Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
in einigen Bereichen sogar den Fortschritt erheblich behinderte. Eine Monarchie war einfach nicht mehr zeitgemäß. Aber natürlich sagte er das niemals laut. Diese Gedanken hielt er sogar vor Taila geheim.
»Dann dienen Sie dem Reich, Talas, indem, Sie einen großen Sieg gegen die Sauroiden erringen und uns diesen Rohstoff bringen. Sie dürfen gehen.«
Siron verbeugte sich tief vor jedem Triumviratsmitglied einzeln und verließ die Audienzhalle. Vor der Tür wurde er von einem weiteren Protokollführer erwartet, der ihm einen Handspeicher mit Dateien für seine Mission und die erforderlichen Vollmachten aushändigte. Siron nahm sie und machte sich auf den Weg nach Haus.
Unterwegs überlegte er, nach welchen Gesichtspunkten er seine Invasionsflotte zusammenstellen sollte. Natürlich mussten es Schiffe beziehungsweise Flottenabteilungen mit Kommandanten sein, die die Autorität anerkannten, die ihm durch die Vollmachten gegeben worden waren. Und das würde nicht so einfach sein. Er würde bei seiner Auswahl gewisse politische Gesichtspunkte berücksichtigen müssen.
So durfte er zum Beispiel auf keinen Fall einen nichtadligen Kommandanten vor einen adligen setzen, egal wie qualifiziert der Nichtadlige war. Ferner durfte er bei der Auswahl nicht einfach Kommandanten aus wichtigen Häusern übergehen, selbst wenn sie bornierte Nichtskönner waren, die ihren Rang nur dem Einfluss ihrer Häuser verdankten. Und genau solche Dinge waren es, die die Effektivität der J’ebeem in allen Bereichen behinderten. Wenn es solche politischen Seiltänze nicht gäbe, wäre niemals ein unfähiger Grusan Komo zu den Shisheni geschickt worden.
Siron Talas wurde im Laufe seiner Überlegungen klar, welche Brisanz in seinem Auftrag tatsächlich steckte und wie groß die Wahrscheinlichkeit war, allein dadurch zu versagen, dass er sich in irgendwelchen politischen Fallstricken verhedderte. Diese Aufgabe würde nicht nur sein Geschick als Raumschiffskommandant fordern, sondern auch seine Diplomatie und seine Fähigkeit, für jede seiner Entscheidungen eine logische Begründung zu finden, die das Triumvirat akzeptierte.
Doch zunächst wollte er die Berichte Grusan Komos über die Shisheni eingehend studieren.
*
Rosku Namak träumte mit offenen Augen vor sich hin, während er im Kommandosessel seines Schiffes saß und Kurskorrekturen vornahm. Er träumte von unermesslichem Reichtum und einem Leben in Luxus, wie ihn nicht einmal die reichsten Adelshäuser von Ebeem besaßen. Damit einher gingen ein eigenes kleines Planetenreich, Einfluss und Macht. Sehr viel Macht.
Davon träumte er, seit er im Alter von 8 Jahren dem Elendsviertel seiner Heimatstadt Saktara auf Ebeem entkommen war.
Rosku Namak dachte nicht gern an diese furchtbare Zeit zurück, die geprägt war von Entbehrungen, Hunger und unzähligen Demütigungen aller Art. Er und seine Mutter waren selbst im Elendsviertel Außenseiter gewesen, was nicht verwunderte, denn sie gehörten nicht zur Schicht der Elenden, sondern waren ursprünglich von Adel.
Rosku Namak war der letzte Spross des Hauses Makita. Doch dieses Haus existierte nicht mehr. Das Triumvirat hatte es wegen der schweren Verfehlung irgendeines Verwandten – Rosku hatte vergessen welcher – vollständig ausgelöscht. Was konkret bedeutete, dass alle Besitztümer der Makita eingezogen worden und alle Mitglieder des Hauses hingerichtet worden waren. Anschließend wurde der Name Makita für immer aus den Adelsrollen getilgt.
Rosku und seine Mutter hatten nur überlebt, weil sie rechtzeitig fliehen konnten. Sich im Elendsviertel zu verstecken war die Idee seines Vaters gewesen. Er hatte – vollkommen zu Recht – argumentiert, dass die Häscher nicht im Traum auf den Gedanken kämen, eine Adlige und ihr Kind könnten ausgerechnet dort Zuflucht suchen, unter den Ärmsten der Armen und dem Abschaum des Volkes.
Der Plan war gewagt gewesen und hätte sehr leicht schiefgehen können. Es hätte nur eines einzigen Hinweises der neuen »Nachbarn« an die Behörden bedurft, und Rosku und seine Mutter wären ebenfalls ergriffen und hingerichtet worden. Doch zu ihrem Glück hassten die Armen die Behörden so sehr, dass es ihnen nie in den Sinn gekommen wäre, mit denen gemeinsame Sache zu machen.
Doch sie hassten die Adligen mindestens genauso sehr und hatten ein teuflisches Vergnügen daran gefunden zuzusehen, wie eine Adlige nicht nur auf ihr eigenes Niveau herabgesunken war, sondern sie zusätzlich zu quälen. Gab
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