Sternenfaust - 053 - Die Morax
verschwand alle Angst. Gelassen blickte sie zu dem Fremden hoch.
»Verschwinde besser von hier.« War das ihre Stimme? Kaum zu glauben. Für einen Moment zeigte sich der Riese verwirrt. Offenbar war er es gewöhnt, dass seine Gegner vor Angst erbebten. Dieses kleine Wesen hier schien anders zu sein.
Die Verwirrung hielt nicht lange vor. Es konnte ihm gleich sein, wenn dieser Winzling aufrecht sterben wollte – sterben musste er so oder so. Er hob die Axt in der linken Hand über den Kopf. Er würde es schnell machen und den Mut seines Opfers so würdigen.
Dass dieser winzige Zweibeiner plötzlich etwas in seinen Händen hielt, überraschte ihn, aber es ließ ihn nicht zögern, die Klinge nach unten sausen zu lassen.
Sie verfehlte ihr Ziel, denn Wanda Ndogo hatte einen blitzschnellen Schritt zur Seite gemacht. Dann zielte sie … und drückte den Abzug der Kartusche durch. Das Zischen der Druckluft begleitete den Farbstrahl, der sich über den Helm des Fremden ergoss. Binnen eines Wimpernschlages war er praktisch blind, denn die dunkelrote Farbe überzog dickflüssig die Sichtscheibe seines Kopfschutzes.
Vor Wut aufschreiend schlug der Koloss wild um sich. Während die Axt die Luft zerteilte, bildete sich ein blaues Schimmern an der Klinge. Nichts widerstand diesen Klingen, doch sie trafen nicht das, was sie treffen sollten!
Der Riese war blind wie ein Köbt-Mulch! Diese Erkenntnis machte ihn schier wahnsinnig – und leichtsinnig dazu. Manchmal war auch ein einziger Fehler einer zu viel.
Er steckte die Pistole ins Halfter und hackte die Axt blindlings in die Wand neben sich, wo sie stecken blieb. Jetzt hantierte wild an seinem Helm herum. Endlich schaffte er es die Verschlüsse zu öffnen. Im hohen Bogen flog der Helm durch den Raum.
Wanda Ndogo war der erste Mensch, der in das Antlitz eines dieser Wesen blickte. Sie hatte schon hässlichere Nichtmenschen gesehen, doch noch nie welche, die so viel Brutalität ausstrahlten. Aus einem breiten Mund ragten vier mächtige Hauer, die Augen leuchteten rot.
Mehr konnte sich Wanda nicht einprägen, denn nun ging alles viel zu schnell. Nur den Blick dieser Augen würde sie niemals mehr vergessen können. Es waren Augen, die nichts weiter auszudrücken schienen als Hass und Zerstörungswut. Diesem Hass ließ der Fremde nun freien Lauf. Er wollte sich auf die Massai stürzen.
Da traf ihn erneut ein Farbschwall – abgegeben von Merlik Talas, der in das Geschehen eingriff.
Aus der Kehle des Wesens dröhnte ein Wutschrei, dann entschied er sich, zunächst den neuen Gegner auszulöschen. Doch so weit kam er nicht mehr. Etwas schlug seitlich in den Schädel des Riesen, ließ ihn regelrecht zerplatzen wie eine überreife Frucht.
Die Massai und die J’ebeem wandten sich entsetzt ab. Erst einen Moment später bemerkten sie den Schatten, der in der Türöffnung stand. Von Sun-Tarins rechter Hand – deren Krallen durch die Panzerung noch hervorgehoben wurden – tropfte Blut.
Sekundenlange Stille folgte, bis der Kridan Wanda endlich ansprach. Seine Stimme klang durch die Außenlautsprecher seines Helms seltsam verzerrt. »Bringen Sie sich und die J’ebeem in Sicherheit. Ich empfehle Ihnen, zum Maschinenraum zu laufen. Viel Glück, Sergeant Ndogo.«
Der Kridan bewegte sich rasch fort. Wenn er rannte, den Oberkörper weit vorgebeugt, sahen seine Schritte gar nicht mehr so ungelenk aus. Der fremdartige Körperpanzer verlieh ihm etwas Bedrohliches, dass den Angreifern kaum nachstand.
War das noch Zufall, dass der Kridan erneut zur Stelle war, als ihr Leben in höchster Gefahr schwebte? Wanda schüttelte diese Gedanken ab. Dazu war später noch Zeit – auch wenn sie den Glauben an ein Später langsam zu verlieren begann.
Vielleicht gab es die STERNENFAUST II und ihre Besatzung dazu nicht mehr lange genug …
*
Roy Takashis Stimme war ohne Probleme zu verstehen. Doch das lag nur daran, dass er über Funk sprach. Hätte er ohne Verstärkung oder Direktverbindung gerufen, wäre er in dem Lärm, der vor dem Eingang zur Zentrale der STERNENFAUST herrschte, nicht zu hören gewesen.
»Captain! Takashi hier. Wir haben uns zurückgezogen. Es ging nicht anders. Ich hasse es, das sagen zu müssen, aber wir stehen nun kurz vor der Brücke. Wir tun alles, um die Fremden von Ihnen fernzuhalten. Dennoch … Sie müssen mit allem rechnen, Captain. Auf ihre Art sind diese Kerle schlimmer als die Kshagir. Der gezielte Einsatz von Gauss-Geschossen wird sich auch jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher