Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
tippte auf seinen sündteuren, altmodischen Armband-Chronometer. Dana nickte und erhob sich.
»Sie haben die Brücke, I.O.«, sagte sie zu van Deyk. »Und wir gehen nach nebenan, Exzellenz. Darf ich bitten …« Sie betraten den Besprechungsraum.
»Nicht nur Mutawesi sieht zu viele Mantel- und Degen-Filme«, sagte van Deyk leise, als sich das Schott hinter Frost und Maunga schloss.
»Was haben Sie dagegen?«, fragte Susan Jamil.
»Nichts«, erwiderte van Deyk. »Ich habe unseren Captain bisher nur noch nie den Botschafter mit Exzellenz anreden gehört …«
»Gehört sich aber so«, widersprach Susan. »Doch mir deucht, Sir, dass Ihr noch gar nicht mitbekommen habt, dass unsere Bordbibliothek um die Daten von fünftausend Kostümfilmen erweitert wurde …«
*
Im Palast des Friedens, wie der Regierungssitz auf Kridania seit Kurzem hieß, hatte sich Milgor im Schoß Satren-Nors zusammengerollt. Der pelzige Körper des Gengo erzitterte bei jedem Schnarchen, das aus der halb geöffneten Schnauze drang. Er rasselte und vibrierte in einer Weise, die auch auf Satren-Nor einschläfernd wirkte. Er gähnte unwillkürlich. Aber der Prediger kannte seinen kleinen Gefährten mittlerweile viel zu gut, um noch darauf hereinzufallen.
»Ich weiß genau, dass du nur so tust …«, murmelte er halblaut.
Nichts deutete darauf hin, dass Milgor seinen Herrn gehört hatte. Die normalerweise sich nervös hin und her drehenden Ohren blieben zugeklappt. Satren-Nor sah jedoch genau, dass die obere, ihm zugewandte Ohrmuschel noch einen Spalt offenstand, durch den das Tier besser zu hören vermochte als jeder Kridan.
Milgors Strategie war klar. Abwarten, bis sein Herrchen im Sessel eingedöst wäre. Dann vorsichtig herunterspringen und auf leisen Pfoten ab durch die Mitte. Es war die beste Zeit. Außer den Wachen schliefen im Palast jetzt alle tief und fest. Das hieß, freie Bahn für Milgor. Zielort: der Küchentrakt im Untergeschoss. Noch waren die zahllosen Helfer und Köche nicht wieder an ihrem Arbeitsplatz, um die Mahlzeiten des kommenden Tages vorzubereiten. Als Erstes würden die Bäcker antreten, um Teig zu kneten, leckere Girros zu formen und in die Öfen zu schieben.
Aber er würde sich beeilen müssen. Denn Kre-Tar, der Chef der Bäckerei, konnte ihn nicht leiden und hatte ihn schon mehr als einmal aus der Küche verjagt. Der Kerl war ein hartherziger Bursche ohne einen Funken Gefühl. Er hatte kein Mitleid mit einem hungrigen Gengo, selbst wenn es sich um Milgor handelte, seines Zeichens Privatvertrauter des Predigers, des Regierungschefs. Er würde ihn eiskalt verenden lassen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Dessen war sich Milgor sicher. In weniger als einer Stunde würde der Betrieb dort unten wieder losgehen – lange bevor die übrigen Palastbewohner auf den Beinen waren – und dann standen seine Chancen schlecht, noch an etwas Essbares heranzukommen. Dann würde er warten müssen, bis Satren-Nor sein Frühstück verlangte und das konnte dauern. Gerade jetzt, wenn sein Herr so viel zu tun hatte, dass er auch schon mal eine Mahlzeit ausfallen ließ. Furchtbar, unvorstellbar!
»Wir könnten gemeinsam runtergehen …«
Was hatte Satren-Nor da gerade gesagt? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Abrupt unterbrach Milgor sein Schnarchen. Das nach oben gerichtete Ohr schnellte auf und vorsichtig linste er mit einem Auge hoch. Misstrauen erfüllte ihn. Schließlich wusste er, dass der Prediger ihn gut genug kannte, um ihn auf den Arm nehmen zu können.
»Es war ein anstrengender Tag«, sagte Satren-Nor. »Ich könnte auch noch was in den Schnabel gebrauchen …«
»Ausgezeichnet«, erwiderte Milgor und stand mit einem Satz putzmunter vor ihm. Der Prediger schüttelte den Kopf und erhob sich. Es war jetzt schon so lange her, dass Milgor sprechen gelernt hatte, aber zeitweilig irritierte es ihn immer noch. { * }
Kurze Zeit später saßen sie in der weitläufigen Küche an dem gewaltigen Tisch und vertilgten die Köstlichkeiten, die Milgor aus den Kühlschränken und -kammern herangeschafft hatte. Er kannte sich hier eindeutig besser aus, weshalb Satren-Nor ihm die Nahrungsbeschaffung überlassen hatte. Allerdings versehen mit der deutlichen Mahnung, sich dabei zurückzuhalten.
»Du schaust so traurig«, sagte der Prediger. »Wenn es denn unbedingt sein, dann lauf los und hol dir noch was …«
»Ich habe mich zwar zurückgehalten, so wie du es gesagt hast, aber das ist nicht der Grund für meine
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