Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
»Warum? Weil man Ihnen jemanden vor die Nase gesetzt hat, der ganz einfach besser ist als Sie? Ist es denn nicht genau das, was Sie immer wieder gepredigt und in die Tat umgesetzt haben? Weg mit den Alten – Neuzüchtungen, Aufstockungen – die müssen an die Macht. Warum sollte das bei Ihnen dann anders sein?«
In Diaz kochte es, doch der einst so mächtige Mann beherrschte sich.
»Captain Frost, ich stehe hier, weil ich Asyl auf Ihrem Schiff beantrage. Bringen Sie mich zu Erde, dort wird man mein Können und mein Wissen sehr schätzen. Ganz sicher.« Er hatte sich wieder gefangen, die alte Arroganz drängte erneut ganz nach vorne.
Dana Frost suchte nach einem Weg, es diesem Mann so schwer wie nur möglich zu machen, doch da stieß sie an ihre Grenzen.
»Captain Frost, ich habe eine Meldung zu machen.« Sergeant Takashi war zu Frost getreten, die ihn ein wenig unwillig ansah.
»Ist das jetzt so wichtig, Sergeant?«
Takashi atmete tief durch. »Ich denke schon. Captain, bevor das Shuttle startete, hat der ehemalige Lordmanager einen seiner eigenen Leute erschossen. Er selbst befand sich dabei schon im Einstiegsbereich des Shuttles.«
»Das war Notwehr!« Diaz versuchte sich zu verteidigen, aber Takashi ließ ihm keine Chance.
»Keine Notwehr, eher eine Hinrichtung. Meine Männer können das sicher auch bezeugen.«
Dana Frost grinste Takashi an. »Ich danke Ihnen, Sergeant. Das war eine außerordentlich wichtige Aussage, die exakt zum richtigen Zeitpunkt kam. Gut gemacht, Sergeant.«
Takashi fühlte, wie ein schweres Gewicht von seinen Schultern zu rutschen begann. Vielleicht konnte er sich jetzt sein Versagen selbst vergeben, als Dana Prost von Bord der STERNENFAUST entführt worden war. Zumindest hatte er hier einen Anfang gemacht. Und das Lächeln des Captains tat das seine dazu.
Dana Frost wandte sich wieder zu Diaz.
»Jurij R. Diaz. Ich beschuldige Sie des Mordes an einem Untergebenen. Da Sie zur Tatzeit an Bord eines Schiffes des Star Corps waren, nehme ich Sie hiermit fest. Sergeant Takashi, bringen Sie den früheren Lordmanager in die beste und sicherste Zelle, die ihm die STERNENFAUST II zu bieten hat.«
Diaz öffnete den Mund, dann schwieg er doch. Es war Roy Takashi anzusehen, mit welchem Vergnügen er den Genetic abführte.
»Das könnte man Ihnen in bestimmten Kreisen sehr übel nehmen, Captain.« Botschafterin Moll hatte bisher geschwiegen, doch nun konnte sie sich nicht mehr zurückhalten.
Dana Frost beachtete die Frau nicht. Sie blickte von Mutawesi zu van Deyk. Die beiden Offiziere waren sehr bemüht, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Dana wusste, wie Ihre Leute dachten – zumindest in den meisten Fällen. Was sie eben getan hatte, war in den Augen der beiden Offiziere ein Glanzstück! Sergeant Ndogo hingegen konnte das alles hier nicht wirklich einschätzen.
War das die Diplomatie?
Ganz sicher nicht deren Normalzustand, aber eine ihrer Facetten. Wanda wusste nicht, was sie nun von Botschafterin Moll zu halten hatte.
Diese hingegen war mit Dana Frost noch nicht fertig.
»Schätzchen, ich glaube, damit machen Sie sich keine Freunde. Diaz ist ein überaus wichtiger Mann. Mag sein, dass man seine früheren Handlungen nicht immer akzeptieren konnte, doch heute ist er ein nicht zu unterschätzender Faktor – auch für die Erde.«
Dana sah die Botschafterin lange an.
»Botschafterin, Ihr Ziel – zumindest das, was Sie uns genannt hatten – war das Einstein-System. Ich vermute, dorthin wollen Sie nun nicht mehr.«
Jefica Moll schnaubte. »Man würde uns im Augenblick dort wohl kaum willkommen heißen. Schon gar nicht mit Diaz an Bord. Nein, die Mission ist beendet. Das Ziel heißt Erde, so schnell wie möglich.«
Frost wandte sich zur Tür. Dann blieb sie noch einmal stehen, drehte sich zu Moll um.
»Für die Dauer des Rückflugs möchte ich Sie dringend bitten, in den Ihnen zugewiesenen Räumen zu bleiben. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Sie würden meiner Mannschaft sonst nur im Wege sein. Guten Tag, Botschafterin Moll.«
Mutawesi und van Deyk gingen direkt hinter Dana her. Die beiden wechselten einen raschen Blick, der Bände sprach.
Sie ist wieder da! Definitiv! Vielleicht ein wenig anders, vielleicht noch ein bisschen härter, aber das Eisbiest ist wieder auf der STERNENFAUST angekommen.
Und beide waren darüber mehr als nur zufrieden.
*
Der Raum war beinahe ein Duplikat des sogenannten Gesprächsraumes , in dem sie so viele Stunden damit
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