Sternenfaust - 057 - Arena
einen leisen Anflug von Verachtung empfand. Ein Schiffskommandant sollte seiner Meinung nach in jeder Beziehung mit gutem Beispiel vorangehen. Das betraf ganz besonders auch die Fitness. Dana Frost hatte sich ebenso wie er selbst mit einem täglichen Fitnessprogramm in Form gehalten, denn man wusste nie, wozu man es brauchen konnte. Abgesehen vom ganz profanen gesundheitlichen Aspekt.
Na bitte, da geht es schon los , dachte van Deyk schuldbewusst. Sogar ich fange sofort an, den Neuen mit Captain Frost zu vergleichen. Mann, Stephan, gib ihm eine Chance, bevor du ihn verurteilst.
Lexingtons blaue Augen strahlen ihn jetzt an. »Sehen Sie es mir nach, Segundo «, bat er, als hätte er van Deyks Gedanken gelesen und benutzte ein schon lange aus der Mode gekommenes Wort für »Stellvertreter«. Vielleicht wollte er damit auf subtile Weise mit seiner Bildung angeben. »Bei all den vollautomatischen Transportmitteln auch für die kürzesten Strecken ist man schnelles Laufen nicht mehr gewohnt.«
»Ja, Sir«, antwortete van Deyk nur und unterließ es, ihn darauf hinzuweisen, dass seine Gangart noch lange nicht der herkömmlichen Definition von »schnellem Laufen« entsprach.
»Außerdem kann man sich bei gemütlicherem Tempo besser unterhalten. Was glauben Sie, wer die Fremden sind, die sich auf Gronrok breitgemacht haben?«
»Ich weiß es nicht, Sir. Ich nehme an, das werden wir erfahren, wenn wir dort sind.«
»Wieso haben uns die Starr darüber keine näheren Informationen gegeben?«
Van Deyk checkte kurz den Inhalt des Handspeichers, den Jackson ihm gegeben hatte und fand darüber keine Eintragung. »Ich vermute, weil sie es selbst nicht wissen«, antwortete er. »Die Starr sind ein gebrochenes Volk. Sie waren, verglichen mit den J’ebeem oder den Menschen noch nie sehr zahlreich, aber jetzt gibt es gerade noch einige Millionen von ihnen. In letzter Zeit haben sie nach unseren Beobachtungen eine große Angst vor noch mehr Verlusten entwickelt. Das ganze Volk – was davon noch übrig ist – hat durch die fast komplette Vernichtung durch die Dronte einen kollektiven Schock erlitten. Sobald sie irgendwo Fremde sehen, geraten sie in einen Zustand übergroßer Vorsicht und versichern sich lieber der Unterstützung ihrer Verbündeten, ehe sie sich selbst in vielleicht unnötige Gefahr begeben.«
»Sie meinen, die ehemals großen Krieger und gefürchteten Gegner sind zu Feiglingen mutiert?«
»Ich meine«, korrigierte van Deyk, »die Starr haben den Wert jedes einzelnen Mitglieds in ihrem Kollektiv neu beurteilt und sehr zu schätzen gelernt, Sir. Das ist nicht dasselbe.«
Allerdings fragte er sich auch, welcher mögliche Feind jetzt auf Gronrok sitzen mochte. Einen weiteren konnte sich zurzeit niemand leisten.
*
Dana Frost war froh, dass sie schon gleich zu Anfang ihrer Gefangenschaft gelernt hatte, all ihre – extrem wenigen – Besitztümer immer bei sich tragen. In diesem Fall ganz besonders den kostbaren Translator.
Koggru hatte das »Blatt« an ihrem Arm entfernt, dass sie als seine Botin ausgezeichnet hatte. Krieger benutzten derartige Hilfsmittel nicht, hatte er gesagt. Ihr letztes Treffen endete mit einer Drohung seinerseits.
Wenn Dana es wagte, jemanden zu erzählen, dass sie ihm das Leben vor einem Dronte gerettet hatte, würde er sie vernichten.
Dana hatte versichert, dass sie schweigen würde, was auch passierte. Was hätte sie auch tun sollen. Koggru könnte sie, obwohl er nicht einmal ein Krieger war, mit einer Hand zerquetschen.
Jetzt gehörte sie also Taur. Nachdem die Arenakämpfe für heute vorbei waren, folgte sie ihm zu seinem Wohnkomplex.
Die Morax-Schiffe waren riesig, und unter anderen Umständen hätte Dana die Weitläufigkeit genossen, die in krassem Gegensatz zu der Enge der STERNENFAUST stand. Die Schiffe hatten die Form einer Kuppel, die an der unteren Ebene zwei Kilometer Durchmessen hatte und einen Kilometer hoch war. Das gesamte Volk der Morax lebte in diesen Schiffen, so weit Dana wusste. Der Stamm, zu dem Taur und seine Leute gehörten, nannte sich Zuur und war unterteilt in Clans, die wiederum in Sippenverbänden und diese in Familien gesplittet waren.
Die ganze Gesellschaft schien aufs Kriegführen ausgelegt zu sein. Gab es keinen äußeren Feind, den sie bekämpfen konnten, veranstalteten sie ihre Arenakämpfe. Nach Danas bisherigen Beobachtungen gab es nur drei Dinge, die die männlichen Morax interessierten: Kämpfen, fortpflanzen, essen – in dieser
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