Sternenfaust - 070 - Der Renegat
abgesaugt werden.
Alles in allem sollten diese Sicherheitsvorkehrungen ausreichen. Trotzdem fühlte sich Bruder William nicht allzu wohl auf der anderen Seite des Fensters. Er hatte beim ersten Überfall der Morax auf die STERNENFAUST, bei der Dana Frost direkt von der Brücke entführt worden war, miterlebt, dass die Morax nicht einmal zu stoppen waren, wenn sie bereits mehrere Treffer aus Gaussgewehren erhalten hatten. Selbst wenn lebenswichtige Organe verletzt waren, standen sie immer noch eine Weile aufrecht. Und solange ein Morax aufrecht stehen konnte, war er auch in der Lage zu kämpfen …
Zusätzlich zu diesen Sicherheitsvorkehrungen taten immer noch vier Marines Dienst vor Caans Zelle und ließen den Morax keine Sekunde aus den Augen. Aber auch das beruhigte Bruder William nur bedingt. Obwohl er ein besonnener und normalerweise ruhiger Mann war, verspürte er jetzt eine Nervosität, der eine profunde Angst zugrunde lag. Er hoffte nur, dass zumindest Caan das nicht merkte.
Bisher hatten sie beide »Ich-starre-dich-nieder« gespielt und »Wer zuerst den Blick senkt, hat verloren!«. Seit mittlerweile einer halben Stunden taten sie nichts weiter, als einander in die Augen zu starren, und keiner war gewillt, den Blick zu senken. Bruder William musste zugeben, dass der Morax in diesem »Spiel« sehr, sehr gut war. Doch der junge Christophorer konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Caan langsam so etwas wie Angst empfand. In jedem Fall spürte William ganz deutlich, dass der Morax etwas zu verbergen hatte.
Eigentlich kein Wunder, denn er war Mitglied einer Nachhut gewesen, die den verwüsteten Planeten der Wloom nach Artefakten der Toten Götter durchsucht hatte. Und er schien darüber mehr zu wissen, als er preiszugeben bereit war. Genau genommen hatte er bisher überhaupt nichts preisgegeben. Dana Frost hatte sich in einem ersten Gespräch mit ihm quasi die Zähne ausgebissen an seiner Sturheit, mit der er eisern schwieg. Nun sollte William sein Glück versuchen.
»Was benötigt Ihr Volk am dringendsten, Caan?«, brach er schließlich das Schweigen.
Der Morax zuckte leicht zusammen und zwinkerte kurz, ehe er unwirsch knurrte und seine Faust gegen die Scheibe donnerte, die zum Glück hielt. William brachte es mit eiserner Selbstbeherrschung fertig, nicht zusammenzuzucken und ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.
»Ich denke, Sie verraten mir damit kein Geheimnis«, fuhr der Christophorer fort. »Aber wenn Sie mir antworten, können Ihr Volk und unsere Völker vielleicht zu einer friedlichen Übereinkunft kommen, sodass Ihre Überfälle und Raubzüge nicht mehr nötig sind, solange Sie sich in unseren Gebieten aufhalten.«
»Das hier sind nicht eure Gebiete!«, brach der Morax knurrend sein Schweigen.
»Nein«, stimmte William zu, »aber es besteht die Möglichkeit, dass Ihre Leute irgendwann wieder einmal in unsere Gebiete eindringen.«
»Wir nehmen uns, was wir brauchen. So war es schon immer.«
»Mit Gewalt und einigen doch gar nicht mal so geringen Anstrengungen«, bestätigte William. »Aber wenn das gar nicht nötig wäre, weil Sie die Dinge, die Sie brauchen, zum Beispiel durch friedlichen Handel eintauschen könnten, wäre das nicht viel besser?«
Caan knurrte. »Wir sind keine Schwächlinge«, sagte er schließlich. »Handel ist etwas für Leute, die nicht wissen, wie man kämpft.«
»Oh, wie Sie festgestellt haben dürften, wissen sowohl wir wie auch unsere Verbündeten sehr gut, wie man kämpft. Trotzdem ziehen wir es vor, das nicht zu tun, wenn es nicht zwingend erforderlich ist. Schließlich ist es eine einfache Frage von Kosten und Nutzen. Warum sollten wir wertvolle Ressourcen in Form von Material und Soldaten verschwenden, um uns gewaltsam zu nehmen, was wir auch ohne Verluste bekommen könnten?«
Caan starrte ihn an und grunzte. »Das ist nicht die Art des Kriegers«, stellte er schließlich fest.
»Nein, das ist es nicht«, stimmte William zu. »Wenn man die Art des Kriegers als einzig mögliche Lebensweise praktiziert. Aber nicht nur die Solaren Welten und ihre Verbündeten, sondern auch unzählige andere Völker haben sich entschieden, die Art des Kriegers nicht als einzige zu praktizieren. Krieger zu sein und gleichzeitig friedlich Handel zu treiben, sind zwei Dinge, die sich keinesfalls ausschließen müssen.«
Caan schnaufte, grunzte und knurrte etwas Unverständliches. Ansonsten schien er nicht gewillt, auf Williams Feststellung zu antworten.
»Ich bin mir
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