imperiale bzw. randständige Tagesbezeichnung. Ein Handzyklus umfasst 8 Rutan-Phasen und entspricht in etwa einer Woche, während wiederum 4 Handzyklen eine Faust bilden, ca. ein Monat und 16 Fäuste zu einem Ring zusammengefasst werden = etwa ein Jahr. Ein Rutan-Zyklus wird seinerseits in 16 Läufe (Stunden) unterteilt, die jeweils aus 80 Takten (Minuten) bestehen, die sich wiederum aus 80 Schlägen (Sekunden) zusammensetzen.
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