Sternenfaust - 048 - Das Bündnis von Tarka
Leute ausgesucht haben, von denen sie glaubten, dass sie schwach genug sind, um auf ihre Manöver hereinzufallen. Und was die Bestechlichen und Gierigen unter den Möchtegern-Verrätern betrifft«, fügte er hinzu, »so hat es ja schon zu allen Zeiten Wesen gegeben – nicht nur Menschen –, die bei der Aussicht auf schnellen, leichten Reichtum jede Moral und alles andere auch über Bord geworfen haben.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, auch diesen Typ werden wir niemals ausrotten können.«
»Da haben Sie wohl recht«, stimmte Dana ihm zu und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nur, dass das, was unsere Regierung mit den anderen auf Tarka ausgeheckt hat, dem Dronte-Problem ein Ende setzen kann. Sonst sehe ich schwarz für unser aller Zukunft.«
Doch ein erster Schritt zum Überleben der Menschheit war getan!
ENDE
Gefundene Erinnerungen
Leserstory
von Dieter Ziegler
So hatte sich Dana den Abend nicht vorgestellt. Sie saß mit angezogenen Beinen, den Kopf auf die Knie gesenkt, im Dämmerlicht ihres Quartiers und dachte über den Datenspeicher nach, den ihr Bruder William vor Stunden gegeben hatte. Mitternacht war gekommen und gegangen, doch an Schlaf wagte sie nicht einmal zu denken, denn noch immer strömten Gedanken und Erinnerungen unkontrolliert auf sie ein. Natürlich wusste sie, was sie auf dem Datenspeicher finden würde, aber sich durchzuringen, den Inhalt auch anzusehen, war eine ganz andere Sache. War sie in einem Moment aufgewühlt und versuchte Ordnung ins Chaos ihrer Gedanken zu bringen, wurde sie im nächsten Moment ganz ruhig und lauschte konzentriert den hellen Klängen der kridanischen Oper Rei-Sar-Tor. Das ewige Sein , hatte ihr der kridanische Austauschoffizier Sun-Tarin erklärt, beschreibt die Verbundenheit der Kridan zu dem einen Gott und das ewige Leben über den Tod hinaus. Dana verstand weder die gekrächzten Worte noch das andachtsvolle Schaben der Schnäbel, aber intuitiv erfasste sie die Poesie der Hoffnung hinter den Tönen. Wie eng doch Hoffnung und Verzweiflung verbunden sind , war einer der Gedanken, der sie beschäftigte. Aber da war noch ein völlig anderer Gedanke, der ihr schmerzlich zu schaffen machte. Und ganz gleich, wie sie diesen Gedanken auch drehte und wendete, sie kam immer zu dem Ergebnis, dass einfach kein Weg daran vorbeiführt. Ich muss mir die Datei ansehen, um wieder zu Ruhe zu kommen.
Doch kaum hatte sie sich dazu durchgerungen, die Datei aufzurufen, erinnerte sie sich wieder an die Vorbereitungen zu ihrer erste Trans-Alpha-Passage und dem Logbucheintrag der Evakuierungsmission unter Commander Richard J. Leslie, aus dem sie erfahren hatte, dass der Verlobte ihres ehemaligen LI Catherine Black, Patrick vom Orden der Christophorer, von einem Orsonen erschossen wurde. Jetzt kannte Dana den Grund für Catherines phlegmatisches Verhalten an Board der STERNENFAUST, auf das sie immer so gereizt reagiert hatte. Doch zu welchem Preis. Catherine ist tot und nichts und niemand kann mich von meinen Schuldgefühlen befreien. Und jetzt steht mir diese Hölle noch einmal bevor. Ich kann nicht, ich kann es einfach nicht. Aber ich muss. Ich bin der Captain und ich muss …
Sie dachte diese Gedanken bereits zum hundertsten Mal, doch dieses Mal setzte sie sich auf und streckte ihre rechte Hand zur Computerkonsole aus. Mitten in der Bewegung verharrte sie, lies ihre Finger nur Millimeter über dem Sensorfeld schweben und zog die Luft tief in ihre Lungen. Ihr kam in den Sinn, wie eigenartig es doch war, dass die Aufzeichnung erst jetzt gefunden wurde , denn Catherine Black war nie an Board der STERNENFAUST II stationiert gewesen. Die Aufzeichnung, hatte ihr Bruder William erzählt, war in den Backup-Files der STERNENFAUST enthalten gewesen, die regelmäßig im Spacedock erstellt werden, und wurde mit den privaten Tagebüchern der Besatzung ins Computersystem der STERNENFAUST II eingespielt, wo sie LI Jefferson gestern Abend bei einem Routinecheck fand, tief vergraben in den internen Datenspeichern.
Danas Hand zitterte über dem Sensorfeld und sie wollte sie schon wieder in den sicheren Hafen ihres Schoßes zurückzulegen, als im Hintergrund das Crescendo lautstark anschwellte. Reflexartig duckte sie sich wie vor einem Angriff. Ihre Finger fielen wie Steine auf das Tastenfeld. Schon zeichneten sich Schattenspiele auf ihrem Gesicht ab, als Catherine Black in Pseudo-3D-Projektion auf dem Display erschien. Lag Dana zuvor unter leichtem Beschuss, schlugen
Weitere Kostenlose Bücher