Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
Männer sonst auf Außenmissionen trugen, fühlte. Man hatte die Männer um Takashi in schwarze Einteiler gesteckt, die ihnen sicher enorme Bewegungsfreiheit boten, doch ein Marine fühlte sich ohne seine schwere Panzerung praktisch nackt.
In dieser speziellen Situation hätte der Panzer sicher signalisiert, dass es sich bei diesem Abstecher eben um keinen harmlosen Besuch einer neugierigen Dame handelte. Die Männer waren mit Handstrahlern bewaffnet, denn sie galten ja als eine Art Leibgarde für die Botschafterin.
Wanda Ndogo wusste jedoch überhaupt nicht, warum Jefica Moll auf ihre Begleitung bestanden hatte. Einen echten Grund hatte ihr niemand nennen können.
»Kindchen.« Wanda blickte zur Botschafterin, die sie ansprach. »Ich habe Ihnen ja schon gesagt, warum wir dort landen werden. Was die dort aus dem Boden buddeln, das interessiert mich wirklich nicht einmal ansatzweise. Also halten Sie Ihre hübschen Augen offen und spitzen Sie die Ohren. Irgendetwas dort unten stimmt ganz und gar nicht. Vor allem müssen wir in Erfahrung bringen, was dieser Frachter der Genetics wirklich transportiert hat. Die Minenarbeiter …«
Jefica unterbrach sich für einen Augenblick, weil sich zwei ihrer Armreifen ineinander verhakt hatten. Die Botschafterin war über und über mit Schmuck behängt. Als sie sich wieder befreit hatte, fuhr sie fort.
»Die Minenarbeiter wissen sicher nicht viel mehr als wir.« Die Stimme der Botschafterin wurde immer leiser, so als spreche sie nicht mit Wanda, sondern mit sich selbst. »Die STERNENFAUST hat unweit vom Minengebiet ein großes Areal entdeckt, das sich allen genaueren Ortungsversuchen entzogen hat. Die Genetics verfügen über Spielereien, von denen wir nur träumen können. Aber das muss es einfach sein. Dort haben die ihre bösen Buben abgelegt.«
Die Ausdrucksweise von Botschafterin Moll ließ Wanda oft schmunzeln. Das Areal, von dem sie sprach, war der Ort, den die »Freigther BXIII« unter Captain Tykono angeflogen hatte. Kurz darauf war auch sie aus der Ortung verschwunden. Ungewöhnlich, doch ganz sicher kein Verbrechen. Es blieb jeder Spezies überlassen, mit welchen Mitteln sie ihre Raumhäfen tarnte.
Roy Takashi war zu den beiden Frauen getreten. »Wir setzen nun zur Landung an. Botschafterin, bleiben Sie immer, wirklich immer in unserer Nähe. Wir passen auf Sie auf, doch sollte es einmal geschehen, dass …«
Jefica Moll winkte ab. »Bleiben Sie gelassen, junger Mann. Ich kann auf mich aufpassen, aber Sie werden mich schon wie Ihren Augapfel hüten, da bin ich sicher. Und Sergeant Ndogo ist schließlich auch noch da. Also setzen Sie sich, mein Lieber. Es wird schon alles gut gehen.«
Roy Takashi wollte noch etwas anmerken, doch dann zuckte er nur die Schultern, warf einen verzweifelten Blick zu Wanda und ging zurück zu seinem Sitz. Der Sergeant fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
Wanda kannte den Grund. Noch immer warf er sich persönlich vor, dass die Morax Captain Frost von Bord der STERNENFAUST II hatten entführen können. Sie zu schützen war Aufgabe der Marines gewesen. Marines, die Takashi unterstellt waren! Es würde noch lange dauern, bis er dieses Trauma für sich verarbeitet hatte.
Und er war da nicht alleine. Wanda Ndogo mochte sich irren, aber in der Handlungsweise, der ganzen Art und Weise, in der Dana Frost ihren Captains-Posten seit ihrer Rückkehr an Bord verstand, war etwas, das Wanda noch nicht wirklich verstanden hatte. Tief in Frost musste es brodeln.
Alles durfte geschehen, doch auf dem eigenen Territorium nackt, schutzlos und hilflos zu sein, das wurde immer als unmöglich angesehen. Genau das aber war geschehen.
Das Shuttle setzte sanft auf dem verschwindend kleinen Landeplatz auf, den man am Rande der Minenanlage erstellt hatte. Es musste hier irgendwo auch so etwas wie einen Raumhafen geben, denn die geförderten Bodenschätze mussten schließlich abtransportiert werden. In dem merkwürdigen undurchsichtigen Areal würde der sicher nicht liegen, denn die Bodenschätze wurden direkt bei den Minen verladen. Doch das war Wanda momentan wirklich gleichgültig. Sie bereitete sich innerlich auf einen für sie ungewöhnlichen Einsatz vor.
*
Die kleine Abordnung der Minenverwaltung von »Mining X« war beeindruckt.
Wer wäre das bei einem Auftritt von Jefica Moll nicht gewesen? Die Botschafterin spielte perfekt auf der Klaviatur der Diplomatie.
Jefica lachte, scherzte, sie schmeichelte, spielte die Überraschte, die
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