Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)
gestattete sich, vor ihrer Inspektion des Maschinendecks kurz über das Gespräch mit Mutawesi nachzudenken. Die Konferenz war etwas kürzer gewesen als veranschlagt und sie wurde erst in 15 Minuten bei L.I. Jefferson erwartet.
Es hatte ein paar Probleme während des mehrwöchigen Bergstrom-Fluges gegeben. Immer wieder hatte der Alpha-Faktor der Bergstrom-Aggregate in einer Weise geschwankt, wie es eigentlich auch bei längeren Flügen nicht vorkommen sollte.
Das bewirkte im Übrigen auch, dass sich der Flug etwas verzögert hatte und man voraussichtlich mit zwei ganzen Tagen Verspätung im Wloom-System ankommen würde.
Frost ärgerte das.
So, wie sie ihre ehrgeizigen Expeditionspartner von Far Horizon kannte, würden diese am Rendezvouspunkt nicht lange darauf warten, ob die STERNENFAUST nicht vielleicht doch noch auftauchte. Stattdessen würden sie die Dinge selbst in die Hand nehmen und auf eigene Faust losziehen – um dann auch den Ruhm der wissenschaftlichen Erkenntnis allein für sich zu haben.
Aber es ging ja nicht nur um wissenschaftliche Erkenntnis, korrigierte sie sich schnell, sondern auch noch um Geschäfte mit Milliardenwerten.
Die Möglichkeit, das Wissen der Toten Götter auszuschöpfen, bedeutete für Far Horizon viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte der technischen Vormacht innerhalb der Solaren Welten – und vielleicht sogar eines Tages mal darüber hinaus. Dem sehr viel größeren und mächtigeren J’ebeem-Reich oder auch der Genetik-Föderation wäre man schon gern überlegen gewesen, ganz abgesehen von den großen Märkten, die so etwas eröffnete. Vorausgesetzt natürlich, die galaktopolitische Großwetterlage verfinsterte sich nicht plötzlich und machte diesen Plänen einen dicken Strich durch die Rechnung.
Das war ohnehin wohl der Hauptgrund, warum die Konzern-Bosse noch zögerten, denn nachdem die Dronte nun nach dem letzten Krieg keine Bedrohung mehr darstellten, bestand ständig die Gefahr, dass die Phase der gegenwärtigen Kooperation zwischen Menschheit, Kridan, J’ebeem, dem auf sein Stammsystem Namban reduzierten Arashlan der Starr und den Mantiden wieder zerbrach. Man wähnte sich eben in Sicherheit – manchmal zu sehr. In dieser Hinsicht hatte die Existenz eines übermächtigen Feindes durchaus eine heilsame Wirkung auf den mitunter mangelnden Willen zur Zusammenarbeit gehabt.
Dana konnte nicht anders, als zu glauben, dass es aus dieser Perspektive vielleicht doch ganz gut war, dass bislang niemand die Artefakte der Toten Götter endgültig hatte entschlüsseln können. Sie wagte nicht, daran zu denken, was passieren würde, wenn das einem der Völker gelänge, die seinerzeit an der großen Expedition teilgenommen hätten!
Dana seufzte. Sie war wohl die Person, die diese ständig schwelenden Konflikte am wenigsten lösen konnte. Sie verscheuchte die düsteren Gedanken nach einem Blick aufs Chronometer und machte sich auf den Weg zum Maschinendeck.
*
Lieutenant Simon E. Jefferson, der facettenäugige, genetisch optimierte Leitende Ingenieur der STERNENFAUST, hatte die Schwankungen des Alpha-Faktors schließlich in den Griff bekommen und erläuterte Frost nun, wie er das geschafft hatte.
Für die technischen Einzelheiten hatte Frost kaum ein Ohr. Den Großteil verstand sie noch nicht einmal, schließlich war sie keine Technikerin.
Was sie aber verstanden hatte, war, dass diese Schwankungen des Alpha-Faktors dafür gesorgt hatten, dass sich die Ankunft der STERNENFAUST im Wloom-System verzögerte.
»Der Überlichtfaktor wird dadurch abgesenkt«, erklärte Jefferson. »Wir werden schlicht und ergreifend langsamer.«
»Es bestand doch wohl nicht etwa die Gefahr, dass wir aus dem Bergstrom-Raum geschleudert worden wären, wie ich hoffe«, meinte Frost dazu.
Jefferson schüttelte den Kopf.
»Nein, Ma’am. Das nicht. Das System korrigiert sich mit Hilfe des Alpha-Faktors. Dabei wird die Überlichtgeschwindigkeit automatisch um bis zu dreißig Prozent gesenkt, wenn die Grenzwerte überschritten werden, denn das Bergstrom-Aggregat orientiert sich mit Hilfe dieses Faktors im Zwischenraum – wenn das für die Gegebenheiten dort überhaupt der richtige Ausdruck ist. Im Prinzip haben wir es also mit einem sich selbst korrigierenden System zu tun. Ich habe festgestellt, dass diese Schwankungsbreite enger kalibriert war, als das dem Standard entspricht, deshalb wurden wir ständig langsamer. Muss wohl bei den Reparaturen im Spacedock passiert sein.
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