Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
dass die beiden äußersten Planeten auf exakt derselben Umlaufbahn liegen, exakt entgegengesetzt zueinander stehen und exakt dieselbe Umlaufgeschwindigkeit haben. Aber das ist noch lange nicht alles. Die restlichen 30 Planeten sind so angeordnet, dass jeweils drei von ihnen immer eine gerade Linie bilden und in ständiger Konjunktion zueinander stehen. Und der letzte Clou ist, dass jeweils fünf dieser zehn Dreiergruppen nicht nur in exakt demselben Abstand zueinander um die Sonne kreisen, sondern auch in zwei perfekten Gürteln vertikal und horizontal um die Sonnen im Zentrum.«
Er verband die Umlaufbahnen der Planeten mit Linien. Deutlich war zu erkennen, dass jeweils fünf Planeten sich ein und dieselbe Umlaufbahn teilten, auf der sie sich in derselben Geschwindigkeit um das Zentrum bewegten. Wie Stein gesagt hatte, kreisten fünf Dreiergruppen horizontal und fünf vertikal um die Sonnen. Die Schnittpunkte ihrer Umlaufbahnen bildeten perfekte rechte Winkel.
Doch Lieutenant Stein hatte noch eine letzte Überraschung auf Lager. »Die Rotationsgeschwindigkeit der inneren 30 Planeten ist identisch, sodass Tag und Nacht überall dieselbe Länge haben.« Er wandte sich zu Frost um und sah sie ernst an. »Captain, ich bin kein Astrophysiker, aber wenn dieses System auf natürliche Weise eine solche Perfektion erlangt hat, dann fresse ich all unsere Gaussgeschütze zum Frühstück.«
*
Die Ratsversammlung dauerte mehrere Tage, in denen Siarin eine Menge darüber lernte, wie die Regierung funktionierte. Bisher hatte sie sich nicht darum gekümmert, weil alles seinen ruhigen, vorbestimmten Gang nahm. Nach ihrem Besuch im Tempel war alles anders.
Die Ratsversammlungen bestanden aus schier endlosen Argumentationen, die genauso abliefen wie ihr Rededuell mit Filkren. Jeder, der etwas zu sagen hatte, legte seine Tatsachen und Schlussfolgerungen dar. Wenn alles gesagt war und niemand sich mehr zu Wort meldete, wurde abgestimmt. Was die Mehrheit entschied, war von da an Gesetz und wurde danach auch in der Öffentlichkeit von jenen Ratsstimmen verteidigt, die ursprünglich dagegen gewesen waren.
Siarin hätte sich allerdings niemals träumen lassen, dass die Entscheidung über ihr Anliegen derart lange dauerte, nachdem die Mehrheit der Versammelten, zu denen sie gesprochen hatte, so deutlich auf ihrer Seite gewesen war.
Während der Sitzungen schwieg sie die meiste Zeit und sprach nur, wenn eine der Ratsstimmen das Wort an sie richtete. Durch ihr intensives Zuhören erkannte sie allerdings ganz klar zwei Dinge. Viel mehr Rhukani, als sie bisher geglaubt hatte, waren nicht mehr damit einverstanden, wie bisher nur sorglos weiterzuleben und sich auf die endlosen Wohltaten der Götter zu verlassen. Und bei denjenigen, die wie Filkren so vehement gegen jede Veränderung waren, entsprang diese Haltung einer tiefen Angst davor, dass die neuen Wege, die Siarin beschreiten wollte, alles in Frage stellen und vieles verändern würde, was ihnen bisher in ihrem Leben Sicherheit gegeben hatte.
Das gängige Argument gegen Neuerungen lautete deshalb, dass die Götter, wenn sie Veränderungen gewollt hätten, dies den Rhukani schon längst mitgeteilt hätten. Da sie das nicht getan hatten, ließ das nur den Schluss zu, dass sie wünschten, alles solle so bleiben wie es war. Natürlich war Filkren der Sprecher dieser Gruppe.
Kurshak vertrat dagegen jene, die Neuem aufgeschlossen waren mit dem Hinweis darauf, dass die Götter durch das Zeichen, das sie Siarin gegeben hatten, ihren Wunsch deutlich offenbarten, dass für die Rhukani nun die Zeit der Veränderungen gekommen war. Und nach sieben Tagen zäher Argumentation schlossen sich fast alle Ratsstimmen dieser Auffassung an.
Es wurde beschlossen, eine Abordnung zu den Südlichen Siedlern zu schicken, um ihnen diese Entscheidung mitzuteilen und sie dadurch zu veranlassen, den Tempel wieder für die Besuche der Nördlichen Siedler freizugeben. Außerdem sollte die Abordnung sie auch um Rat fragen, welche Neuerungen die Südlichen bereits eingeführt hatten.
Die Abordnung bestand aus 32 Rhukani und wurde von Kurshak und Siarin geleitet. Filkren bestand darauf, sie zu begleiten. Siarin wunderte sich darüber, da sie erwartet hatte, dass er eher demonstrativ in der Siedlung bleiben als bei dem Unternehmen mitmachen würde. Andererseits ging es um eine Pilgerreise zum Tempel. Da konnte er als Erster Priester und Stimme des Rates nicht einfach zu Hause bleiben.
Sie glaubte allerdings
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