Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
die Gelegenheit gehabt hatte, etwas von der Schrift der Weltraumbarbaren zu lernen, die mit der jener geheimnisvollen Rassen identisch war, die man die »Toten Götter« nannte, hatte sie eng mit MacShane zusammengearbeitet. Dabei hatte sich ein gegenseitiger Respekt entwickelt, was noch dadurch unterstützt wurde, dass sie beide einige Dinge gemeinsam hatten.
Kendo war ihr gemeinsames Hobby, und MacShane bevorzugte als Getränk den allgemein längst aus der Mode gekommenen Kaffee ebenso wie Dana. Darüber hinaus besaß Yngvar MacShane eine unverwüstliche Frohnatur, weshalb Dana seine Gesellschaft genoss, auch wenn sie sich große Mühe gab, das nicht offen zu zeigen. Was nicht leicht war, denn MacShane seinerseits machte sich keine Mühe zu verhehlen, dass er gern mit Dana zusammen war und flirtete des Öfteren ungeniert mit ihr.
In jedem Fall war er ein willkommenes Gegengewicht zu den beiden anderen Wissenschaftlern, die die STERNENFAUST an Bord hatte. Professor Yasuhiro von Schlichten und Professor Dr. Jack Schmetzer hatten in der Vergangenheit bereits einen beinahe unauslöschlichen und sehr negativen Eindruck hinterlassen. Ersterer war ungeheuer von sich selbst überzeugt und Letzterer besaß ein Ego von gigantischen Ausmaßen. Beide hatten sich bei ihrem jeweils ersten Aufenthalt auf der STERNENFAUST in Danas Schiffsführung einzumischen versucht und keine Zweifel daran gelassen, dass sie so ziemlich alles besser wussten, wenn auch nur ihrer eigenen Meinung nach … Zwar hatten sie sich später diesbezüglich etwas zurückgenommen, aber das konnte Danas ersten negativen Eindruck von beiden nicht vollständig revidieren.
MacShane war ein ganz anderes Kaliber. Und er ließ keinen Zweifel darüber, dass er Dana mehr als nur sympathisch fand. Allerdings tat er das auf sehr respektvolle Weise und gab sich große Mühe, sie damit nicht vor ihrer Crew in Verlegenheit zu bringen. Doch jetzt waren sie unter sich.
»Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass es hier an Bord Kendo-Ausrüstung gibt«, sagte er jetzt und ließ seinen Shinai probeweise durch die Luft sausen. »Und ich finde es geradezu erfrischend, dass ich in Ihnen eine kompetente Trainingspartnerin habe, Captain.«
»Das wird sich erst noch zeigen«, wehrte Dana ab. »Mein letzter Trainingspartner hat mich in Grund und Boden gestampft. Bildlich gesprochen.«
MacShane grinste. »Das war sicherlich einer Ihrer Marines. Deswegen müssen Sie sich nicht schlecht fühlen. Die sind schon von Berufs wegen immer im Training. Für uns dagegen ist es nur ein Hobby.«
Dana schnitt eine Grimasse. »Ich wage kaum es zuzugeben, aber mein Gegner war kein Soldat, sondern ein relativ kleiner, übergewichtiger Diplomat.«
»Ich würde sagen, der Mann hatte offensichtlich ein paar ›schlagende Argumente‹ parat«, meinte MacShane schmunzelnd.
Dana grinste. »Das kann man wohl sagen.« Ja, Botschafter Aorangi Maunga war ein harter Gegner, mit Worten ebenso wie mit dem Shinai .
»Und wenn er ein hanshi war, ein Großmeister von außergewöhnlichen Fähigkeiten, so ist es erst recht keine Schande, dass Sie gegen ihn verloren haben.«
»Gut möglich«, gab Dana zu. »Aber ich verliere nicht gern. Auch in diesem Punkt habe ich meiner Mannschaft ein Vorbild zu sein, denn irgendwie schafft es das Ergebnis jedes meiner Trainingskämpfe immer, auf mir bisher unerklärliche Weise bis in die Offiziersmesse zu gelangen. Und wer weiß wohin sonst noch.«
MacShane grinste. »Nun, man kann nicht immer gewinnen. Meiner Meinung nach ist es mindestens ebenso wichtig, mit einer Niederlage gut fertig zu werden, wie zu siegen. Und gegen einen hanshi zu verlieren, ist erst recht keine Schande«, fügte er nachdrücklich hinzu.
Er verbeugte sich vor Dana, die diese vorgeschriebene Höflichkeit erwiderte, und beide ließen sich in der Sonkyo -Position nieder. Gemessen zogen sie die Shinai aus unsichtbaren Scheiden und kreuzten sie in Bereitschaftsstellung. Gleichzeitig erhoben sie sich wieder mit immer noch gekreuzten Shinai und nahmen die Chudan no kamae ein, die Grundstellung. Der Kampf begann.
Dana stellte sofort zwei Dinge fest. Zum einen hatte sie von den traditionellen Stellungen und Positionen sowie der Handhabung des Shinai während ihres Aufenthalts bei den Morax nichts verlernt. Doch etwas anderes hatte sich gravierend verändert. Sie war nicht mehr in der Lage, den Trainingskampf mit derselben Leichtigkeit zu betrachten und zu bestreiten wie vor ihrer Entführung. MacShane
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