Sternenfaust - 029 - Jenseits des Wurmlochs (1 of 2)
Prä-Weltraum-Ära auf der Erde. Die Geschichte dieser kühnen Seefahrer und Entdecker hatte ihn schon als Junge inspiriert. Sie war einer der Gründe dafür, die ihn dazu bewogen hatten, dem Star Corps beizutreten. Dabei hätten es seine Eltern sehr viel lieber gehabt, wenn er die Koordination der Raumfrachterflotte übernommen hätte, die unter dem Firmenwappen der Eric Leslie Ltd. vor allem auf der Linie zu den Sirius-Kolonien flogen. Aber Richard hatte sich durchgesetzt und seinen Traum wahr gemacht. Inzwischen respektierten seine Eltern seine Entscheidung, auch wenn Richard manchmal den Eindruck hatte, als würde sein Vater noch immer denken, dass der Captain der STERNENFAUST vielleicht nach ein paar Dienstjahren die Nase voll vom Dienst in der Raumflotte hatte und reumütig in den Schoß der elterlichen Raumtransport-Reederei zurückkehrte.
Aber das würde nicht geschehen.
Wenn sich Captain Leslie überhaupt über etwas vollkommen im Klaren war, dann darüber.
Vorsichtig fuhr Leslie mit dem Finger über das Relief. Es war so gearbeitet, dass man der Versuchung, es zu berühren, einfach nicht widerstehen konnte.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Aber es erstarb sofort wieder, als sich das Interkom mit einem Summton meldete.
Leslie atmete tief durch, setzte sich auf und aktivierte das Gerät. »Hier spricht der Captain.«
»Hier Fähnrich Ngojo Mbenda in Vertretung des Funkoffiziers«, meldete dieser sich.
»Was gibt es?«
»Greg Domson, der planetare Administrator von Debrais VII möchte dringend mit Ihnen sprechen.«
»Wenn man an den Teufel denkt …«, murmelte Leslie.
»Bitte, Sir?«
»Nichts. Schalten Sie das Gespräch auf meine Kabine.«
»Jawohl, Sir.«
»Und noch etwas!«, fiel dem Kommandanten noch ein.
»Captain?«
»Melden Sie sich nicht immer mit dem vollen Namen. Rang und Nachname reichen. So viele Personen dürfte es an Bord der STERNENFAUST nicht geben, die Mbenda heißen und so ist keine Verwechslungsgefahr gegeben.«
»Aye, Sir! Ich schalte jetzt den Funkkanal frei. Sie können sprechen!«
»Danke.«
Auf einem in die Wand vollkommen integrierten Bildschirm erschien das Gesicht von Greg Domson.
»Captain Leslie, wir brauchen Ihre Hilfe.«
»So?«, fragte Leslie etwas überrascht zurück.
»Es hat vor wenigen Stunden einen Überfall auf eine unserer Siedlungen gegeben. Den Orsonen ist es gelungen, die Energieversorgung von Northwest Town vollkommen lahm zu legen. Es gibt außerdem jede Menge Tote und Verletzte. Ich wäre Ihnen also sehr dankbar, wenn Sie nicht nur irgendeinen Propaganda-Fuzzi vorbeischicken, der uns ein paar Schreckensmärchen darüber erzählt, was alles passieren kann, wenn wir uns dem Willen des Hohen Rates nicht beugen und auf eigene Faust hier bleiben. Vielleicht ist es ja möglich, stattdessen etwas technisches und medizinisches Personal zu erübrigen. Oder ist sich eine Schiffsbesatzung des Star Corps of Space Defence dazu schlicht und ergreifend zu fein?«
»Lassen Sie Ihren unangebrachten Sarkasmus, Mister Domson«, erwiderte Leslie kühl und sehr bestimmt. »Wir sind verpflichtet jedem menschlichen Siedler zu helfen, der sich in Not befindet. Das wissen Sie!«
»Gut, dann kommen Sie bitte so schnell, wie möglich herunter!«
»Das tun wir, Mr. Domson. Und dazu hätte es dieser nachdrücklichen Auforderung auch nicht bedürft. Der Captain eines Raumschiffs mag sich an Bord wie der Herrgott fühlen, aber er kann leider die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen, sodass Sie sich wohl oder übel noch etwas gedulden müssen. Senden Sie uns in der Zwischenzeit alle verfügbaren Daten, damit sich unser medizinisches und technisches Personal auf den Einsatz vorbereiten kann.«
Domson nickte. »In Ordnung, Captain.«
Leslie unterbrach die Verbindung.
So leicht wie in den Systemen, die wir bisher hinter uns haben, wird es diesmal mit Sicherheit nicht! , überlegte er.
Einen Augenblick lang zögerte er, dann stellte er eine Interkom-Verbindung zum Maschinentrakt der STERNENFAUST her.
Das Gesicht der Leitenden Ingenieurin erschien auf dem Display.
Lieutenant Catherine Black rundes, freundliches Gesicht strahlte Leslie entgegen. Sie schien nur so vor Einsatzfreude zu sprühen. Mangelnden Ehrgeiz hatte Captain Leslie ihr bislang ohnehin nicht vorwerfen können, aber in letzter Zeit war da noch etwas dazu gekommen, was sie zu fesseln schien. Leslie war aufgefallen, dass sie auffallend häufig die Gesellschaft von Bruder Patrick suchte und
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