Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)
Allerdings frage ich mich, wieso das nicht bemerkt wurde.«
»Ein Fehler?«
»Oder Sabotage.«
Frost blickte einen Moment lang in Jeffersons infrarotsichtige Facettenaugen, die ihn immer ein bisschen wie ein Insekt erscheinen ließen und es außerdem sehr schwer machten, seine Mimik richtig zu interpretieren.
»Könnte man dafür Beweise finden?«
»Ich werde noch mal sämtliche Rechneroperationen im fraglichen Zeitraum durchgehen und einer Analyse unterziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Spacedock die richtige Kalibrierung des Alpha-Faktors vergessen wurde. Dafür sorgt eigentlich die Kontroll-Redundanz.«
»Aber nachträgliche Manipulationen wären möglich?«
»Zumindest nicht ausgeschlossen. Und ich denke auch, dass da irgendwelche Datenspuren bleiben müssten – so sorgfältig man da auch vorgehen wollte.«
»Im Klartext: Jemand wollte , dass unsere Ankunft im Wloom-System sich verzögert.«
»Davon müssen wir ausgehen. Und wenn Sie mich fragen, wem diese Verzögerung wohl am meisten nützen könnte …«
»Sie haben da jemand im Auge?«
»Mein erster Gedanke war Far Horizon , Captain. Wenn wir zu spät zum Rendezvouspunkt kommen, haben die von der PHOENIX, respektive Far Horizon , ein Argument, um ihre Leute schon mal auf den Planeten der Wloom zu schicken und sich dort nach dem Erbe der Toten Götter umzusehen, ohne dass ihnen dabei jemand vom Star Corps auf die Finger schaut. Einen Geheimdienst wäre für mich zweitrangig, wenn auch nicht unmöglich.«
Frost nickte langsam. Sie teilte Jeffersons Ansicht. Es machte Sinn, zumindest genauso viel wie die Annahme, dass vielleicht irgendeines der verbündeten Sternenreiche auf diese Weise versucht hatte einzugreifen. Beim Wissen der Toten Götter hört offenbar jede Loyalität auf , dachte Frost. Aber damit war wohl zu rechnen.
»Sehen Sie zu, was Sie herausbekommen können, Lieutenant Jefferson«, wies Frost ihren Leitenden Ingenieur an. »Behalten Sie allerdings beide Optionen im Auge. Aber ich möchte Sie bitten, darüber mit niemandem zu sprechen, außer mit mir. Sie wissen – das Schiff hat große Ohren. Und mit Professor von Schlichten haben wir jemanden an Bord, der dem Far Horizon -Konzern, gelinde gesagt, ziemlich nahe steht.«
»In Ordnung, Ma’am.«
*
Auf dem Weg zurück zur Brücke traf Frost in einem der Flure auf Lieutenant John Santos.
Der Rudergänger der STERNENFAUST II hatte erst kurz vor dem voraussichtlichen Bergstromraum-Austritt Schichtbeginn auf der Brücke. Im Moment wurde das Ruder von Fähnrich Lin Al-Qamar bedient, der kurz vor seiner Beförderung zum Lieutenant stand und das inzwischen nahezu genauso gut konnte wie Santos.
»Captain?« Er blieb vor ihr stehen und salutierte kurz.
»Was ist los, Lieutenant?«
»Ich hätte Sie gerne einen Moment gesprochen.«
Frost blieb stehen und warf dabei einen kurzen Blick auf die Chronometer-Funktion ihres Armbandkommunikators.
»Bitte!«
»Wenn wir das Wloom-System erreichen und es sich einrichten lässt, wäre ich gerne beim Außenteam dabei.«
Frost hob die Augenbrauen. »Im Prinzip habe ich nichts dagegen, falls nicht irgendwelche sachlichen Gründe, die sich aus der Situation ergeben könnten, dem widersprechen sollten.«
»Danke, Captain.«
»Nehmen Sie das aber noch nicht als Zusage!«
»Nein, Ma’am.«
»Gestatten Sie eine Frage, Lieutenant: Sie zeigen in letzter Zeit einen deutlich erhöhten Ehrgeiz, was die Teilnahme an Außenmissionen und anderes angeht, wovon einem Star Corps Offizier bewusst sein sollte, dass es sich bei einer Beförderung positiv in der Akten-Datei macht.«
»Das haben Sie durchaus richtig beobachtet, Captain! Ich bin jetzt Mitte zwanzig und bei der derzeitigen Pensionsregelung werde ich wohl noch achtzig Jahre arbeiten müssen.«
»Und wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie diese Zeit nicht im Rang eines Lieutenant verbringen.«
Santos grinste jungenhaft.
»Jedenfalls nicht die ganze Zeit.«
Dana unterdrückte ein Lächeln. »Machen Sie ruhig weiter auf diesem Weg, Mister Santos. Ein erstklassiger Pilot sind Sie schon – aber Sie werden sicher auch lernen, ein erstklassiger Lieutenant Commander und später Commander zu sein, daran zweifle ich nicht.«
»Danke, Ma’am.«
Mit einem erneuten Blick auf die Chronometerfunktion des Kommunikators beendete Dana das Gespräch. »Sie entschuldigen mich jetzt, Lieutenant.«
Santos nahm Haltung an und Dana stellte amüsiert fest, dass er gleich ein paar Zentimeter
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