Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
unsere Völker verfeindet sind. Die Szene sieht eher aus wie das Treffen guter Freunde zu einem Plauderstündchen bei einem guten Essen.
Tatsächlich saßen Siron Talas, Dana und Shesha’a äußerlich entspannt am Tisch, ließen sich das Essen schmecken und machten sich laut Gedanken darüber, wie sie das j’ebeemische Triumvirat dazu bringen könnten, freiwillig das Shush-System zu räumen. Die offensichtlichen Argumente würden die drei Regierenden kaum überzeugen, die Widerstand und Ablehnung nicht zu akzeptieren bereit waren. Sie mussten einen anderen Weg finden.
»Shesha’a, würde Ihr Volk uns Emuyili verkaufen ?«, fragte Siron nach einer längeren Zeit des Schweigens, in der sie alle ihren Gedanken nachgehangen hatten.
»Niemals«, antwortete die Shisheni sofort. »Nicht einmal dann, wenn Sie uns den gesamten Reichtum Ihrer Welten dafür gäben.«
»Das habe ich befürchtet«, murmelte Siron. »Und ich kann es Ihnen nicht verdenken.«
»Wenn Ihre ersten Abgesandten von Anfang an zu uns gekommen wären als Händler und Forscher, hätten wir Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit das Emuyili verkauft. Aber Ihre Leute haben, obwohl sie sahen, dass das System von einer raumfahrenden Rasse bewohnt ist, nicht einmal um Erlaubnis gefragt, ob sie unser Territorium betreten dürfen. Sie haben sofort damit begonnen, unser Emuyili zu stehlen und uns angegriffen, als wir sie aufforderten, sich zurückzuziehen. Und das hat die J’ebeem in unseren Augen für alle Zeiten als Handelspartner disqualifiziert. Schließlich müssten wir nach den bisherigen Erfahrungen mit Ihren Leuten ständig damit rechnen, dass Sie uns weiterhin zu bestehlen oder doch zumindest zu betrügen versuchen.«
»Das kann ich Ihnen nicht verdenken«, stimmte Siron zu. Er sah Shesha’a an. »Würden Sie es den Menschen verkaufen?«
»Falls das gesamte Volk dem zustimmt – was gegenwärtig nicht der Fall ist – ja. Wir kennen zurzeit nur zwei Völker: die J’ebeem und die Menschen. Die negativen Erfahrungen mit den J’ebeem sind der Grund, weshalb wir zögern, das Emuyili an die Menschen zu verkaufen. Aber eines kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen: Sollten wir es jemals einem anderen Volk überlassen, so werden das, ausgehend von Status Quo, nur die Menschen sein.«
Siron überdachte das und nickte schließlich. »Das heißt, wenn wir Emuyili haben wollen, könnten wir es nur über eine Art Zwischenhandel von den Menschen bekommen.«
»Ja. Falls das Volk – und die Herrscherin als seine Vertreterin – nicht zur Bedingung macht, dass die Menschen es nur zum eigenen Gebrauch erwerben und nicht weiterverkaufen dürfen.«
Sirons Gesicht verzog sich langsam zu einem j’ebeemischen Lächeln. »Ich glaube, das ist genau das Argument, dem sich das Triumvirat zugänglich zeigen könnte. Und das Ihnen, Commander Frost, ganz offiziell die sofortige Freilassung garantiert. Schließlich wünscht das Triumvirat, mit den Solaren Welten in Friedensverhandlung zu treten, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß. Da würde es einen denkbar schlechten Eindruck machen, wenn ich Sie hier gefangen halten müsste.«
»Woher wissen Sie von den Verhandlungen?«, fragte Dana überrascht.
Siron lächelte. »Ein Verwandter meiner Frau ist Protokollführer des Triumvirats und hat ihr gegenüber eine entsprechende Bemerkung fallen gelassen. – Ich muss mir nur noch die beste Formulierung einfallen lassen und dem Triumvirat in meinem Bericht verdeutlichen, dass die Ursache der Misere in der ursprünglichen gewalttätigen Herangehensweise an die Sache liegt. Grusan Komo war zwar ein Narr, aber von seiner Sorte gibt es in der Führungsspitze unserer Flotte leider noch mehr. Außerdem hatte er für sein Vorgehen die Billigung und sogar den Auftrag des Triumvirats. Es wird höchste Zeit, dass denen mal vor Augen geführt wird, welchen Schaden ihre Grundhaltung anderen Völkern gegenüber anrichten kann und schon mehrfach angerichtet hat.« Letzteres sagte er in einem äußerst grimmigen Tonfall.
»Erklären Sie Ihrem Triumvirat auch, dass die Besetzung von Shishena sie zusätzlich in Konflikt mit den Solaren Welten bringt«, erinnerte ihn Dana.
Siron kam nicht mehr dazu, darauf zu antworten. Schlagartig erlosch das Licht im Raum. Auch das kaum wahrnehmbare Summen der Generatoren im Inneren des Schiffes erstarb.
»Was, bei den verwachsenen Göttern, hat das zu bedeuten?«
Er tastete nach seinem Kom-Display. Die Schaltknöpfe darauf waren vollständig erloschen.
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